The Big Apple Groans Under High Prices

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Als vor etwas mehr als sechs Jahren der Euro in Deutschland endgültig die D-Mark ablöste, lebte ich längst in New York. Doch ich erinnere mich noch sehr gut an die Schlagzeilen in BILD über den „Teuro”. Und an die Klagen meiner Mutter: „Was früher eine Mark gekostet hat, kostet inzwischen fast einen Euro. Aber der Verdienst der Menschen hat sich nicht erhöht…”

Nicht nur die Benzin- und Dieselpreise sind in den letzten Jahren massiv gestiegen…

Damals konnte ich dies nur schwer nachvollziehen. Amerika kannte keine Inflation. Unter der Präsidentschaft von Bill Clinton (1993 bis 2001) waren die Preise stabil geblieben, während die Einkommen solide gestiegen waren. Es ging den Amerikanern Jahr für Jahr besser.

Doch damit ist es lange vorbei. George W. Bushs Steuer-, Finanz- und Außenpolitik haben die USA nicht nur zum Schulden-Weltmeister (fast 10 Billiarden Dollar) gemacht, sondern auch geholfen, die Ölpreise (130 Dollar pro Fass) in Höhen zu katapultieren, die vor noch kurzem als Weltuntergangstheorie belächelt worden wären. Gleichzeitig ist der Dollar so abgestürzt (1,58 pro Euro), dass sein Rang als internationale Leitwährung in Gefahr ist.

Folge: Alles wird teurer. Es fing mit Importprodukten wie Oliven-Öl oder Wein an. Inzwischen sind es alle Lebensmittel, Strom, Heizung, Mieten. Alles.

Bis vor rund einem Jahr hielten die Amerikaner still. Sie hofften, dass alles nur eine vorübergehende Krise sei. Doch jetzt stöhnen sie wie einst die Deutschen. Nicht nur, dass alles teurer wird. Das durchschnittliche US-Einkommen ist sogar erstmals in der Nachkriegsgeschichte rückläufig.

… auch im Diner um die Ecke müssen die New Yorker jetzt tiefer in die Tasche greifen

Besonders schlimm greifen die Preiserhöhungen in den großen Metropolen wie New York City. Die Zeitung „New York Post“ hat inzwischen eine Serie, die sich „Inflation Nation” nennt. CNN und andere TV-Sender haben Sendungen mit ähnlichen Namen.

Hier ein paar Beispiele zum Anfassen aus dem Leben von Gary Foodim (37), seiner Frau und seinen beiden Kindern Jackson (4) und Samantha (3), einer typischen Durchschnittsfamilie aus New York. Ihre Lebenshaltungskosten sind vom April 2007 zum April 2008 um 1000 Dollar im Monat gestiegen.

Lebensmitteleinkäufe gesamt: 890 statt 530 Dollar (plus 68 Prozent!!)

Darunter:

• Bananen pro US-Pfund (456 Gramm): 69 statt 59 Cent (plus 17 Prozent)

• Truthahn-Brust: 9,49 statt 7,99 Dollar (plus 19 Prozent)

• O-Saft (1 Quart gleich 1,89 Liter): 3,59 statt 3,29 Dollar (plus 9 Prozent)

• Yoghurt: 99 statt 66 Cent (plus 50 Prozent).

• 6er Pack Bier (Corona oder Heineken): 8,99 statt 6,99 Dollar (plus 27 Prozent)

• Milch (Gallone gleich 3,8 Liter): 4 statt 3,38 Dollar (plus 18 Prozent).

• Vollkornbrot: 5,50 statt 4,50 Dollar (plus 22 Prozent)

Telefon-Grundgebühren: 62 statt 58 Dollar (plus sieben Prozent)

Wäscherei: 157 statt 128 Dollar (plus 23 Prozent)

Unterhaltung (Kino, Zoobesuche, Essen gehen etc): 871 statt 595 Dollar (plus 46 Prozent)

Wein: 313 statt 113 Dollar (plus 177 Prozent)

Hinzu kommen höherer Preise für Klimaanlage, Wasser, U-Bahn (Monatskarte ist von 76 auf 81 Dollar gestiegen) oder Brücken- und Tunnelgebühren (wer mit dem Auto nach Manhattan rein oder raus will, zahlt zwischen 5 und 6,50 Dollar).

Dabei haben die Foodims es noch gut. Denn sie brauchen in Manhattan kein Auto, müssen nicht direkt unter den Benzinkosten leiden. Gegenwärtig kostet in New York eine Gallone (3,8 Liter) 4,25 Dollar. Vor einem Jahr waren es rund drei Dollar. Vor George Bushs Amtsantritt sogar noch rund 1,20 Dollar!!

Eines ist klar: Wenn im November gewählt wird, dann werden die Demokraten den Wählern genau dies immer und immer wieder erklären. Dann werden sie wie einst der Republikaner Ronald Reagan eine ganz einfache Frage stellen, die jeder für sich selbst beantworten kann: Geht es Amerika heute – nach acht Jahren republikanischer Regierung – besser? Und wer auch immer danach im Weißen Haus sitzt, wird sich fragen müssen: Wie kommt Amerika aus dem Kreislauf steigender Lebenshaltungskosten, geringerer Realeinkommen heraus?

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