Donald Trump in the White House Doesn’t Mean It’s the End of the World

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Trump im Weißen Haus muss nicht das Ende aller Tage bedeuten

Auch wenn Trump sich im Wahlkampf wild gebärdet – er wird nicht Putin die Ukraine auf dem Silbertablett servieren. Sonst wäre Europa für Amerika dauerhaft verloren, und die asiatischen Verbündeten würden das Vertrauen verlieren. Auch ein Trump hat geopolitische Fesseln.

Die Europäer neigen dazu, in Donald Trump einen Komödien-Cäsar zu sehen, der in üppig auftrumpfender Vulgarität und Rücksichtslosigkeit mehr gefürchtet denn belächelt wird. Ob der Präsidentschaftskandidat der US-Republikaner die Wahl gewinnen, ob er sein Land derart verändern wird, dass die Demokratie Schaden nimmt – wer kann es sagen? Die Deutschen jedenfalls nicht.

Sie haben seinen Wahlsieg 2017 für ausgeschlossen gehalten. Genauso wie sie damals zielsicher fehlgingen, gehen sie heute felsenfest davon aus, Trump werde wieder ins Weiße Haus einziehen. Man muss es selbstkritisch eingestehen: Auch wenn fast jeder nach Dutzenden amerikanischer Netflix-Serien glaubt, das Land zwischen Pazifik und Atlantik zu kennen, bleiben die Vereinigten Staaten frei nach Churchill ein Rätsel, umgeben von einem Mysterium, das in einem Geheimnis steckt.

Und Trump? Wir werden es sehen. Nur eines sollte im Fall Trumps und jedes anderen kommenden US-Präsidenten bedacht werden: Es gibt geostrategische und außenpolitische Interessen, die auf die Herren (oder Damen) im Weißen Haus wie die Taue wirken, mit denen die Liliputaner Gulliver gefesselt hatten.

Wird Trump Russlands Präsident Wladimir Putin die Ukraine auf einem Silbertablett servieren? Es ist schwer vorstellbar, dass der größte Narzisst in Washington seit Anfang des 20. Jahrhunderts tatsächlich als ein Präsident in die Geschichte eingehen will, der Europa für Amerika dauerhaft verloren hat.

Sorge um die Verbündeten in Asien

Darüber hinaus wird es selbst einem Isolationisten wie Trump irgendwann dämmern: Wenn Amerika die Ukraine und Europa fallen lässt, werden sich sämtliche asiatischen Verbündeten im Glauben von den USA abwenden, im Zweifelsfall von ihnen im Stich gelassen zu werden. Vorbei wäre es mit der amerikanischen Supermacht.

Trump selbst hat nun seine Aussage relativiert, die Verbündeten der Nato aufzugeben, wenn diese nicht genügend Geld für ihre Verteidigung aufbringen. Es sei seine Verhandlungstaktik, so der Präsidentschaftskandidat, mit dieser Holzhammermethode alle zum Zwei-Prozent-Ziel der Nato zu bewegen.

Ob tatsächlich er dafür verantwortlich ist oder eher der Krieg in der Ukraine, sei dahingestellt. Trump im Weißen Haus jedenfalls muss nicht das Ende aller Tage bedeuten. Unabhängig davon: Wann kommen die Europäer endlich zu der Einsicht, dass es demütigend für Europa ist, alle vier Jahre zittern zu müssen, wer ins Weiße Haus einzieht?

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