Stem Cells on Trial

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Stammzellen vor Gericht

Von Karl-Heinz Karisch

24 | 8 | 2010

Ein US-Bezirksrichter stoppt staatliche Forschungsgelder, weil damit auch Embryonen getötet werden. Damit konnten fundamentalistische Gruppen der Bevölkerung ihren Willen aufzwingen.

Ein Schlag für die Hoffnung von Millionen Patienten ist es nicht, was da ein Bezirksrichter in Washington am Dienstag angerichtet hat. Er hat zwar die staatliche Förderung der Forschung mit embryonalen Stammzellen gestoppt, weil für ihre Erzeugung Embryonen abgetötet worden sind. Sowohl in den USA als auch weltweit gibt es aber ausreichend viele Forschergruppen, die weiterhin mit Stammzellen intensiv an der Heilung von schweren Leiden wie Zuckerkrankheit oder Querschnittlähmung arbeiten. Der Richterspruch zeigt nur, dass fundamentalistische christliche Gruppen dem US-Präsidenten und der in weiten Teilen fortschrittlicher urteilenden US-Bevölkerung ihren Willen aufzwingen können. Schon die Kreationismusdebatte, die göttliche Schöpfungslehre im Biologieunterricht zu verankern, hat gezeigt, dass die Vereinigten Staaten Opfer ihrer großartigen Liberalität werden.

Die Verheißung, dass jeder seinen Glauben frei ausüben kann, muss auch umgekehrt gelten. Religiöse Gruppen sollten in einem säkularen Staat den Andersdenkenden nicht ihren Standpunkt aufzwingen dürfen.

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