On Government Life Support

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Am Tropf des Staates

Ein Kommentar von Nikolaus Piper

29.10.2009

Der US-Aufschwung ist alles andere als nachhaltig, und wer immer so tut, als wäre die Welt zur Normalität zurückgekehrt, lebt gefährlich. Nichts ist derzeit normal.

Der Patient US-Konjunktur ist bereits auf dem Wege der Besserung, hängt aber immer noch am Tropf.

Gute Nachrichten aus Amerika. Die Wirtschaft ist im zweiten Quartal deutlich stärker gewachsen als erwartet. Zumindest inoffiziell ist die Rezession in der weltweit größten Volkswirtschaft zu Ende – und dies nur ein gutes halbes Jahr, nachdem mancher eine Wiederholung der Weltwirtschaftskrise fürchtete. Das ist zunächst ein Erfolg für Präsident Barack Obama. Seine mutige Entscheidung, unmittelbar nach Amtsantritt ein gigantisches Konjunkturprogramm aufzulegen und ein Rekorddefizit hinzunehmen, hat sich ausgezahlt. Ohne dieses Programm läge die US-Wirtschaft vermutlich weiter am Boden – mit allen bösen Folgen für die Weltwirtschaft.

Aber es gibt auch schlechte Nachrichten: Der Aufschwung ist alles andere als nachhaltig, und wer immer heute so tut, als wäre die Welt zur Normalität zurückgekehrt, lebt gefährlich. Nichts ist derzeit normal, die Wirtschaft hängt am Tropf des Staates.

Vor allem drei Daten zeigen, wie schwach der Aufschwung noch ist: Erstens sind die Investitionen im dritten Quartal erneut gesunken, die Unternehmen vertrauen also noch nicht auf eine bessere Zukunft. Zweitens steigt die Arbeitslosigkeit weiter; und wer um seinen Job fürchtet, wird nicht dauerhaft mehr Geld ausgeben. Und drittens ist im zweiten Quartal die Sparquote der Amerikaner schon wieder gesunken. Dass sie in der ersten Hälfte dieses Jahrzehnts so niedrig war, gehörte zu den Auslösern der Krise.

Es ist unabdingbar, dass die US-Haushalte in Zukunft mehr sparen: Dies wird das Wachstum des Konsums dämpfen. Nicht abzusehen ist daher, wann die Notenbanken und Regierungen ihre lebensrettenden Maßnahmen für die Weltwirtschaft zurücknehmen können.

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