Blackwaters Killerrätsel von Hamburg
Von Antje Passenheim
27.1.2010
“Find, fix and finish” hieß die Mission: Findet das Ziel, fixiert die Person und feuert sie ab. Der Bundestag befasst sich nun mit dem US-Geheimdiensteinsatz.
Das Ziel der Geheimdienstmission war nach einem Bericht des US-Magazins Vanity Fair der in Hamburg lebende Deutsch-Syrer Mamoun Darkanzanli. Der Finanzier und Kontaktmann des Terrornetzwerks Al Qaida sollte dem Bericht zufolge im Auftrag des US-Geheimdienstes CIA liquidiert werden und zwar von Killern der amerikanischen Söldnertruppe Blackwater auf deutschem Boden. Vom 27. Januar an will nun der Innenausschuss des Bundestags dahinter kommen, ob die zwielichtige Schattenarmee der Amerikaner tatsächlich Ziele in Deutschland angepeilt hat.
Es könnte ein schwerwiegendes diplomatisches Problem für die Obama-Regierung werden, sagte der amerikanische Blackwater-Experte und Buchautor Jeremy Scahill dem Radiosender Democracy Now. Die deutsche Regierung beginne nun Fragen zu stellen. Und nicht nur sie. An Blackwater, der berüchtigten Söldnertruppe, die überall dort im Dienste der US-Armee steht, wo mit dem Killen Geld zu machen ist, scheiden sich in den USA die Geister.
Die Sicherheitsfirma war von der US-Regierung nach den Anschlägen vom 11. September 2001 ursprünglich angeheuert worden, um US-Soldaten im Irak und am Hindukusch zu schützen. Mit der Zeit wuchsen dann die Aufgaben der Privatarmee. Laut New York Times entwickelte sich zwischen Söldnern und CIA eine immer stärkere Zusammenarbeit.
Die Söldnerarmee ist eine der größten der Welt. Die 40 000 Mann starke Privattruppe soll über so viele Panzer, Flugzeuge und Munition verfügen, dass sie allein in einen Krieg ziehen könnte. Gründer von Blackwater und seiner Nachfolgefirma Xe Services ist der frühere Marinesoldat Erik Prince. Der Millionenerbe aus Michigan war in den 90er Jahren in die boomende Branche der Sicherheitsfirmen eingestiegen. Der Söldnerchef entwickelte sich zu einer schillernden Figur, die für manchen Hollywoodstreifen die Vorlage für den Halunken abgegeben haben soll. Scahill zitierte ehemalige Blackwater-Söldner, die unter Eid ausgesagt hatten, dass Prince sich selber als christlicher Kreuzzügler sieht, mit der Aufgabe, Muslime und den islamischen Glauben von der Welt zu eliminieren.
Ehemalige Geheimdienst-Mitarbeiter haben vor einem Senatsausschuss ausgesagt, dass Blackwater-Söldner auch an Folter-Verhören in CIA-Geheimgefängnissen beteiligt waren. Außerdem werden die Privatsoldaten mit zahlreichen anderen schmutzigen Geschäften in Verbindung gebracht: darunter Kinderprostitution, Vergewaltigung und Waffenhandel im Irak. Die demokratische Abgeordnete Jan Schakowsky, die im Geheimdienstausschuss des Abgeordnetenhauses sitzt, sagte kürzlich zum mutmaßlichen Einsatz von Blackwater in Hamburg: Allein, dass es diese Anschuldigungen gibt, gibt einen Eindruck davon, in welchem Maße Blackwater komplett verwoben mit Geheimdienstoperationen war.
Antje Passenheim, dpa
(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 27.01.2010)
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