Blutiger »Fortschritt«
Von Olaf Standke
02.02.2011
Enorme Fortschritte« will der US-amerikanische General David Petraeus in den vergangenen Monaten am Hindukusch ausgemacht haben. Was mag der Befehlshaber der internationalen Truppen in Afghanistan damit meinen? Die Tatsache, dass im Jahr 2010 über 2400 Zivilisten getötet wurden, gleich 20 Prozent mehr als im Vorjahr und damit so viele wie noch nie seit Beginn des Krieges? Hinzu kommen 3270 verwundete Zivilisten, so die deprimierende Statistik der afghanischen Bürgerrechtsorganisation ARM. Insgesamt starben laut Recherchen des unabhängigen Internetdienstes icasualties.org im vergangenen Jahr über 10 000 Menschen durch Anschläge und Kämpfe. Und 2010 war auch das bisher verlustreichste Jahr für die ISAF. 711 Soldaten, davon knapp 500 aus den USA, stehen auf der Liste der Gefallenen und Verunglückten. 2008 waren es noch rund 300.
Obwohl nach den von USA-Präsident Barack Obama befohlenen Truppenverstärkungen inzwischen etwa 150 000 ausländische Militärs in Afghanistan stationiert sind, wird das Leben für die afghanische Bevölkerung – und um die soll es ja gehen – nicht sicherer, wie die nackten Zahlen zeigen. Trotzdem können sich USA, NATO und auch die Bundesregierung nicht zu einem Waffenstillstand und schnellstmöglichen Truppenabzug entschließen. Alles spricht vielmehr für eine weitere Intensivierung der Kampfhandlungen – und noch mehr zivile Opfer.
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