Netanjahu im Abseits
Von Inge Günther
10.04.2010
Eigentlich fliegt Benjamin Netanjahu gerne in die USA. Er ist dort aufgewachsen und überzeugt, sich besser als jeder andere israelische Premier vor ihm in amerikanischer Politik und Gesellschaft auszukennen. Abgesagt hat er trotzdem. Spätestens seit dem Treffen mit Barack Obama in eisiger Atmosphäre spürt auch Netanjahu, dass im Weißen Haus ein anderer Wind weht.
Dabei weiß er, der den Iran für die zentrale Bedrohung Israels hält, warum Israel eine starke Allianz mit den USA nötiger hat denn je. Bislang allerdings versucht der Premier die Sache auszusitzen, ohne den Konflikt um den Siedlungsbau in Ost-Jerusalem zu lösen.
Anlässlich der Nuklear-Konferenz zeigt sich, wie kontraproduktiv das ist. Moderate moslemische Staaten wie Ägypten und Türkei sind nicht mehr bereit, ein Auge gegenüber der heimlichen Atommacht Israel zuzudrücken. Jedenfalls nicht, solange Netanjahu sich nicht ernsthaft um Frieden mit den Palästinensern bemüht. Vielleicht verschafft ihm das Zuhausebleiben ja die nötige Zeit, über eine politische Kurskorrektur nachzudenken.
Erscheinungsdatum 10.04.2010 | Ausgabe: d
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