Harris’ Siegeschancen gegen Trump: Weg mit der rosaroten Brille
Die Reaktionen auf das TV-Duell der US-Spitzenkandidaten legen nahe, dass ein Sieg der Demokratin Harris greifbar ist. Oder ist das nur eine Wunschvorstellung?
Der Tenor in den Tagen nach der TV-Debatte zwischen Kamala Harris und Donald Trump ist eindeutig: Kamala Harris hat das Ding gerockt. Donald Trumps Auftritt war mies. Sogar republikanische Parteikollegen und traditionell Trump-freundliche Medien stellten dem Ex-Präsidenten ein schlechtes Zeugnis aus.
Daran ist per se nichts falsch. Trump machte objektiv keine gute Figur. Aber objektiv sind die Gründe nicht, warum US-Wählerinnen und -Wähler ihre Stimme wieder dem Republikaner geben. Das war schon 2016 so, als die demokratische Kandidatin Hillary Clinton ihren Gegenspieler Trump in der Debatte zwar alt aussehen ließ, letztlich aber doch verlor.
Kopf an Kopf
In allen sieben Swing-States liegen Trump und Harris derzeit innerhalb der Schwankungsbreite Kopf an Kopf. Die TV-Debatte wird daran wohl nicht viel ändern, denn dass Trump lügt, politisch inkompetent ist und ohne moralischen Kompass, war bereits vorher allen Unentschlossenen klar. Ebenfalls unverändert nach der Debatte: Harris’ großer Schwachpunkt bleibt die schwächelnde Wirtschaft. Für die machen die Menschen freilich die aktuelle Regierung mitverantwortlich.
Hierzulande freuen sich die allermeisten über die Duellklatsche für Trump. Den Europäern und Europäerinnen liegt Harris mehr, sie scheint uns gemäßigter. Nicht aber den US-Amerikanern. Die geben in Umfragen mehrheitlich an, dass sie Trump als den politisch gemäßigteren Kandidaten sehen. Wir sollten die rosarote Brille vorerst wieder ins Regal legen. (Manuela Honsig-Erlenburg, 12.9.2024)
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