Obama’s Master of Disaster

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Obamas Master of Disaster

von David Böcking (Berlin)

Erst Agent Orange, dann 9/11 und jetzt die “Fat Cats”: Der Anwalt Kenneth Feinberg soll im Auftrag der US-Regierung Managergehälter überprüfen. Seine Qualifikation ist unbestritten, doch seine Kompetenzen sind begrenzt.

“Special Master for Compensation” – mit diesem blumigen Titel darf sich Kenneth Feinberg künftig schmücken. Der Staranwalt aus Washington wurde von Barack Obama beauftragt, die Gehälter von US-Topmanagern wie Citigroup-Chef Vikan Pandit oder GM-Chef Fritz Henderson zu überprüfen.

Feinberg wird damit zur Symbolfigur in einer aufgeheizten Debatte. Seit dem Absturz der heimischen Wirtschaft haben die Amerikaner nur noch wenig Verständnis für millionenschwere Manager, im Volksmund als “Fat Cats” bekannt. Auch Kongressabgeordnete laufen Sturm: Für ihre Zustimmung zum 787-Mrd.-$-Konjunkturpaket verlangten sie strengere Vorschriften für Managergehälter. Dieser Forderung kommt die Regierung mit dem jetzt vorgelegten Plan nach.

Seine bisherige Laufbahn qualifiziert Feinberg für die neue Aufgabe. Bekannt wurde er durch seine Arbeit für den Entschädigungsfonds für Opfer des 11. September 2001. Feinberg persönlich musste die Entscheidung darüber treffen, wieviel Geld der Familie eines Opfers angeboten wurde – und stand dabei zeitweise stark in der Kritik.

Auch zuvor hatte der Anwalt Erfahrung mit für die US-Öffentlichkeit heiklen Themen gesammelt: So vermittelte er sowohl bei der Entschädigung von Opfern des in Vietnam eingesetzten Entlaubungsmittels Agent Orange als auch in einem Prozess über den Wert der Filmaufnahmen, die John F. Kennedys Ermordung zeigen.

Erinnerungen an den Autozaren

Doch Feinbergs Kompetenzen sind begrenzt: Überprüfen soll er lediglich die Gehälter von Führungskräften bei Großunternehmen, die Staatshilfe bekommen – das sind derzeit gerade einmal sieben Stück. Feinberg wird damit vor allem ein Aufseher über das Desaster bei einstigen Ikonen der US-Wirtschaft.

Für die anderen Unternehmen ändert sich dagegen wenig. Zwar will die Obama-Regierung Investoren auch hier ein Votum über die Managergehälter einräumen, bindend wäre es aber nicht. Vor einem direkten Eingriff in die Gehaltspolitik schreckt die Regierung auch in Krisenzeiten zurück.

Feinberg wird inoffiziell auch als “Gehälterzar” bezeichnet. Der Begriff erinnert an den Autozaren, der vor wenigen Monaten über Staatshilfen für taumelnde Autokonzerne entscheiden sollte. Schnell stellte sich heraus, dass ein Einzelner mit dieser Aufgabe überfordert ist – stattdessen bildete die Regierung eine Taskforce unter Führung des heutigen Finanzministers Timothy Geithner. Von Geithner kommen jetzt auch die neuen Vorstöße zu den Managergehältern, Feinberg ist nur der Ausführende. Ohne ausreichende Unterstützung der Regierung wird von seinem Auftrag deshalb wenig mehr bleiben als ein klangvoller Titel.

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