Trump Can’t Compete with Biden

 

 

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Gegen Biden kommt Trump nicht an

Schon vor vier Jahren hatte Trump zur heißen Phase seinen Wahlkampfmanager ausgetauscht. Doch er scheint selbst nicht an ein gutes Ende zu glauben. Denn die Pandemie überfordert den Präsidenten. Und ihm fehlt Hillary Clinton.

Knapp vier Monate vor der Präsidentenwahl hat Donald Trump nun auf die Rezession, eine sich täglich verschlimmernde Pandemie sowie auf miserable Umfragewerte reagiert – und seinen Wahlkampfmanager ausgetauscht. Da werden Erinnerungen an den Sommer 2016 wach. Auch damals schien sich der Kandidat Trump ein tiefes Loch gebuddelt zu haben. Er hatte sich zum Beispiel mit den muslimischen Eltern eines im Irak gefallenen Amerikaners angelegt, Barack Obama als Gründer der Terrormiliz „Islamischer Staat“ verleumdet und öffentlich spekuliert, dass „Second Amendment people“, also Unterstützer des im zweiten Verfassungszusatz festgelegten Rechts auf Waffenbesitz, seine demokratische Rivalin Hillary Clinton „stoppen“ könnten. Deren Chancen auf einen Erdrutschsieg sahen plötzlich glänzend aus. Trump aber wollte nicht dem Drängen vieler Republikaner nachgeben und sein Auftreten ändern. Er tauschte lieber seinen Wahlkampfchef aus. Auf den gewieften Parteikenner Paul Manafort folgte damals der Scharfmacher Steve Bannon.

Trump mag solche Vergleiche mit dem Jahr 2016, denn damals ging die Geschichte gut für ihn aus. Die Demokraten und alle Beobachter tun gut daran, das nicht zu vergessen, wenn sie den Amtsinhaber jetzt schon abschreiben. Vor allem sollte niemand 16 Wochen vor der Wahl vergessen, wieviel in der Trump-Ära oft in nur einer einzigen Woche geschehen ist. Schon 2016 gelang es Trump, stets das Thema des Tages und damit gewissermaßen die Spielregeln des Wahlkampfs vorzugeben. Als Präsident der Vereinigten Staaten und Oberbefehlshaber hat er dieses Mal ungleich mehr Möglichkeiten, den Einsatz zu erhöhen, um Ablenkungen aller Art zu erzeugen.

Andererseits wäre Trump töricht, wenn er sich mit Blick auf 2016 allzu sicher fühlte, und ganz offensichtlich tut er das auch nicht. Denn die Unterschiede zwischen dem ersten und dem mutmaßlich letzten Wahlkampf seines Lebens sind gewaltig. Sosehr Trump auch versucht, abermals als eine Art Außenseiter-Rambo gegen den „tiefen Staat“ in Washington anzutreten – er ist nun einmal der Amtsinhaber, der seit bald vier Jahren in Washington das Sagen hat. Sosehr Trump dieser Tage auch die Flammen des Kulturkampfs anfacht, um Angst vor der Black-Lives-Matter-Bewegung oder irgendwelchen „Linksradikalen“ zu schüren – von einem nahezu ungebremst wütenden Virus und den verheerenden wirtschaftlichen Folgen der Pandemie lassen sich die Wähler nicht einfach ablenken, indem der Präsident über Bilderstürmer oder Polizeigegner wettert.

Biden korrupt und senil? Die Massen ziehen nicht mit

Sosehr sich Trump schließlich abmüht, seinen aktuellen Rivalen Joe Biden wahlweise als korrupt oder senil abzustempeln – es verfängt nicht richtig. Denn die Charakterzüge von Biden, die tatsächlich gewisse Zweifel an der Eignung des 77 Jahre alten Demokraten für das höchste Staatsamt wecken könnten, sind gleichsam mildere Varianten von Trumps dominanten Eigenschaften. Auch Biden ist ein selbstgefälliger Dampfplauderer, der sich häufig in seinen Gedanken verheddert und dann unsanft in einem Fettnäpfchen landet. Biden geht nur die kämpferische Bösartigkeit ab, die Trump dabei eigen ist.

Der frühere Senator und Vizepräsident Biden zählt zwar wie Hillary Clinton seit Jahrzehnten zur politischen Elite des Landes, aber er trägt nicht halb so viel Ballast wie die einstige First Lady, Senatorin und Außenministerin mit sich herum. Der weiße Mann Biden war einfach nie ein Angriffsziel, wie es Hillary Clinton oder auch der Afroamerikaner Barack Obama für viele Rechte seit dem Beginn ihrer politischen Karrieren gewesen sind. Das hat eher wenig mit politischen Positionen zu tun; da gibt es von Kriminalitätsbekämpfung bis Irak-Krieg auch in Bidens Bilanz manchen Fleck.

