The Smiling Superpower

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Die lächelnde Weltmacht

Von Bernd Helge Sommer

8. Februar 2010

Yang Jiechi demonstriert das chinesische Selbstbewußtsein

Chinesen sind, so lautet ein Klischee, höfliche Menschen. Chinas Außenminister Yang Jiechi ist dabei ein geradezu vorbildlicher Chinese. Er traf als erster Außenminister seines Landes in München bei der Sicherheitskonferenz, die doch differenzierter zu sehen ist als die Friedensbewegung glauben machen will, auf, redete einfaches, gut verständliches Englisch, schmeichelte den Gastgebern mit Goethe-Zitaten und gab sich freundlich, witzig und souverän. Ein Chinese.

Analysiert man seine Rede, kommt man zu einem anderen Ergebnis. Wäre chinesisch nicht so eine blumenreiche Sprache, hätte man den Inhalt der Rede auch mit einem berühmten Götz-Zitat umschreiben können. Yang ging höflich auf alle Themen, auch auf die aufgeregten Nachfragen der Konferenzteilnehmer ein und erklärte ihnen, wo in Zukunft der Hammer hängt. China sei ein Entwicklungsland, das noch Jahrzehnte brauchen werde, um westliche Standards zu erreichen. Daher müsse man sich auch beim Klimaschutz, dem Stand der Produktivkräfte entsprechend, etwas zurückhalten. Selbstverständlich tue man was man könne. Nordkorea? Schlimme Sache das. Man müsse weiter geduldig verhandeln. (Deutsch: man muß nur verhindern, daß die Irren in Pjöngjang durchdrehen, den Rest regelt das Leben).

Zu Afghanistan fiel dem Minister ein, daß China sehr gegen Terror, Drogen und andere schlimme Dinge sei. Man wird sich dort nicht militärisch engagieren, wohl aber investieren in die Wirtschaft und dann, ruhig und besonnen mit den dortigen Machthabern verhandeln. Sollen den Amerikaner doch sehen, wie sie da wieder rauskommen. Raus müssen sie auf jeden Fall. Ansonsten könnten sie nur noch alles kurz und klein schlagen, was sie sicherlich nachhaltig populär in der Gegend machen werde.

Google sei eine große Firma, die sicher ihre Verdienste habe, doch man müsse Sitten und Traditionen Chinas berücksichtigen. Tibet? Sinkiang? Gehören beide zu China das ist das Ergebnis der Geschichte und den Menschen geht es schließlich gut. Wenn der Dalai Lama unbedingt ins Nirvana wolle, könne er ja gehen. US-Waffenlieferungen an Taiwan sind überhaupt ganz schlecht, da dürfe man sich nicht wundern, wenn das chinesische Volk sein Mißfallen zeige. Und der Iran? Sanktionen gibts mit China nicht, einen Militärschlag lehnt China ab (Gottseidank!) und ansonsten hat Achmadinedschad ja sowieso gewonnen (sagte Yang allerdings nicht so direkt).

Bleibt noch das Verhältnis zu den USA, deren führende Vertreter, Präsident Obama, Vize-Präsident Biden und Außenministerin Clinton gerade keine Zeit hatten, nach München zu kommen. Wahrscheinlich hat man sich dort ohnehin schon weitgehend von Europa verabschiedet und blickt mehr auf den Fernen Osten. Yang weiß natürlich, daß die USA seit Jahrzehnten im Niedergang sind und keine absehbare Möglichkeit besteht, diese Entwicklung zu drehen. Er weiß auch, daß ohne chinesische Kredite und Anlagen in den USA diese längst das wären, was der unselige Helmut Schmidt einmal Obervolta mit Atomwaffen nannte. Deshalb findet man ein paar warme Worte und fakturiert den Außenhandel zunehmend in den jeweiligen Landeswährungen. Hinter dem Lächeln des freundlich auftretenden Chinesen verbarg sich ein klares Selbstbewußtsein und die Entschlossenheit, die eigenen Interessen mit Härte zu vertreten. Alles völlig legitim, doch weder in Europa noch in den USA hat man wirklich begriffen, wie sehr sich die Kräfteverhältnisse in der Welt gedreht haben.

Yang trat auf als Vertreter einer Weltmacht mit vollem Recht.

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