Selfless Good Deeds?

Published in Der Tagesspiegel
(Germany) on 7 December 2015
by Malte Lehming (link to originallink to original)
Translated from by Ron Argentati. Edited by Graeme Stewart-Wilson.
There's an episode in the American TV series “Friends” that deals with the nature of moral acts. Phoebe thinks that acts are only truly good if they are unselfish. Joey is convinced that no act is ever totally unselfish because it is always preceded by reasoning and calculation. And ultimately the person doing the good deed wants to feel good or just be liked by others.

The episode ends with the ditzy Phoebe letting a bee sting her. She explains to her friends that it was good for the bee because its friends got to admire its courage, but she didn't benefit from her selfless act at all — in fact, it was painful for her. Joey's reply: “Uh, Pheebs, you know the bee probably died after it stung you?”

No one acts selflessly or totally out of pure altruism: Instrumentally rational people are completely convinced of that. And it surfaced again when Facebook founder Mark Zuckerberg announced he was giving 99 percent of his stock portfolio — around $45 billion — to a foundation. The term “philanthro-capitalism” immediately began making the rounds and others referred to “the world's biggest marketing budget.”

But Zuckerberg's opponents, as well as his defenders, agreed that the donation wasn't made for totally altruistic reasons. And that was reason enough for some to find the whole thing objectionable, while others generously overlooked that flaw because it was outweighed by the benefits it would bring.

As part of a mechanistic worldview, there is no room for selflessness. The Scottish moral philosopher Adam Smith observed, “It is not from the benevolence of the butcher, the brewer, or the baker that we expect our dinner, but from their regard to their own self-interest. We address ourselves not to their humanity but to their self-love, and never talk to them of our own necessities, but of their advantages.”

This view is reinforced by evolutionary theory (Charles Darwin) and psychological theory (Sigmund Freud). Thus, altruistic behavior — in as far as it doesn't increase reproductive success — should disappear via natural selection. If it increased reproductive success, however, it would no longer be strictly altruistic.

The most powerful alternative to a mechanistic worldview comes from Immanuel Kant (The Metaphysics of Morals). The only good deed is one that happens for its own sake. The value of doing a moral deed doesn't lie in its effects or in the motive for doing it, but solely in the compliance with obligations.

Is it true that people always consider their own advantage when they help others? Janusz Korczak was a Polish physician, teacher and author. In August 1942, he accompanied a group of children being transported from his orphanage to a Nazi extermination camp, although he knew that meant his death as well.

There are thousands of other examples of people risking their lives to save others — often complete strangers. At the Yad Vashem Holocaust memorial, those who fought against the Nazis are honored in The Righteous Among The Nations area. Non-Jews who opposed [the Nazis] are memorialized in the Garden of the Righteous, as well. It never occurs to anyone who reads their histories that any of them may have had selfish motives when they acted. They sensed what was right and just and then performed their deeds.

But how could that be? Perhaps in the dichotomy between egoism and altruism, there exist two primal experiences. Both are at home there because they complement one another. In the egoists logic, every action is preceded by an “I want” and, therefore, an “I” that wants to achieve an end and realize himself. Will and self-realization are inseparable. The focus of the altruist, on the other hand, is on the intrinsic value of the deed. The altruist helps the needy because they need help. He is faithful in order to be faithful. Whether he gets anything in return or not is immaterial to him. He readily accepts tautologies.

Only Mark Zuckerberg himself knows whether he is an altruist or not. But the world is made a little poorer if that possibility is removed right from the start.


Gibt es selbstlose gute Taten?

07.12.2015 17:14 Uhr
Von Malte Lehming
Kein Mensch handelt uneigennützig: Davon sind zweckrational empfindende Menschen überzeugt. Auch Verteidiger und Gegner von Mark Zuckerberg sind sich in diesem Punkt einig. Das ist schade. Ein Kommentar.

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In der amerikanischen Fernsehserie „Friends“ gibt es eine Episode, die sich um das Wesen moralischer Handlungen dreht. Phoebe meint, wirklich gut sei eine Tat nur, wenn sie selbstlos ist. Joey behauptet, uneigennützige Taten gebe es nicht, weil jeder Handlung ein Kalkül vorausgeht. Letztlich wolle der Handelnde sich selbst gut fühlen, den Erwartungen anderer gerecht oder einfach nur geliebt werden.

