The United States wants more German soldiers for Afghanistan. But before Germany agrees, the government has to clarify its objectives in this war.
For the first time in Germany’s modern history, a member of the government has had to step down because of German involvement in a foreign war. For a long time, German foreign policy was able to hold itself aloof by pointing to the nation’s history, particularly during World War II, in order to justify non-intervention; it also enjoyed media and public approval because of its pacifist positions.
Since reunification, however, Germany has lost any credible justification among world nations to flatly avoid interventionist policies. It is immaterial that a few romantics in the opposition parties try to convince voters that German foreign policy could return to those pre-reunification days. The fact is, a large majority in parliament favors German involvement in Afghanistan. All political factions, with the exception of the Left Party, accept the notion that Germany will have to revise its approach to problems in global politics. But a challenge remains for the government and its at times overburdened officials: how to handle this difficult problem. An answer is owed not only to those involved in party politics, but also to the soldiers sent to Afghanistan by an overwhelming majority in their government.
Germany is now involved for the first time in an opaque mélange of international, transnational and national politics, made all the more difficult by the Afghan government’s involvement in the narcotics trade and accusations of internal corruption. All this comes close to explaining the clumsy actions and reactions of German government officials. Even the foreign press, including the New York Times, is expressing sympathy over Germany’s foreign policy troubles.
But other than a general acceptance of the Afghanistan campaign, those responsible for Germany’s participation in it find it difficult to answer direct questions connected with it, such as whether it is actually a war or not, and whether the German soldiers killed there should be regarded as having been killed in wartime action. They are also finding it difficult to explain the balancing act between defending democratic freedoms and fighting terror.
This dilemma, and hence the necessary degree of democratic transparency, may have contributed to the fall of ex-Defense Minister Jung. Instead of immediately announcing the number of civilians killed in the air strike on hijacked oil tankers called in by the German military and apologizing for the error, the government tried to cover up the incident in the hope that, after a few weeks, people would no longer be interested in combat reports from Kundus.
Answers to the Afghanistan question are certainly not simple, especially for the people of Afghanistan. How valuable are water wells and schools given that, although they represent western standards and give the appearance of prosperity, their construction increases the danger of terrorist attacks and they thus become an issue of life and death?
Perhaps we should simply reflect on how we would react to situations in our own country like those faced by the Afghans in the past few months. Would we send our children to American-built schools or into the streets to fetch water from wells dug by western aid workers? And would we not worry that these schools and wells would have since ceased to exist had it not been for the western troops guarding them after they were built? From the Afghan point of view, there remains the question of support; the West can only hope for the support of the people against the Taliban and al-Qaeda if it remains credible. That is why a massive surge of German troops like the one proposed by the American president has to be considered.
Is such a thing even realistic these days in Germany? A way to start might be to consider the consequences of various scenarios and the formulation of different goals understandable to the German people. In view of the severity and complexity of the situation in Afghanistan, these scenarios could not be universally applicable. But a troop increase with a time limit oriented toward a specific legislative period would surely increase the transparency of the decision and the allocation of accountability as opposed to what voting would accomplish.
Furthermore, substantive goals backed up by metrics must be set so that improvements in the national situation may be measured, for example by school attendance numbers, quantity of wells completed, or improvements in the security situation.
This approach would have the added advantage of the West being able to set goals for the Afghan government in the areas of rooting out corruption or combating the narcotics trade. It is neither the Afghan people nor the German people who should decide why soldiers and civilian aid workers should risk their lives just to enrich the lives of a few people.
Die unbeholfenen Deutschen
Thomas König
30.11.2009
Die USA wollen mehr deutsche Soldaten in Afghanistan. Doch dafür muss die Bundesregierung erst einmal ihre Ziele in diesem Konflikt klarstellen.
Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik trat ein Minister wegen der Folgen eines Auslandseinsatzes der Bundeswehr zurück. Lange Zeit konnte sich die deutsche Außenpolitik mit Verweis auf die deutsche Geschichte und den Zweiten Weltkrieg von kriegerischen Konflikten und Interventionen fernhalten und durch friedenspolitische Auftritte an Reputation in den Medien und der Öffentlichkeit gewinnen.
Seit der Wiedervereinigung fehlt jedoch die deutsche Legitimation, sich der Interventionspolitik der internationalen Staatengemeinschaft grundsätzlich zu verweigern. Auch wenn einige Oppositionsromantiker den Wählern glaubhaft machen wollen, dass man die deutsche Außenpolitik zurück in die Vorvereinigungszeit versetzen könne, unterstützte bislang eine große Bundestagsmehrheit den Einsatz in Afghanistan. Deutschland wird – das steht bei allen Parteien außer der Linken außer Frage – seinen Umgang mit den weltpolitischen Problemen revidieren müssen. Die Frage ist jedoch, wie diese schwierige Aufgabe von der Regierung und ihren teilweise überforderten Vertretern bewältigt werden soll. Die Antwort ist nicht nur dem parteipolitischen Wettbewerb, sondern auch den Soldaten geschuldet, die vom Bundestag mit großer Mehrheit nach Afghanistan geschickt wurden.
