The U.S. president has a credibility problem: America has been supporting Arab dictators for far too long. Plus, he personally hasn’t lived up to his Cairo speech.
It was pure coincidence that just at the same time Egypt’s demonstrators upset America’s perceptions and strategies for the Middle East, nearly every American ambassador had assembled in Washington for a conference. More than 300 of them, from every major world capital. Only the ambassador to Egypt was missing, as she was urgently needed in Cairo.
Secretary of State Hillary Clinton had exactly the right message ready and waiting for them. America’s foreign policies would have to become more innovative, more creative — and more proactive. What she didn’t include was that they also had to be a bit more decisive and courageous.
In the many discussions about Egypt there are more than enough know-it-alls accusing the U.S. government of limping along after the fact, blind to growing discontent in the Arab world and oblivious to the social divisions and political repression there. But ask them if they personally saw the revolution coming and all they can do is sheepishly shake their heads.
Nevertheless, it’s a bitter fact that it was Obama, of all people, who delivered the famous Cairo speech to the Islamic world in which he warned Arab dictators and despots to base their power in popular support — and not in corruption and tyranny. And that it was this president who failed to steadfastly support this position both privately and publicly.
And it’s just as bitter that his secretary of state, who authored a book on the importance of human rights and civil society, who bravely spoke up for common people at a global women’s conference in Peking during the 1990s and who promised, as the new secretary of state, to lay the groundwork for these civil duties during her tenure, is Hillary Clinton, who failed to pursue these goals with steadfast determination.
As with all the others, the Obama administration all too quickly subordinated human rights to strategic interests and at best only supported the oppressed behind the scenes, all the while continuing the policies put in place by George W. Bush that froze and in some cases even eliminated financial help for human rights and women’s organizations.
Maybe it’s unfair but Obama, in consciously rejecting George W. Bush’s fatal policies and deciding on aggressively using the rhetoric of democracy, is not seen in the Arab world as an inflexible freedom fighter and defender of the people’s will despite being a Nobel Peace Prize laureate. His human rights voice was far too muted and cautious to be heard by the beleaguered masses in the streets of the Middle East.
America is in the midst of a serious dilemma. First, demonstrators from Tunisia to Yemen depend on the only remaining global superpower to influence and change their dictatorial rulers. Second, they refuse to tolerate any U.S. partisanship in their internal political affairs. It’s universally understood that as soon as Washington publicly backs one politician it’s the kiss of death for him. From that point on, he would be seen only as America’s stooge.
And Obama has another problem. Should the Middle East avoid sinking into the chaos of new military dictatorships or theocracies, and should the populist uprisings actually result in political reforms, free elections and eventually evolve into liberal democracies, then the president and his administration must use their influence immediately before the people’s dissatisfaction dissipates. It has to be done despite whatever other priorities there may be. As Mikhail Gorbachev once remarked, “Life punishes those who delay.”
Moreover, the sought-after orderly change can only be realized if the United States can convince its autocratic allies to share their power now and perhaps sooner or later even relinquish it altogether. It might seem schizophrenic, but the United States has to make allies of the old regimes, the royalty and the generals and make them partners in the democratic revolution. The Obama administration knows that, and, in concert with the Egyptian leadership, it is pressing for Mubarak’s immediate resignation and the institution of a political reform process.
Nevertheless, it’s a gigantic challenge at a moment when America’s power in the Middle East continues to wane.
Die Versäumnisse der Regierung Obama
Von Martin Klingst
4.2.2011
Der US-Präsident hat ein Glaubwürdigkeitsproblem: Amerika hat Arabiens Despoten zu lange gestützt. Und er selbst wird seiner Kairoer Rede nicht gerecht. Ein Kommentar
Der Zufall will es, dass just in dem Augenblick, da Ägyptens Demonstranten Amerikas Gewissheiten und Strategien für den Mittleren Osten auf den Kopf stellen, sich in Washington fast sämtliche US-Botschafter zu einer Konferenz versammelt haben. Mehr als 300, aus allen wichtigen Hauptstädten der Welt. Nur die Botschafterin für Ägypten muss Stallwache halten und bleibt in Kairo.
Außenministerin Hillary Clinton hatte auch gleich die passende Botschaft für sie parat. Amerikas Außenpolitik müsse innovativer, kreativer – und vorausschauender werden. Was sie nicht sagte: Wohl auch ein wenig entschiedener und mutiger.