Die Episode endet damit, dass die leicht verrückte Phoebe, eine der Hauptdarstellerinnen, sich absichtlich von einer Biene stechen lässt. Für die Biene sei das gut, sagt sie, weil deren Bienen-Kumpels sie nun wegen ihres Mutes bewundern können. Sie selbst aber habe keinen Vorteil davon, der Stich habe sogar ziemlich wehgetan. Joey, ihr Kontrahent, erwidert: „Du weißt, dass die Biene wahrscheinlich starb, nachdem sie Dich gestochen hatte?“




Kein Mensch handelt selbstlos oder uneigennützig: Davon sind zweckrational empfindende Menschen überzeugt. Das zeigte sich auch jetzt wieder, als Facebook-Gründer Mark Zuckerberg ankündigte, 99 Prozent der eigenen Aktien – rund 45 Milliarden Dollar – an eine Stiftung zu spenden. Schnell machte das Wort vom „Philanthrokapitalismus“ die Runde, andere sprachen von dem „höchsten Marketing-Budget, das die Welt je gesehen hat“.

Einig aber waren sich Gegner wie Verteidiger Zuckerbergs darin, dass die Spende nicht nur altruistisch motiviert sei. Das wiederum war für die einen Grund genug, sie verwerflich zu finden, während die anderen großzügig darüber hinwegsahen, weil der Gesamtvorteil groß genug sei.

Im Rahmen einer mechanistischen Weltsicht ist für Selbstlosigkeit kein Platz
Im Rahmen einer mechanistischen Weltsicht ist für Selbstlosigkeit kein Platz. Der schottische Moralphilosoph Adam Smith bringt es auf den Punkt: „Es ist nicht das Wohlwollen des Metzgers, Brauers und Bäckers, das uns unser Abendessen erwarten lässt, sondern dass sie ihre eigenen Interessen wahrnehmen. Wir wenden uns nicht an ihre Menschen-, sondern an ihre Eigenliebe, und wir erwähnen nicht die eigenen Bedürfnisse, sondern sprechen von ihrem Vorteil.“ („The Wealth of Nations“, 1776)

Verstärkt wurde diese Auffassung durch Evolutionstheorie (Charles Darwin) und Psychologie (Sigmund Freud). Demnach würde altruistisches Verhalten, sofern es nicht den Fortpflanzungserfolg erhöht, durch natürliche Selektion zum Verschwinden gebracht. Sollte es aber den Fortpflanzungserfolg erhöhen, wäre es nicht mehr streng altruistisch.

Der kräftigste Gegenentwurf zum mechanistischen Weltbild stammt von Immanuel Kant („Metaphysik der Sitten“). Gut ist allein die Tat, die um ihrer selbst willen geschieht. „Der Wert einer moralischen Handlung liegt nicht in der Wirkung oder den Beweggründen, sondern einzig und allein in der Befolgung der Pflichten.“

Ist es denn wirklich so, dass alle Menschen stets auf den eigenen Vorteil bedacht sind, wenn sie anderen Menschen helfen? Janusz Korczak war polnischer Arzt, Lehrer und Schriftsteller. Im August 1942 begleitete er die Kinder seines Waisenhauses beim Abtransport in ein nationalsozialistisches Vernichtungslager, obwohl das auch für ihn den Tod bedeutete.

Sie spürten, ja wussten, was gut und richtig war, und handelten entsprechend
Es gibt Tausende von anderen Beispielen, in denen Menschen ihr Leben riskierten, um das von anderen Menschen zu retten. Dabei kannten sie diese Menschen oft gar nicht. In der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem werden in der „Allee der Gerechten unter den Völkern“ und im „Garten der Gerechten unter den Völkern“ an jene Nicht-Juden erinnert, die sich dem Nazi-Regime widersetzten, um Juden zu retten. Wer die Geschichten liest, kommt gar nicht auf den Gedanken, hinter den Motiven dieser Gerechten Eigennutz zu vermuten. Sie spürten, ja wussten, was gut und richtig war, und handelten entsprechend.

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Doch wie kann das sein? Womöglich prallen in dem Gegensatz von Egoismus und Altruismus zwei Urerfahrungen aufeinander. Beide haben ihre Berechtigung, indem sie sich ergänzen. In der Um-zu-Logik der Egoisten geht jeder Handlung ein „Ich will“ voraus und damit ein Ich, das etwas erreichen und sich selbst verwirklichen will. Wollen und Selbstverwirklichung sind untrennbar. Der Fokus des Altruisten liegt dagegen auf dem inneren Wert einer Handlung. Er hilft den Bedürftigen, um ihnen zu helfen. Er ist treu, um treu zu sein. Ob ihm das nützt oder schadet, spielt keine Rolle. Tautologien nimmt er in Kauf.

Ob Mark Zuckerberg ein Altruist ist, weiß nur er allein. Diese Möglichkeit aber von vornherein auszuschließen, macht die Welt ein wenig ärmer.
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