Der Dollar steht vor seinem Comeback
von Michael Schramm, Gastautor
08.08.2008 – 14.34 Uhr
The Dollar is Poised for a Comeback
By Michael Schramm
Vor allem ein Wahlsieg von Barack Obama würde der US-Währung zu neuer Stärke verhelfen. Denn mit seinem ansteckenden Optimismus wird der Demokrat der Konsumbereitschaft der US-Bürger neuen Schub verleihen.
An election victory for Barack Obama would help strengthen the U.S. currency. His infectious optimism would encourage Americans to start spending again.
Wer seinen USA-Urlaub preiswert verbringen möchte, sollte nicht allzu lange damit warten. Denn es gibt gute Gründe dafür, dass die jahrelange Talfahrt des Dollars sich dem Ende neigt. Als am 1.Januar 2002 in Europa eine einheitliche Währung eingeführt wurde, bekamen europäische Touristen keine 90 US-Cent für einen Euro. Heute erhalten sie fast das Doppelte.
Derzeit deuten die Wahlprognosen darauf hin, dass der nächste amerikanische Präsident Barack Obama heißen wird. Die US-Wirtschaft und der amerikanische Dollar würden davon profitieren. Denn mit seinem ansteckenden Optimismus à la Kennedy wird der Demokrat der Konsumbereitschaft der verunsicherten US-Bürger neuen Schub verleihen.
Vor allem aber wird Obama wesentlich zügiger als der republikanische John McCain den Einsatz im Irak beenden. Die Kosten für das bislang gescheiterte Projekt belaufen sich derzeit Woche für Woche auf mehr als zwei Mrd. Dollar. Auf das Jahr gerechnet kostet der Irakeinsatz somit den amerikanischen Steuerzahler die unglaubliche Summe von rund 100 Mrd. Dollar. Mit dem Geld ließe sich das ausufernde Haushaltsdefizit der USA, das sich im laufenden Jahr voraussichtlich auf 250 Mrd. Dollar belaufen wird, auf einen Schlag annähernd halbieren. Damit würde Obama eine schwere Last von den Schultern des Greenbacks nehmen.
Günstige Einstiegsmöglichkeiten in den US-Markt
Gleichzeitig würden vor allem arabische Investoren bei einem Wahlsieg der Demokraten schlagartig wieder Kapital in nennenswertem Umfang in den USA investieren. Abgeschreckt von der Nahost-Politik der Bush-Administration haben sie in den vergangenen Jahren den Vereinigten Staaten den Rücken zugekehrt. Sie zogen es vor, ihre Berge an Petrodollars umgehend in Euro zu tauschen und auf dem alten Kontinent anzulegen.
Zudem investierten die Öl exportierenden Staaten beträchtliche Teile ihrer Öleinnahmen in den eigenen Ländern. Die Skylines der Metropolen im Nahen Osten sind ein Stein gewordenes Abbild dieser Entwicklung. Die USA sind aber auf Mittelzuflüsse aus dem Nahen Osten angewiesen. Denn alleine können sie die enormen Lasten aus der anhaltenden Hypotheken- und Finanzkrise nicht stemmen. Weitere zu erwartende Notkapitalerhöhungen der US-Banken und das riesige Angebot Not leidender Kreditpakete werden den arabischen Investoren günstige Einstiegsmöglichkeiten in den US-Markt bieten. Es fehlt alleine der politische Rückenwind eines Regierungswechsels, damit sie diese auch wahrnehmen.
Keine einheitliche Wirtschaftspolitik in Europa
Die Börsen würden einen Wahlsieg Obamas ebenfalls begrüßen. Das lehrt uns zumindest die Geschichte. In den zurückliegenden 80 Jahren liefen US-Aktien im Jahr nach einer Präsidentschaftswahl vor allem dann gut, wenn ein Demokrat einen Republikaner ablöste. Steigende Aktienkurse würden zusätzliche ausländische Anleger anziehen, die ihr Geld in Dollar tauschen, um an der Wall Street zu investieren. Gleichzeitig würde das Vermögen der amerikanischen Verbraucher wieder steigen. Erfahrungsgemäß nähme damit auch umgehend ihre Bereitschaft zu, mehr zu konsumieren.
Letztlich muss man feststellen, dass wir es derzeit mit einer ausgeprägten Dollarschwäche zu tun haben und nicht mit einer Eurostärke. Der Streit über die gemeinsame europäische Verfassung hat verdeutlicht, dass es in Europa auf Dauer keine einheitliche Wirtschaftspolitik geben wird. Außerdem ist es absehbar, dass mit den EU-Beitritten der osteuropäischen Staaten in den kommenden Jahren die Zahl der Länder weiter steigen wird, die die Maastricht-Kriterien langfristig nicht einhalten werden. Diese Schwächen des europäischen Wirtschaftsraums werden den Euro nachhaltig belasten. Schließlich spricht die aktuelle Kaufkraftparität für den Dollar und gegen den Euro.
Comeback des Greenbacks
Spätestens nach einem Wahlsieg von Barack Obama am 4. November dieses Jahres ist es Zeit, Dollarinvestments wieder hochzufahren. Denn dann wird sich der Greenback vom Risikofaktor zur Renditechance wandeln. Vor allem ausgesuchte Aktien- und Immobilieninvestments werden vom Comeback des Greenbacks profitieren.
Früher war auf der Dollarmünze der Spruch: „Gegenwert in Gold auszahlbar“ eingraviert. Heute steht an gleicher Stelle: „Wir vertrauen auf Gott“. Neben dem Gottvertrauen sprechen derzeit auch die politischen und wirtschaftlichen Zusammenhänge dafür, auf einen starken Dollar zu setzen.
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