Deutschland ist erstmals in eine undurchsichtige Gemengenlage von internationaler, transnationaler und nationaler Politik involviert, die durch den Drogenhandel und die Korruptionsvorwürfe gegenüber der afghanischen Regierung nicht einfacher wird. Das alles lässt einen die unbeholfenen Aktionen und Reaktionen der Verantwortlichen fast schon verständlich erscheinen. Selbst in der ausländischen Presse wie der New York Times ist bereits Mitleid mit der deutschen Außenpolitik formuliert worden.
Aber abgesehen von einem allgemeinen Bekenntnis zum Afghanistaneinsatz, tun sich die deutschen Verantwortlichen sehr schwer, auf konkrete Fragen eine Antwort zu geben, wie beispielsweise, ob es sich um einen Krieg handelt und deutsche Soldaten, die in Afghanistan gestorben sind, als Gefallene zu bezeichnen sind. Auch fällt es ihnen schwer, den Spagat verständlich zu machen, der in der Wahrung demokratischer Freiheitsrechte einerseits und dem Schutz vor Terror andererseits besteht.
Dieses Dilemma und damit auch das notwendige Ausmaß an demokratischer Informationspflicht dürfte zum Sturz von Ex-Verteidigungsminister Jung beigetragen haben. Anstatt sofort die zivilen Opfer zu benennen und sich zu entschuldigen, wurde versucht, die Geschehnisse zu vertuschen in der Hoffnung, dass sich nach einigen Wochen niemand mehr für die Berichte aus Kundus interessieren würde.
Dabei sind die Antworten auf die Afghanistanfrage sicherlich nicht einfach, erst recht nicht für die Menschen in Afghanistan. Wie viel Wert haben ein Brunnen oder eine Schule, die westliche Standards und die Aussicht auf Wohlstand schaffen, deren Bau jedoch die Terrorgefahr erhöht und deshalb die Frage nach eigenem Leib und Leben aufwerfen?
Vielleicht sollte man einfach überlegen, wie man sich hierzulande angesichts solcher Gefahren verhalten würde, die im Laufe der letzten Monate in Afghanistan zugenommen haben. Würden wir unsere Kinder in diese Schule oder auf die Straße schicken, um aus diesen von westlichen Helfern gebohrten Brunnen Wasser zu holen? Und würden wir nicht auch Zweifel bekommen haben, ob die westliche Welt zum Bau dieser Brunnen und Schulen mittelfristig steht, wenn nicht für ihren Schutz durch Soldaten gesorgt wird? Aus afghanischer Sicht besteht also weiterhin eine Nachfrage nach Unterstützung, und der Westen kann die Bevölkerung nur im Kampf gegen Taliban und al-Qaida gewinnen, wenn er glaubwürdig bleibt. Dafür müsste aber – so, wie vom amerikanischen Präsidenten – über eine massive Truppenaufstockung Deutschlands nachgedacht werden.
Kann man dies in Deutschland heutzutage noch vermitteln? Ein erster Weg könnte darin bestehen, über die Konsequenzen verschiedener Szenarien nachzudenken und Zielsetzungen zu formulieren, die von der deutschen Bevölkerung verstanden werden. Angesichts der schwierigen und komplizierten Lage in Afghanistan können diese Szenarien nicht für jede denkbare Situation zutreffen. Aber eine Truppenaufstockung mit einem zeitlichen Ziel, das sich an einer Legislaturperiode orientiert, würde sicher die Transparenz der Entscheidung und die Zurechenbarkeit der Verantwortung erhöhen, die dann bei der Wahl zur Abstimmung stünde.
Weiterhin müssten endlich inhaltliche Ziele gesetzt werden, die eine nachvollziehbare Verbesserung der Lage in dem Land belegen können, beispielsweise über den Besuch von Schulen, den Bau von Brunnen oder Verbesserung der Sicherheitslage.
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Diese Vorgehensweise hätte auch den Vorteil, dass man die afghanische Regierung mit Zielen zur Korruptionsbekämpfung und zum Drogenhandel konfrontieren kann. Denn es ist weder der afghanischen noch der deutschen Bevölkerung zu vermitteln, warum Soldaten und andere Helfer für eine Regierung ihr Leben aufs Spiel setzen sollen, deren Mitglieder sich persönlich bereichern.
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The attempted assassination of Hamas negotiators marks a turning point. ... Added to the genocide and ethnic cleansing in Gaza, international law has finally died.
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