In den vielen Debattenrunden zu Ägypten gibt es derzeit reichlich Neunmalkluge, die der amerikanischen Regierung vorwerfen, hinter den Ereignissen herzuhinken, blind gewesen zu sein für den wachsenden Unmut der arabischen Bevölkerungen, für die soziale Kluft und die politische Unterdrückung. Aber fragt man sie, ob sie selber die Revolution vorausgesehen hätten, schütteln sie verlegen den Kopf.
Gleichwohl bleibt es bitter, dass ausgerechnet Barack Obama, der in seiner berühmten Rede an die islamische Welt in Kairo die Despotien und Diktaturen Arabiens mahnte, ihre Macht auf Zustimmung aufzubauen – und nicht auf Korruption und Gewaltherrschaft. Dass ausgerechnet dieser Präsident es versäumt hat, diese Einsicht immer wieder standhaft einzuklagen, privat und öffentlich.
Es ist ebenso bitter, dass seine Außenministerin, die ein Buch über die Bedeutung der Menschenrechte und Zivilgesellschaften schrieb; die in den neunziger Jahren auf einer Weltfrauenkonferenz in Peking mutig für die Unterdrückten Partei ergriff; und die als neue Außenministerin versprach, ihren diplomatischen Dienst gerade auf diese zivilen Aufgaben vorzubereiten, dass diese Hillary Clinton ihre Vorsätze nicht im Amt mit aller Entschiedenheit verfolgte.
Wie immer ordnete auch die Obama-Regierung Menschenrechte allzu schnell strategischen Interessen unter, setzte sich allenfalls hinter den Kulissen für Verfolgte ein – und hielt einstweilen an der Politik der Vorgängerregierung Bush fest, finanzielle Hilfe für Bürgerrechtsgruppen und Frauenvereine in Diktaturen einzufrieren oder gar einzustellen.
Es mag ungerecht sein: Aber Obama, der in Abkehr von der fatalen Politik George W. Bushs bewusst auf eine aggressive Demokratierhetorik verzichtet hat, dieser Friedensnobelpreisträger wird in der arabischen Welt nicht als unbeugsamer Freiheitskämpfer und Verteidiger des Volkswillen wahrgenommen. Seine Menschenrechtstöne waren zu leise und zu vorsichtig, um von den gebeutelten Menschen auf Arabiens Straßen gehört zu werden.
Amerika steckt in einem schweren Dilemma. Zum einen setzen die Demonstranten von Tunesien bis Jemen immer noch auf die einzig verbleibende Supermacht und hoffen, dass ihr Einfluss ebenso mäßigend wie verändernd auf die Despoten wirkt. Zum anderen verbitten sie sich von Washington die Parteinahme für irgendeine bestimmte Oppositionsbewegung oder irgendeinen bestimmten Oppositionspolitiker. Überall heißt es, sobald das Weiße Haus einen Namen nenne, werde damit ein sicheres Todesurteil über die Genannten gefällt. Fortan würde man sie nur noch als Handlanger Amerikas sehen.
Obama steckt in einer weiteren Klemme. Soll der Mittlere Osten nicht im Chaos versinken, in neuen Militärdiktaturen oder Gottesstaaten, sollen die Volksaufstände zu politischen Reformen, freien Wahlen und eines Tages zu freiheitlichen Demokratien führen, dann müssen der Präsident und seine Regierung ihren Einfluss jetzt geltend machen, sofort, bevor der Unmut der Menschen kein Halten mehr findet. Egal, welche anderen Prioritäten es noch gibt. Denn wie weiland schon Michail Gorbatschow sagte: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.
Zudem ist es so, dass der von allen gewünschte geordnete Wandel nur gelingen kann, wenn die Vereinigten Staaten die mit ihnen verbündeten Autokraten und Militärs unverzüglich davon überzeugen, dass sie ihre Macht ab sofort teilen und über kurz oder lang abgeben müssen. Es mag schizophren erscheinen, aber Amerika muss die alten Regime, Königshäuser und Generäle für die demokratische Revolutionierung als Partner gewinnen. Die Regierung Obama weiß das und immerhin – sie tut auch was, indem sie mit der ägyptischen Führung den sofortigen Rückzug von Staatspräsident Mubarak und die Einleitung eines politischen Reformprozesses verhandelt.
Dennoch, es ist eine gewaltige Herausforderung in einem Augenblick, da Amerika auch in Arabien immer weiter an Macht einbüßt.
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