Sarah für President – Palin bringt sich in Stellung
Von Peer Meinert
19. September 2010
Die ultra-konservative Politikerin Sarah Palin drängt ins Rampenlicht. Will sie gegen Obama antreten? Den Demokraten würde das gut in den Kram passen.
Sarah Palin braucht gar nicht viel zu sagen. Allein dass sie aufs Podium steigt, genügt, um Spekulationen anzuheizen. Seit Wochen tingelt sie durchs Land, hält Reden, sammelt Wahlkampfspenden. Ihr griffiger Tenor lautet: „Wir werden uns unser Land zurückholen. Wir werden die Dinge umdrehen.“ Jetzt genügte ein Auftritt im Bundesstaat Iowa, um im politischen Washington Unruhe auszulösen. Gegner wie Parteifreunde fragen sich: Ist die 46-jährige republikanische Populistin dabei, sich eine Pole-Position für den Präsidentschaftswahlkampf 2012 zu erstreiten?
Bis ins Weiße Haus schlagen die Wellen, die die ebenso attraktive wie streitbare „Barrakuda“ Palin auslöst. Selbst Regierungssprecher Robert Gibbs wird aktiv. „Die eindruckvollste Kraft in der republikanischen Partei“, nennt er die Ex-Gouverneurin in Alaska – ein hintersinniges, ein vergiftetes Lob, wie jeder im politischen Washington auf Anhieb versteht.
Demokraten hoffen fast schon inständig, dass Palin 2012 antritt – sie betrachten die Erzkonservative, die bereits 2008 als Vizepräsidentschaftskandidatin eine krachende Niederlage einfuhr, als die Gegnerin, mit der man auch künftig am leichtesten fertig wird.
Zwar äußerte sich Palin bei ihrer Rede am Freitagabend in Iowas Hauptstadt Des Moines nicht konkret zu ihrer politischen Zukunft. Ein paar Breitseiten gegen zu hohe Steuern, zu viel Staat und gegen das Washingtoner Polit-Establishment im Allgemeinen und Präsident Barack Obama im Besonderen – das ganz normale Programm also.
Doch in Iowa beginnt traditionell der Vorwahlkampf im Rennen um die Präsidentschaft. Hier machen die Interessenten normalerweise ihre erste Aufwartung, hier fuhr Obama im Januar 2008 seinen ersten Sieg bei den Primaries ein – ein Jahr später zog er ins Weiße Haus ein.
Selbst die „New York Times“ widmete sich dem vermeintlich vielsagenden und symbolischen Palin-Auftritt auf der Titelseite, beteiligt sich an der Spekulation „Will she, won’t she?“ – tut sie’s, tut sie’s nicht?. Dabei ist die Frage alles andere als neu, schon mehrfach hat die rechte Palin ihre Ambitionen auf Höheres durchschimmern lassen.
Es sind die Wähler, die diese linke Politik stoppen werden“, sagte Palin mit Blick auf Obama weiter. Doch tatsächlich belegen Umfragen immer wieder, dass die zu allzu forschen und unbedachten Aussagen neigende Populistin das Wahlvolk eher spaltet, als für sich einnimmt. Insider meinen, der Republikaner John McCain habe vor zwei Jahren nicht zuletzt gegen Obama verloren, weil er die Polarisiererin und Vereinfacherin Palin als Vizekandidatin wählte.
Unterdessen ist Palin zur Parteirebellin und zur Symbolfigur der ultra-konservativen „Tea-Party-Bewegung“ geworden, die derzeit die republikanische Partei aufrollt. Kandidaten der „Tea-Party“ haben in den vergangenen Wochen bei diversen Vorwahlen zu den Kongresswahlen im November triumphiert. Es gelang ihnen mehrfach, bekannte und bisher erfolgreiche Politiker aus dem Rennen zu werfen.
Bei den Kongresswahlen am 2. November geht es um die parlamentarische Mehrheit Obamas. Die Demokraten befürchten zwar eine Niederlage, der Erfolg der „Tea-Party-Movement“ lässt sie aber auch neue Hoffnung schöpfen: Das Obama-Lager setzt darauf, dass die Republikaner mit ultra-konservativen Kandidaten Schiffbruch erleiden und sich die demokratischen Kandidaten doch durchsetzen könnten. Die Kongresswahlen werden damit auch zum Testfall, wie gefährlich Palin für die Demokraten ist – oder wie harmlos.
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