Trump Is Not the Only One Who Successfully Plays on Fear

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Das Spiel mit der Angst beherrscht nicht nur Trump

Im Endspurt des US-Wahlkampfs will Kamala Harris vor allem schwarze Männer motivieren, für sie zu stimmen. Dabei sollte sie Enthusiasmus entzünden und keine Angst schüren

Es sind keine zwei Wochen mehr, bis sich entscheidet, wer ins Weiße Haus einziehen wird. Donald Trumps Rhetorik eskaliert im Endspurt des US-Wahlkampfs noch einmal. Hat er seine Gegnerin Kamala Harris bisher bereits als “geistig behindert” bezeichnet, legt er nun nach. Sie habe einen “geringen IQ” und könnte ein Alkohol- oder Drogenproblem haben. In Florida packte Trump sogar den rassistisch konnotierten Vorwurf aus, dass die Demokratin “höllisch faul” sei und “sie diesen Ruf hat”.

Dass der ehemalige Präsident untergriffig und rassistisch ist, überrascht niemanden, der die politische Karriere des Republikaners verfolgt hat. Auch dass sich einmal mehr ein Wegbegleiter Trumps mit Vorwürfen gegen ihn zu Wort gemeldet hat, dürfte keine Wählerin und keinen Wähler davon abschrecken, ihm die Stimme zu geben. Diesmal war es John Kelly, Trumps eigener Stabschef im Weißen Haus, der vor Trump und seinen diktatorischen Gelüsten warnte.

Die US-Medien überrascht jedoch, dass Harris in einer Wählergruppe verliert, die für die Demokraten sonst immer als sichere Bank gegolten hat: der schwarzen Bevölkerung. Die Aufregung war groß, als eine Umfrage der New York Times nahelegte, dass nur 78 Prozent aller schwarzen Wählerinnen und Wähler für Harris stimmen würden – für Joe Biden waren es vor vier Jahren noch 87 Prozent. Dabei performt die Demokratin, die als erste schwarze US-Präsidentin in die Geschichte eingehen könnte, vor allem unter schwarzen Männern schlecht. Dort liegt ihre Zustimmung überhaupt nur bei 70 Prozent.

In Sachen Wirtschaft

Doch wandern die restlichen 30 Prozent nun automatisch an Trump? Ausgerechnet jenen Mann, der nichtweiße Menschen als Menschen mit “schlechten Genen” bezeichnet und als Unternehmer nicht an sie vermieten wollte? Zum Teil. Tatsächlich können sich 20 Prozent vorstellen, für Trump zu stimmen. Dabei geht es aber nicht darum, dass er ein Mann und Harris eine Frau ist – zumindest nicht nur. Vielmehr traut fast die Hälfte aller schwarzen Männer in den USA Trump ein gutes Gespür in Sachen Wirtschaft zu – bei dem einen Thema, bei dem der Ex-Präsident von Beginn an die Nase vor Harris hatte. Wenn also Barack Obama den schwarzen Männern bei einer Wahlkampfveranstaltung pauschal Sexismus vorwirft, weil sie nicht Harris wählen wollen, dann greift das zu kurz.

Die Demokratin wäre nun gut darin beraten, der Wählergruppe Konzepte vorzulegen, um sie für sich zu gewinnen. Kurz vor Schluss versucht Harris das mit ihrer “Agenda der Chancen für schwarze Männer”. Darin fordert sie erlassbare Kredite für schwarze Unternehmer, bessere Arbeitsplätze für Menschen mit geringer Bildung oder die Erforschung von Krankheiten, von denen vor allem schwarze Männer betroffen sind, wie der Sichelzellenkrankheit. Doch schafft sie es nicht, die Menschen dafür zu begeistern. In Interviews greift sie noch immer lieber zur Angstmache in Bezug auf Donald Trump.

Dabei bräuchte es nun eine positive Zukunftsvision, die noch einmal für Enthusiasmus unter Wählern sorgt und alle Wahlgruppen – vor allem in den Swing-States – an die Urnen bringt, statt schlechtes Gewissen und düstere Zukunftsszenarien, die den Leuten die Hoffnung nehmen und sie zu Hause bleiben lassen. (Bianca Blei, 23.10.2024)

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