Anders als bei Clinton gibt es aber an Bidens Familienleben wenig herumzudeuteln. Die Schicksalsschläge, die er 1972 beim tödlichen Verkehrsunfall seiner ersten Frau und Tochter sowie 2015 beim Krebstod seines älteren Sohnes erlitten (und politisch ausgeschlachtet) hat, machen ihn für viele Amerikaner menschlich und nahbar. Hillary Clintons kühle Loyalität zu ihrem untreuen Ehemann Bill machte sie in den Augen vieler Landsleute dagegen nur zu einer machthungrigen Politikerin. Trumps Parole „Lock’er up“ (Sperrt sie ein!”) fiel schon deshalb 2016 auf fruchtbaren Boden. Gegen Joe Biden ließen sich die konservativen Massen selbst dann nicht in gleicher Weise mobilisieren, wenn Trump wieder Arenen füllen dürfte.

Trump fürchtet Biden schon lange

Trumps politischer Instinkt hat ihn insofern nicht getrogen: Der Präsident hatte in Biden immer schon den gefährlichsten seiner potentiellen Gegner gesehen. Doch in Zeiten der Pandemie hilft dem amtierenden Präsidenten sein politischer Instinkt nicht viel. Anders als das Chaos, das Trump seit 2017 in der Handels-, Syrien oder Migrationspolitik gestiftet hat, betrifft die Corona-Politik fast alle Amerikaner. Wenigstens einige jener Leute, die vor vier Jahren mit leuchtenden Augen einen Bulldozer nach Washington geschickt hatten, erkennen nun den Wert soliden Krisenmanagements einer funktionierenden Bundesverwaltung. Ihnen hat Trump nichts mehr zu bieten.

Er hat noch nicht einmal eine Antwort auf die Frage, was er in einer zweiten Amtszeit als Präsident tun würde. Sein Lieblingsmoderator Sean Hannity vom Sender Fox News hatte Trump die Frage in gewohnt liebedienerischer Weise Ende Juni auf Fox News gestellt: Wenn ihn die Moderatoren im Fernsehen zum Sieger der Wahl erklärt hätten, so Hannity, was seien danach seine Prioritäten? Die Antwort des kalt erwischten Präsidenten ist so vielsagend, dass es sich lohnt, sie im Ganzen zu zitieren: „Naja, eine der Sachen, die wirklich großartig sein werden – weißt du, das Wort ‚Erfahrung‘ ist immer noch gut. Ich sage immer, dass Talent wichtiger ist als Erfahrung. Das habe ich immer gesagt. Aber das Wort ‚Erfahrung‘ ist ein sehr wichtiges Wort. Es hat eine sehr wichtige Bedeutung. Ich hatte das nie zuvor gemacht, ich hatte nie in Washington übernachtet. Ich war glaube ich 17 Mal in Washington gewesen, und plötzlich bin ich Präsident der Vereinigten Staaten, du kennst die Geschichte, ich werde mit unserer First Lady die Pennsylvania Avenue (vom Kapitol zum Weißen Haus, Anm. d. Red.) entlanggefahren und ich sage: ,Das ist großartig.‘ Aber ich kannte kaum jemanden in Washington, das war nicht mein Ding. Ich kam aus Manhattan, aus New York. Jetzt kenne ich alle. Und ich habe großartige Leute in der Regierung. Man macht Fehler, mit Idioten wie (Trumps früherem Sicherheitsberater John) Bolton, der nur eines wollte: alle Welt zu bombardieren. Man muss nicht alle Welt bombardieren. Man muss Leute nicht töten.“

2016 war Trump gewählt worden, weil am Ende in den entscheidenden Staaten mehr Menschen einen radikalen Wandel wollten als eine faktische Fortsetzung der Obama-Präsidentschaft. Viele dieser Wähler waren sicher, dass Trump unter der Last des Amtes automatisch präsidialer werden würde. Das hat sich als großer Irrtum erwiesen, und Trump fällt nicht mehr ein, als den Leuten noch mehr von seinem Narzissmus und von seiner erratischen Politik zu versprechen.

Im Sommer 2016 gab Trumps neuer Wahlkampfchef Steve Bannon die Parole aus: „Lasst Trump Trump sein.“ Er hatte erkannt, dass ein vom Partei-Establishment zurechtgebogener Trump erst recht keine Chance auf den Sieg haben würde. Dieses „Establishment“ ist längst abgemeldet. Doch selbst unter den Trumpianern in Washington ist die Sorge mit Händen zu greifen, dass Trump in der gegenwärtigen Krise viel zu sehr Trump bleibt. Doch zu mehr ist der Präsident nicht fähig.

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