Joe Biden Must Withdraw Now: It’s the Only Chance for the Democrats

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Joe Biden muss sich jetzt zurückziehen, das ist die einzige Chance für die Demokraten

Das Comeback von Joe Biden läuft nicht gut. Der Druck bei den Demokraten steigt, dass er den Weg frei macht für einen anderen Kandidaten. Das sollte möglichst schnell geschehen.

Diese Woche muss Joe Biden beweisen, dass er die Weltmacht noch führen kann. Er gibt Blitzinterviews an Fernsehen und Radio. Am Nato-Gipfel in Washington markierte er Stärke. Zwischendurch telefoniert er mit unzähligen wichtigen Stakeholdern der Demokraten, mit Kongressabgeordneten, Gewerkschaftsführern, Geldgebern. Es lässt sich schon jetzt sagen: Es läuft nicht so, wie es sich Joe Biden und seine Entourage wünschen.

Joe Biden schafft es nicht mehr. Seine Auftritte bei der Nato wirken forciert oder unfreiwillig komisch. Ein Greis, der mit politischen Muskeln spielt und seine brüchige Stimme laut erhebt, wirkt nicht kraftvoll. Er wirkt verzweifelt bemüht. Joe Biden kann zwar durchaus dem Geschehen des Gipfels folgen, und seine Eröffnungsrede gelang einigermassen dank Teleprompter. Aber das reicht nicht. Die Bilder und Kurzvideos der Patzer und Aussetzer des Präsidenten am Nato-Treffen gehen trotzdem viral, und sie bestätigen, was inzwischen für alle augenscheinlich ist: Dieser Präsident ist nicht fähig für eine zweite Amtszeit. Er gehört spätestens Ende Jahr in den wohlverdienten Ruhestand.

Augenzeugen des Zerfalls

Gleichzeitig will seine Kampagne all das ungesehen machen. Sie versucht skeptische Verbündete zu überzeugen, dass der offensichtliche kognitive Abbau von Joe Biden eine blosse Schimäre sei. Der Präsident sei der beste Kandidat, um Donald Trump zu besiegen, lautet das am häufigsten verwendete Argument der Biden-Leute. Immerhin habe er ihn schon einmal besiegt. Dabei unterlassen sie es, Fakten für diese Behauptung zu liefern, wie es besorgte Demokraten verlangen.

Hinzu kommt: Biden ist nicht mehr der Mann, der er vor vier Jahren war, während Trump er selbst geblieben ist. Immer mehr Augenzeugen aus dem engsten Kreis, wie diese Woche der Schauspieler und Biden-Freund George Clooney, berichten vom rapiden Zerfall von Präsident Biden. Clooney ist ein wichtiger demokratischer Fundraiser in Kalifornien und veranstaltete kürzlich einen Grossevent in Los Angeles mit Joe Biden und Barack Obama.

Es tut weh, bestimmt. Es tut weh, zuzuschauen, wie sich ein einst mächtiger Mann selbst demontiert, wie er seine Würde und sein Ansehen verspielt, weil er die Realität seines Alterns verdrängt. Vor allem für Demokraten, die nahe am Machtzentrum sitzen, muss das ein schwieriger Moment sein. Die Mehrheit der demokratischen Politiker und Funktionäre steht offiziell weiterhin hinter Biden, doch die Schutzmauer um den beeinträchtigten Präsidenten bröckelt schnell.

Inzwischen äussern auch führende Stimmen der Demokraten Besorgnis. Die frühere Speakerin und Grande Dame der Demokraten, Nancy Pelosi, drängt den Präsidenten dazu, eine schnelle Entscheidung zu treffen. Die Zeit dränge. Da Biden sich bereits entschieden hat, nur zurückzutreten, wenn Gott, der Allmächtige, es befehle, ist klar, was Pelosi meint: den Rückzug. Ihre Formulierung in der prominenten Morgensendung von MSNBC signalisiert den Demokraten, dass sie den Rückzug nun öffentlich fordern dürfen, ohne Angst vor den Folgen.

Und ja, die Uhr tickt gnadenlos für die Demokraten. Ein neuer Kandidat, eine neue Kandidatin müsste gefunden und am Parteitag der Demokraten vom 19. bis 22. August nominiert werden. Mit jedem Tag, der verstreicht, wird die Chance kleiner, dass sich das in einem ordentlichen Prozess tun lässt. Die Rampe aus dem Schlamassel heraus wird immer kürzer. Die Wahrscheinlichkeit, dass Donald Trump im November als Sieger hervorgeht, wächst.

Parteitag als spannende Show

Noch können die Demokraten die Kehrtwende schaffen, um sich für den heissen Wahlkampf gegen Trump im Herbst zu rüsten. Eine frische Kandidatur stellt für die Demokraten in dieser dunklen Stunde der Parteigeschichte eine wirkliche Chance dar. Von jetzt an bis und mit dem Parteitag in Chicago könnten sie die amerikanische Aufmerksamkeitsökonomie beherrschen.

Am Fernsehen und online würden engagierte und jüngere Demokraten debattieren, wer von ihnen Trump besiegen kann. Ein sogenannt wilder Parteitag würde zur spannendsten Show der Saison. Die Republikaner hingegen hätten mit ihrem altbekannten Kandidaten plötzlich Mühe, Schlagzeilen zu machen – die Währung, mit der Donald Trump am liebsten spielt.

Dieser feiert an seinen Wahlkampfveranstaltungen bereits den Erdrutschsieg. Dieses Szenario können die Demokraten vielleicht noch abwenden, wenn es ihnen gelingt, in letzter Minute ihre Probleme zu lösen. Sie müssten zum Beispiel einen Weg finden, damit sich die unbeliebte Vizepräsidentin schnell profilieren kann. Um Kamala Harris, eine Politikerin mit asiatisch-afroamerikanischen Wurzeln, kommen die Demokraten bei einer Nominierung wohl kaum herum, wollen sie nicht wichtige Wählergruppen vergraulen. Zudem steht der Name Harris bereits auf dem Ticket, dem bisher rund 240 Millionen Dollar Spendengelder zugeflossen sind.

Chancenlos ist eine Kandidatur von Harris trotz vielen Unkenrufen nicht: Die 59-jährige ehemalige Generalstaatsanwältin von Kalifornien ist eine gewiefte Debattiererin und würde zusammen mit einem geeigneten Partner auf dem Ticket den Wählern mindestens eine kontrastreiche Alternative zu Trump bieten.

Letztlich kommt es auf Joe Biden an. Zieht er sich freiwillig zurück, kann eine Übergabe jetzt noch rechtlich und technisch reibungslos erfolgen. Weigert er sich, und es kommt zur Meuterei der Partei, wird es chaotisch. Bleibt er trotz allem, müssen sich die Demokraten auf eine bittere, selbstverschuldete Niederlage gefasst machen.

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