Obama hat wenig anzubieten
Von Christoph von Marschall
In sechs Wochen beginnt in Kopenhagen die UN-Klimakonferenz. US-Präsident Obama wird wohl nicht kommen – er kann auch nichts zum Erfolg beitragen.
Sportmannschaften haben Angstgegner: Konkurrenten, gegen die sie meist verlieren. Für Barack Obama hat Kopenhagen so eine Aura. Kürzlich scheiterte seine Heimatstadt Chicago dort mit der Olympiabewerbung 2016. Der Präsident war eigens hingeflogen. Chicago schied dennoch in der ersten Runde aus. Amerika wertete das als seine persönliche Niederlage.
In sechs Wochen beginnt in Kopenhagen die UN-Klimakonferenz. Obama kann wohl nichts zum Erfolg beitragen. Er würde gerne die Treibhausgase reduzieren, doch der US-Kongress wird das geplante Gesetz nicht so rasch verabschieden. Selbst wenn er es täte, wäre das Europäern keinen Applaus wert; die Grenzwerte, die Amerika offeriert, sind eine Enttäuschung.
Da klingt der Bericht der britischen Times, Obama werde nicht kommen, plausibel. US-Medien melden zwar nichts dergleichen, und das Weiße Haus schweigt. Aber der Präsident hat gewiss Angenehmeres zu tun, als mit leeren Händen zu kommen, mit leeren Händen zu gehen, dazwischen am Pranger zu stehen, weil die USA den erhofften Beitrag nicht leisten – und die Schimpfkanonaden der Republikaner zu ertragen, warum er überhaupt hingeflogen sei, statt sich um sein Land zu kümmern.
Gegen das Schwänzen spricht freilich: Wer global führen will, muss auftreten. Und anders als bei Olympia kann man Klimaentscheidungen vertagen und es wenig später besser machen. Sofern man kommt.
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