Black Woman Confronts Obama with Uncomfortable Truths

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Schwarze setzt Obama mit unbequemen Wahrheiten zu

Von Uwe Schmitt

27.09.10

“Ich bin es müde, Sie in Schutz zu nehmen”, sagte Velma Hart live im TV zu US-Präsident Obama. Dessen Hilflosigkeit tat fast weh.

Politiker von Barack Obamas Begabung fürchten in ihren wohl choreografierten Wahlkämpfen weder Protestgeschrei noch Eierwürfe und erst recht nicht die Polemik der Opposition. Was sie fürchten, ist ein entblößender Moment der Wahrheit vor laufenden Kameras.

Velma Hart hat ihrem Präsidenten in einer Bürgerversammlung in Washington jüngst solche Wahrhaftigkeit zugemutet. Ihre Kritik war klug, respektvoll, leidenschaftlich, mitfühlend, weder eitel noch wehleidig. Dass sie schwarz ist, Mutter, Ehefrau und (noch) eine gut situierte Managerin, machte ihre Klage noch stärker. Während sie sprach, ebenso wohlformuliert wie wohlmeinend, müssen Millionen Wähler aufgestöhnt haben: „Sie hat ja so Recht!“

Sie fühle sich geehrt, sprechen zu dürfen, begann Velma Hart, sie gehöre dem Mittelstand an, dem in der schwersten Rezession seit 70 Jahren Job- und Hausverlust drohte. Obama nickte verständnissinnig. „Aber offen gesagt, Sir, ich bin es müde. Müde, Sie in Schutz zu nehmen, ihre Regierung und den Mantel des Wandels, für den ich gestimmt habe.“

Obamas Züge entglitten ihm nun zu einem breiten Grinsen, das nur als Übersprungshaltung zu erklären ist. „Ich bin tief enttäuscht“, fuhr Velma Hart fort, „von dem Punkt, an dem wir stehen. Man hatte mir gesagt, ich wählte einen Mann, der bedeutungsvollen Wandel für den Mittelstand bringen werde. Ich gehöre dazu. Und ich warte, Sir, ich warte. Ich hatte nicht erwartet, große Veränderungen zu spüren, aber spüre so wenig.“

Längst war Barack Obamas Blick erstarrt, die Augen straften sein Grinsen, das sich zu einem verbindliches Lächeln entspannt hatte, Lügen. Er zögerte, suchte nach Worte. Für eine Sekunde meinte man, er könnte einfach sagen, „Sie haben ja so Recht. Es tut mir leid, Sie zu enttäuschen.“

Doch dann besann sich der Präsident der Vereinigten Staaten und straffte sich. Zu einem Dank an sie konnte er sich nicht durchringen. Doch lobte er Hart, die nach zehn Jahren in der Armee-Reserve Managerin in einer Veteranengruppe ist und zusammen mit ihrem Mann genug verdient, um ihre beiden Mädchen auf eine Privatschule zu schicken: Ihr „Verantwortungsbewusstsein“ sei vorbildlich.

Was folgte, war das mechanisch werbende Abspulen seiner Verdienste und guten Absichten. Ein, zwei Scherze („Sie wollen sich sicher auch mal ein paar neue Schuhe kaufen können“) wirkten schal.

Obamas Hilflosigkeit tat beinahe weh: Velma Hart war nicht arm, nicht am Boden, sie war seine treue Wählerin und enttäuscht. Und Präsident Obama begriff nicht, was der Kandidat Obama besser verstanden hatte als alle andere. „Hätte er gesagt, dass wir in einer Übergangszeit sind, die hart ist, und dass ich zu viel von ihm erwarte“, erklärte Hart später, „ich wäre zu ihm gerannt und hätte ihn umarmt; auf die Gefahr hin, vom Secret Service erschossen zu werden.“

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