Karsais Wahl und die Folgen
Ein Kommentar von Stefan Kornelius
20.10.2009
Präsident Karsai hat sich verkalkuliert, als er sich zunächst der Stichwahl verweigerte. Dennoch bleibt ihm keine andere Wahl – auch wenn er so in Afghanistan das Gesicht verlieren wird.
Aus der Sicht des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai gibt es zwei unangenehme Optionen: Beugt er sich dem internationalen Druck und fügt sich in einen zweiten Wahlgang, dann gewinnt er zwar wieder die Zuneigung der Schutznationen im Westen.
Aber er verliert das Gesicht vor seiner eigenen Wählerklientel, den Paschtunen. Aus deren Sicht kann gar kein Zweifel daran bestehen, dass einer der ihren Afghanistan regieren soll, und das ist nun einmal Hamid Karsai.
Option zwei: Karsai ignoriert weiter alle Beweise für die massive Wahlfälschung und schlägt den zweiten Wahlgang aus, der ihm als Krückstock für eine legitime Rückkehr ins Amt angeboten wird. Dann aber macht er jede Zusammenarbeit mit den 42 Aufbaunationen geradezu unmöglich.
Die USA haben bereits betont, dass sie über zusätzliche Truppen und Hilfen erst entscheiden werden, wenn das Wahldrama beendet ist. Diese Zögerlichkeit darf durchaus hart interpretiert werden. Sollte sich Karsai verweigern, dann haben die westlichen Truppen und die Helfer nichts mehr verloren an der Seite dieses Präsidenten.
Die Folgen wären katastrophal. Mit einem uneinsichtigen Karsai an der Spitze schwindet die Nachsicht mit Afghanistan, es wird schwer zu begründen sein, warum diese delegitimierte Regierung von außen gestützt werden soll. Es drohen in schneller Reihenfolge: Abzug von Truppen, Helfern und Milliarden.
Danach wird das Leben in Afghanistan wieder von den archaischen Gesetzen bestimmt werden. Regionalherrscher, Stämme und die Taliban werden mit allem, was verletzt und tötet, um die Macht kämpfen. Karsai würde den Bürgerkrieg nicht überleben. Man fragt sich, warum ihm die Entscheidung so schwerfällt.
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