Jetzt muss Barack Obama die Demokraten retten
Barack Obama hat gesiegt, doch der Weg, der vor ihm liegt, wird nicht einfach. Bevor er seine Kräfte mit John McCain misst, muss Obama die Demokratische Partei retten. Dabei kommt es vor allem darauf an, wie Hillary Clinton sich verhält. Die ersten Verschwörungstheorien machen bereits die Runde.
Barack Obama hat es zu seinem Markenzeichen gemacht zu sagen: Ich rede mit Amerikas Gegnern. Den Beweis, ob Reden etwas bringt, muss er nun sofort in seiner eigenen Partei antreten.
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Hillary Clinton verharrt in einer Position, die Bereitschaft zur Dolchstoßlegende erkennen lässt. Im Felde unbesiegt, 18 Millionen Wähler(innen) fordern ihr Recht: Die innerparteiliche Diplomatie bekommt die Dimension eines Gipfeltreffens feindlicher Mächte. Vor dem Kräftemessen mit John McCain muss Barack Obama eine Demokratische Partei retten, in welcher die tonangebenden Gruppen des amerikanischen „1968“ fast wie zwei Street Gangs schweigend einander gegenüberstehen. Die Frauenbewegung, die Hillary Clinton stützt, und die Schwarzenbewegung, die Barack Obama nun mit zum Zenit trug, wandeln an der Schwelle zur Entfremdung. Es hängt von Clinton ab, ob daraus ein Bruch wird, statt eine legitime und im Urwahlkampf nötige Selbstvergewisserung.
Fingerspitzengefühl ist kaum ein Ausdruck für die Finesse, die Obama und Clinton nun abverlangt werden. Hillary hat seit drei Jahrzehnten das Oval Office im Blick gehabt, und nur wegen des Oval Office hat sie 1998 eine Scheidung von Bill verworfen. Die Wucht der Gefühle, die die Niederlage nun in ihr erzeugt, ist nicht leicht zu beherrschen.
Eine ganze Generation von Frauen teilt die Enttäuschung. Hinzu kommt die Skepsis vieler weißer Niedrigverdiener gegenüber einem eleganten schwarzen Harvard-Absolventen. Für Niedrigverdiener jenseits der großen Städte weckt Obama die Assoziation der staatlich gesteuerten Bevorzugung von Minderheiten zu Lasten der Mehrheit. Clinton hat mit solchen Assoziationen zuletzt durchaus erfolgreich jongliert.
John McCain weiß das, und vielleicht war sein optisch eher dürftiger Auftritt in New Orleans genau darauf abgestellt. Dort die junge Jubelmenge des elitären Redners, hier der erdnahe, in Vietnam geprüfte Mann aus dem Nachbarhaus: So will er sich positionieren.
Obama hat eine immense Aufgabe vor sich. Clinton hat eine immense Verantwortung. Verschwörungstheorien der Art, sie wolle Barack Obama scheitern sehen, um 2012 dann McCain als Präsidentin abzulösen, werden sogar unter schwarzen Kongressabgeordneten gehandelt. Solche Ansichten können eine Partei vergiften. Clintons 18 Millionen Wähler(innen) haben nur einen Weg: Barack Obama als Kandidaten zu akzeptieren. Hillary wird ihnen das sagen wollen. Tut sie es nicht, endet Amerikas „1968“ im Amtseid des einzigen Kandidaten, der je im Ausland ein Kriegsgefangener war. Auch das wäre ein bemerkenswertes Ergebnis des Wahljahres 2008.
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