Schwindende Illusionen
VON MARKUS SIEVERS
Diese Krise reißt mit ihrer ganzen Kraft so manches nieder, darunter auch alle Hoffnungen auf einen glimpflichen Ausgang.
Wenn die US-Konjunktur einbricht, dann können die Schwellenländer China und Indien die Weltwirtschaft retten. Das war die erste Bastion, die Berufsoptimisten in ihrem Windmühlenkampf gegen vermeintliche Schwarzseher räumen mussten. Das solide Europa stehe doch viel besser als das schlampige Amerika, das über seine Verhältnisse gelebt habe und die Zeche für die Exzesse zahlen müsse. Flutsch, weg, untergegangen ist auch diese Illusion. Aus Schadenfreude wurde Frustration in Deutschland.
Blieb die Hoffnung, wenn sich schon nicht Asien, Lateinamerika und Europa dem Abschwung entziehen können, dann wenigstens unser schöner Arbeitsmarkt. Dort sei doch alles viel stabiler geworden, schon weil die Arbeitgeber die rar gewordenen Fachkräfte für den nächsten Aufschwung halten wollten. Aus, vorbei, als Täuschung entlarvt ist auch dieser Glaube.
Wie eine Gerölllawine reißt diese Krise in der Ökonomie alles nieder, was nicht für die Ewigkeit gebaut ist, und lässt keinen Bereich der Wirtschaft aus. Wie schlimm es noch kommt, hängt entscheidend davon ab, wie lange das Ganze noch dauert. Irgendwann muss es besser werden. Das ist zum Glück keine Hoffnung, sondern eine Gewissheit. Nur hat noch niemand in der Realität erste Hinweise auf eine Trendwende gefunden. Um dies festzustellen, bedarf es keiner Freude an Untergangsszenarien. In den USA erklärt genau das Barack Obama den Leuten – und der gilt dort wie hier als Hoffnungsträger.
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