Republikaner erklären Barack Obama zur Gefahr
(108) Von Uwe Schmitt 9. Juni 2009, 18:10 Uhr
Der neue Präsident sei schon jetzt gescheitert, lästern die einen, über Obamas “nationale Selbst-Verachtung” stöhnen die anderen: Die Republikaner machen ihrem Frust über Barack Obama ungezügelt Luft. Auch die jüngste Nahost- und Europa-Tour des Präsidenten geißeln sie.
„Nieder mit dem falschen Propheten!“, ruft Jon Voight am Montagabend 2000 hingerissenen Republikanern zu. „Nieder mit der Obama-Unterdrückung, die unser Land ruiniert!“ Johlender Applaus umtost den Schauspieler beim wichtigsten Spendendinner des Jahres, als er bekennt, er schäme sich für den Präsidenten: „Wir werden eine schwache Nation.“ Und wenig später fordert der andere Starredner des Abends, Newt Gingrich, der 1994 die „konservative Revolution“ gegen Bill Clinton im Repräsentantenhaus führte, Voights Parolen zum Schlachtruf für die Wahl 2012 zu erheben.
Man kann die politischen Überlegungen von Jon Voight, der als entfremdeter Vater von Angelina Jolie sonst ein recht trauriges Dasein in der amerikanischen Regenbogenpresse fristet, getrost vergessen. Doch was Newt Gingrich sagt, hat Gewicht in einer Partei, die sich nach den beiden Wahlniederlagen 2006 und 2008 dringend neu erfinden muss.
Er mag nicht das frischeste Gesicht sein, so wenig wie Dick Cheney und der Radiomoderator Rush Limbaugh, die ebenfalls Meinungsführerschaft bei den Republikanern beanspruchen. Aber der Ehrgeiz Newt Gingrichs (66) für die Präsidentschaftskandidatur 2012 steht außer Frage.
Barack Obama, der sich einer Zustimmung von über 60 Prozent im Volk erfreut, sei „schon jetzt gescheitert“, eröffnete Newt Gingrich am Montag seinen Getreuen. Der Präsident verstaatliche, wie es sich für einen radikalen Linken gehöre, die Autoindustrie, Banken und Versicherer.
Am verwerflichsten und am aussichtsreichsten beim Wähler scheint aber die folgende Anklage: Obama demütigt, schwächt, schädigt Amerika. Seine Rede in Kairo, seine Reise nach Europa waren nach Gingrich nur die jüngsten Exerzitien, um Amerika durch Selbsthass zu Grunde zu richten.
Die konservative „Heritage Foundation“ sprach schon vor der Abreise des Präsidenten sarkastisch von der „Obama-Doktrin“, die darauf gründe, keine Gelegenheit auszulassen, Amerikas vermeintliche Sünden zu gestehen: „Er hat die Kunst der der nationalen Selbst-Verachtung zu neuen Höhen geführt und scheint Vergnügen daran zu finden, die mächtigste Nation auf dem Angesicht der Erde vor Kritikern und Rivalen, besonders im Ausland, zu kasteien.
Der Präsident krieche vor den Diktatoren Kim Jong-il und Mahmud Ahmadinedschad zu Kreuze und lasse den Traum aller Amerika-Hasser durch Demut wahr werden. Dabei gewinne Amerika nur Freunde durch Stärke. Auch die Deutschen etwa müsse man erinnern, wer der Herr sei. Sie sollten „ihre massiven Investitionen im Iran aufgeben, die schändlicherweise dazu beitragen, ein Regime zu stärken, das droht, die Überlebenden der Endlösung von der Erde zu tilgen.“
Simplere Naturen wie Oliver North, der Held der Iran-Contra-Affäre, sagen es direkter: Obamas „Große Entschuldigungs-Tour“ beweise nur, schrieb er in einer Kolumne, wie „verzweifelt um Anerkennung buhlend“ der Mann auf Kosten der Nation handele. Die USA seien von unversöhnlichen Feinden umgeben: „Osama Bin Laden kapiert das, Mister Obama nicht“. Zeitungen warnten den Präsidenten zudem davor, durch den Besuch von Dresden und Buchenwald eine „moralische Äquivalenz“ zwischen Völkermord und notwendigen Bombardements herzustellen. Der „Boston Herald“ sehnte sich nach der „Klarheit Ronald Reagans“, der stets gesagt habe, „wofür Amerika steht und kämpft.“
Die Botschaft der Republikaner ist simpel: Obama bringt Amerika in Gefahr, durch die Schließung Guantánamos, durch Anbiederung an militante Muslime, durch den Drang, Amerikas vermeintliche Sünden zu beichten. Der frühere Vize-Präsident Dick Cheney prophezeit den nächsten Terroranschlag auf das weiche, wehrlose Amerika so eindringlich dass er ihn herbeizusehnen scheint.
Am vornehmsten kritisiert der konservative Vordenker Robert Kagan den Präsidenten, indem er ihn mit dem glücklosen Idealisten Woodrow Wilson vergleicht. Obamas Strategie, die sich aus seiner Biografie erkläre, gründe in der Annahme, dass Nationen den „guten Willen, gute Absichten und moralische Reinheit anderer Nationen, insbesondere der USA“ anerkennen. Auch Wilson sei 1918 von jubelnden Massen in Europa empfangen worden. Man werde sehen, ob Obama so elend scheitere wie jener.
Leave a Reply
You must be logged in to post a comment.