Revenge as a Matter of Principle

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Rache aus Prinzip

Von Christoph Albrecht-Heider

18.06.2010

Revenge as a Matter of Principle

By Christoph Albrecht-Heider

Manchmal wählen die US-Amerikaner einen reaktionären Präsidenten wie Ronald Reagan, manchmal einen fortschrittlichen wie Barack Obama. Aber unverbrüchlich hält die große Mehrheit am Rachegedanken als Basis des Strafrechts fest. Die Zustimmung zur Todesstrafe liegt seit vier Jahrzehnten stabil bei 60 Prozent und mehr.

American voters occasionally elect a reactionary President such as Ronald Reagan and they occasionally elect a progressive like Barack Obama. But the vast majority steadfastly clings to the concept of revenge as the basis for their justice system. Support for capital punishment has remained stable at 60 percent and even higher for the past four decades.

Ronnie Lee Gardner hat 25 Jahre auf seine Exekution gewartet; in Deutschland wäre er, ein verurteilter Mörder, wahrscheinlich längst wieder auf freiem Fuß. Die Debatte in den USA aber dreht sich weitgehend um die irrelevante Frage, ob die Exekution durch die Spritze human, die durch Gewehrkugeln hingegen barbarisch ist.

Obama, der selbst die Todesstrafe nicht grundsätzlich ablehnt, kennt die Gnadenlosigkeit seiner Landsleute. Die Überzeugung sitzt tief, dass ein Mörder die Chance auf Rückkehr in die Gesellschaft verwirkt hat, weshalb viele Todesstrafengegner alternativ für Haft bis zum Tode plädieren. Auch für die USA aber gilt: Die Todesstrafe kann nur von Politikern abgeschafft werden, die sich nicht von Volkes Stimme leiten lassen.

Erscheinungsdatum 18.06.2010 | Ausgabe: d

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