An armed and white-skinned adult vigilante shoots Trayvon Martin, an unarmed black youth, to death in the dark of night. Not until nationwide protests does the justice system bring charges against the shooter. Zimmerman is eventually acquitted of murder charges. The jury — which did not include any African American members — determined that the shooting was done in self-defense.
What a Scandalous Verdict!
Really? There were no eyewitnesses to the shooting and therefore the court — as well as the jury — had no option but to believe the testimony of the shooter himself. His version of events couldn't be disputed. We must concede that in this tragic case, we're relying on natural reflexes that may not pass every test. Starting with the jury: Why do we instinctively mistrust the jury because there were no African American jury members? Why should their decision be wrong if an armed white adult male shoots an unarmed black youth and isn't arraigned immediately?
There are reasons for doubt. First and foremost, the entire history of the American justice system is replete with racially motivated wrongful convictions, with wrongful acquittals of guilty whites and wrongful convictions of innocent blacks, because the vast majority of death penalties are handed down to blacks, and because the search for mitigating circumstances — something statistically demonstrable — is less likely to be accorded to a black suspect than to a white one. But these generalities still do not entitle us to sit in judgment.
The Deadly Consequences of the Right to Keep and Bear Arms
But the deed itself has elements that we can judge. They again shine the spotlight on the deadly consequences of an armed citizenry, such as exists in the U.S.A., with the backing of a powerful gun lobby. It shows the fatal outcomes possible whenever a nation abandons its duty to protect its own citizens and decides to share that obligation with volunteer “policemen.” We have volunteer police helpers here in Germany as well, but the difference is that in the United States they're legally allowed to carry and use firearms. That shows the weakness of a federal system of government where some states have gun laws that are straight out of the Wild West. That leads to absurdities such as some states forbidding the drinking of beer in public but not the open brandishing of guns.
Of course, gun ownership doesn't make one a murderer, but the relatively easy access to firearms in America makes violence all the more unpredictable and the results more deadly. Naturally, the social structure — that is to say poverty, lack of opportunity, marginalization, and unemployment — plays an important role as well. The gun lobby points eagerly to the low murder rate in heavily armed Switzerland as confirmation that gun ownership and crime don't necessarily go hand in hand. But those people need to understand the difference between vacationing on the shores of Lake Geneva and walking through a neighborhood on Chicago's South Side.
There were 506 people murdered in Chicago during 2012 and the majority of the victims were black. The chief of police there enjoyed a significant reduction in the murder rate this spring because there were “only” 40 killings—among them a 15-year-old girl who just prior to her death had participated in a celebration of Obama's inauguration. Hadiya Pendleton was shot in the back by an 18-year-old who mistook her for a member of a rival gang. In March, six-month-old Jonylah Watkins died when a killer shot her father twice but also hit little Jonylah with five bullets. Chicago police confiscated 3,100 guns in the first 10 weeks of the current year, making the police chief optimistic that the number of murder victims in Chicago would stay below 500 in 2013.
The Social Divide and lax Gun Laws
Chicago is an example of the fact that lax gun laws are not problematic unless they are combined with poor social conditions. Thirty three percent of Chicago residents classify themselves as African Americans but they comprise 78 percent of homicide victims. It goes without saying that the South Side of Chicago in no way resembles Switzerland.
So what does that have to do with George Zimmerman and his victim, Trayvon Martin? It's apparent that social divisions in combination with lax gun laws result in terrible criminality. It's apparent that an armed citizenry is also no solution to these social and legal problems. So the bottom line is that the United States has to recognize that its chosen historical path of arming its citizens should be abandoned.
We can't think of anything to add to the jury's decision in the Zimmerman case. Perhaps it was a scandalous verdict. Then again, perhaps it wasn't.
Die Folgen der Volksbewaffnung
Von Arnd Festerling
15 07.2013
Ein Urteil über den Freispruch von George Zimmerman können wir uns nicht anmaßen. Aber wir sehen, dass Gesetze und Gewalttaten in den USA den Boden für Gewalttaten bereiten.
Ein bewaffneter Bürgerwehrler, George Zimmerman, erwachsen und weißer Hautfarbe, erschießt im Dunkel der Nacht Trayvon Martin, einen unbewaffneten, schwarzen Jugendlichen. Erst nach landesweiten Protesten erhebt die Staatsanwaltschaft Anklage gegen den Täter. Zimmerman wird freigesprochen vom Mordvorwurf, es sei Notwehr gewesen, befindet die Jury, in der kein Afroamerikaner sitzt.
Das kann nur ein Skandalurteil sein!
Wirklich? Die Tat hatte keine Augenzeugen, insofern hatte das Gericht – und die Jury – nach Lage der Dinge wohl kaum eine andere Wahl, als dem Todesschützen Zimmerman zu glauben. Seine Version des Tathergangs konnte jedenfalls nicht widerlegt werden. Und wir müssen uns eingestehen, dass wir in der Beurteilung dieses tragischen Falles Reflexen folgen, die nicht jeder Überprüfung standhalten. Angefangen bei der Jury: Warum trauen wir ihr nicht zu, ordentlich Recht zu sprechen, weil ihr kein Afroamerikaner angehört? Warum muss ein Urteil falsch sein, wenn ein Bewaffneter einen Unbewaffneten tötet und dafür nicht belangt wird, wenn der Täter erwachsen und weiß ist, und das Opfer jugendlich und schwarz?
