Currency Problems Between the United States and China

<--

Vor Obama-Besuch

Währungen entzweien USA und China

Das Thema Währungen droht zum Zankapfel zwischen den USA und China zu werden. Die USA werfen den Chinesen die mangelnde Flexibilität des Yuan vor und sorgen sich wegen der

enorm wachsenden Währungsreserven. Die Chinesen beklagen den für sie schmerzhaften Verfall des Dollars.

PEKING/WASHINGTON. Knapp einen Monat vor dem ersten Staatsbesuch von US-Präsident Barack Obama in China wagt Washington offene Kritik an Pekings Währungspolitik. Das

Finanzministerium wirft China eine mangelnde Flexibilität des Yuans in

der aktuellen globalen Krise vor. Und auch die wachsenden

Währungsreserven der Volksrepublik bereiten der Treasury Sorgen.

Vor wenigen Tagen hatte die chinesische Zentralbank bekannt gegeben, dass ihre Währungsreserven – ohnehin die höchsten in der Welt – erneut deutlich zugelegt haben. Nach Angaben der Statistiker stiegen sie im

dritten Quartal um 141 Mrd. Dollar auf den Rekordstand von 2,3 Billionen Dollar. Damit drohten Fortschritte der vergangenen Jahre beim Wechselkurs wieder zunichte gemacht zu werden, heißt es in dem nun vorgelegten Bericht für den US-Kongress.

Hohe Währungsreserven sind Ausdruck für Ungleichgewichte im globalen Handel. Seit Jahren werfen die USA der Regierung in Peking vor, mit einem künstlich niedrig gehaltenen Yuan-Kurs der eigenen Exportwirtschaft Wettbewerbsvorteile auf den Weltmärkten zu verschaffen. Die Regierung Obamas fordere darum eine deutliche Aufwertung und mehr Flexibilität von der chinesischen Landeswährung, heißt es in dem jüngsten Bericht.

Peking hatte 2005 die Anbindung des Yuan an den Dollar offiziell fallen gelassen. Dennoch ist der Yuan praktisch weiter an den Dollar gekoppelt. Bis Juli 2008 wertete China in kleinen Schritten seine Währung mehr als 20 Prozent zum Dollar auf, was den Amerikanern aber nicht ausreicht. Mit Beginn der Finanzkrise hat Peking diesen Kurs aber gestoppt und hält seitdem den Wechselkurs weitgehend

stabil.

In dem Bericht für den Kongress wurden zu kritische Töne allerdings auffallend deutlich vermieden. So heißt es ausdrücklich, dass kein Handelspartner der USA seine Währung illegal manipuliere. Mit diesem Vorwurf hatte Finanzminister Timothy Geithner Anfang des Jahres kurz vor seinem Amtsantritt auf der chinesischen Seite eine Welle der Empörung ausgelöst. China habe niemals seine Währung beeinflusst, um sich im internationalen Handel Vorteile zu verschaffen, hatte Peking den Vorwurf als “falsch und irreführend” zurückgewiesen.

Am Freitag meldeten die chinesischen Medien vor allem die positiven Seiten des US-Berichts. “USA spricht China von Währungsmanipulation frei”, titelte die Global Times. Weder das Pekinger

Außenministerium noch die Notenbank äußerten sich jedoch zu dem Thema. Auch die amerikanische Handelskammer in Peking, sonst eher für klare Worte bekannt, hielt sich mit einer Bewertung zurück.

Deutlichere Worte kommen aus der Asiatischen Entwicklungsbank (ADB). Eine Aufwertung der chinesischen Währung sei nicht wünschenswert. “Wir sollten Peking nicht zu hart unter Druck

setzen”, sagte Yolanda Fernandez Lommen, Chefökonomin der ADB in Peking. “Wir haben kein Interesse daran, dass China, die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt, an Stabilität verliert.”

Auch die alte US-Regierung hatte China nie ausdrücklich der Manipulation beschuldigt. Nach der Geithner-Kritik hatte Obamas Team in den Gesprächen mit Peking das heikle Thema

Währungspolitik weitgehend ausgespart; der Präsident setzt auf eine enge wirtschaftliche

Zusammenarbeit mit China. “Die Beziehung zwischen den USA und China werden das 21. Jahrhundert prägen”, hatte Obama Ende Juli in Washington betont.

Sorgen macht sich allerdings auch die chinesische Führung über den Dollar-Verfall. Peking hat rund 800 Mrd. Dollar direkt in US-Staatsanleihen angelegt. Im März hatte Regierungschef Wen Jiabao die US-Führung ungewöhnlich offen gemahnt, zu garantieren, dass diese Anlagen ihren Wert behalten.

Chinas Präsident Hu Jintao hatte Ende September bei der Konferenz der G20-Staaten in Pittsburgh zudem betont, “die Länder, deren Devisen als Reservewährungen fungieren, sollten die Folgen ihrer Geldpolitik für die eigenen Volkswirtschaften und die Weltwirtschaft abwägen.”

China sitzt aufgrund seiner hohen Dollarbestände nun gleich doppelt in der Falle: Zum einen mindert der Wertverfall des Greenbacks den Wert der eigenen Anlagen. Zum anderen würden sich die Verluste noch erhöhen, wenn die chinesische Währung aufgewertet würde, da dann in Yuan

umgerechnet die Dollars geringer zu Buche schlagen würden. Dennoch erwarten Analysten in Peking einen ruppigeren Ton zwischen China und den USA bei Finanz- und Handelsfragen.

Um aus der “Dollarfalle” zu kommen, versucht China seine Währungsreserven inzwischen stärker zu diversifizieren. Wie alle Zentralbanken heißt dabei der Trend auch der Notenbank in Peking weg vom Dollar. Zunehmend werden darum neue Reserven für Rohstoffkäufe ausgegeben oder sie in Beteiligungen gesteckt, zueletzt etwa den US-Immobilienmarkt oder in den britischen Getränkeriesen Diageo.

In den vergangenen Monaten hatte sich China mehrfach als neue Macht auf der internationalen Finanzbühne präsentiert und immer wieder Angriffe auf den Dollar als Leitwährung unternommen. So hatte etwa der chinesische Staatssekretär Dai Bingguo beim G8-Gipfel eine Diversifizierung des

internationalen Währungssystems gefordert. “Wir sollten ein besseres System für die Ausgabe und Regulierung von Reservewährungen haben”, hatte er erklärt.

Der schwache Dollar und der Yuan-Kurs werden beim Obama-Besuch in Peking im November eine Rolle spielen, sind Beobachter überzeugt. Doch die Führung werde sich nicht unter Druck setzen lassen, ist etwa Ben Simpfendorfer, Ökonom der Royal Bank of Scotland in Hongkong, überzeugt.

China werde den Ruf nach einer Aufwertung des Yuan auch diesmal verhallen lassen.

About this publication