Dafür gibt es Gründe. Der erste und wichtigste: Weil die Justizgeschichte der USA voll ist von rassistisch begründeten Fehlurteilen, von Freisprüchen weißer Täter und der Verurteilung unschuldiger Schwarzer. Weil noch immer die überwiegende Mehrzahl der Todesstrafen etwa gegen Schwarze ausgesprochen werden. Weil die Suche nach mildernden Umständen, das legt die Statistik nahe, bei schwarzen Mördern regelmäßig schwieriger zu sein scheint als bei weißen. Ein Urteil über den Tod Trayvon Martins erlauben uns diese allgemeinen Erwägungen deshalb dennoch nicht.
Die fatalen Folgen der Volksbewaffnung
Die Tat hat aber Komponenten, die allerdings beurteilt werden können. Sie wirft erneut ein Schlaglicht auf die fatalen Folgen einer Volksbewaffnung, wie sie in den USA unter dem Schutz einer mächtigen Waffenlobby konsequent fortgeführt wird. Sie zeigt, welche fatalen Folgen es haben kann, wenn der Staat nicht länger allein für den Schutz seiner Bürger sorgt, sondern diese ureigene Verpflichtung mit freiwilligen „Polizeikräften“ teilt. Die gibt es inzwischen auch hierzulande – aber in den USA sind sie überdies ganz legal bewaffnet. Und sie zeigt die Schwäche eines föderalistischen Systems, das in vielen Einzelstaaten Waffengesetze zulässt, die direkt aus dem Wilden Westen stammen. Das führt zu so absurden Rechtslagen, dass, je nach Bundesstaat, Biertrinken in der Öffentlichkeit verboten ist, das Tragen jedenfalls bestimmter Waffen aber nicht.
Freilich macht Waffenbesitz keine Mörder, aber der verhältnismäßig freie Zugang zu Waffen macht Gewalt unberechenbarer und ihre Folgen schlimmer. Und selbstverständlich spielt die Sozialstruktur, das heißt Armut und Perspektivlosigkeit, Ausgrenzung und Arbeitslosigkeit, eine gehörige Rolle. Waffenlobbyisten verweisen gerne auf die niedrige Mordrate der privat so hochgerüsteten Schweiz, um zu zeigen, dass Waffenbesitz und Verbrechen nicht Hand in Hand gehen. Aber selbst die dürften den Unterschied zwischen einem Ausflug an den Genfer See und einem Spaziergang in Chicagos Southside verstehen.
2012 wurden in Chicago 506 Menschen getötet – die Mehrzahl der Täter wie der Opfer waren Schwarze. In diesem Frühjahr feierte der Polizeichef einen deutlichen Rückgang der Tötungsdelikte, weil es im Januar „nur“ 40 Morde gegeben hatte – darunter ein 15-jähriges Mädchen, das wenige Tage zuvor im Programm zu Obamas Vereidigung aufgetreten war. Es wurde von einem 18-Jährigen in den Rücken geschossen, der irrtümlich dachte, Hadiya Pendleton gehöre einer verfeindeten Gang an. Im März starb die sechs Monate alte Jonylah Watkins, als ein Killer ihren Vater zweimal traf, die Kleine aber fünfmal. 3100 Waffen hat Chicagos Polizei in den ersten zehn Wochen des Jahres beschlagnahmt, das macht ihren Chef optimistisch, 2013 unter 500 Morden zu bleiben.
Soziale Spaltung und laxe Waffengesetze
Chicago ist ein Beispiel dafür, dass selbstverständlich laxe Waffengesetze erst in Kombination mit sozialen Bedingungen zu einem ernsten Problem werden. In Chicago bezeichnen sich 33 Prozent der Einwohner als Afroamerikaner, bei den Mordopfern stellen sie 78 Prozent. Und selbstverständlich zählt die Southside nicht zu den Vorzeigevierteln – sie erinnert in nicht einem einzigen Aspekt an die Schweiz.
Was hat das nun mit George Zimmerman und seinem Opfer Trayvon Martin zu tun? Es ist offensichtlich, dass soziale Spaltung und laxe Waffengesetze in ihrer Kombination zu schrecklichen Verbrechen führen. Es ist ebenso offensichtlich, dass bewaffnete Bürgerwehren die ganz und gar falsche Antwort auf diese sozialen und rechtlichen Probleme sind. Und es ist offensichtlich, dass die USA im Interesse ihrer Bürger den historischen Irrweg der Volksbewaffnung verlassen müssen.
Über die Schuld George Zimmermans aber wissen wir nicht mehr, als die Jury entschieden hat. Vielleicht ist es ein Skandalurteil. Vielleicht aber auch nicht.
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