Den “Verrückten Gadafi gemeinsam stoppen
Von Thomas Spang
24. Feb 2011
Präsident Obama bezieht klar Position im Libyen-Konflikt. Jetzt können die USA und ihre Verbündeten entschlossen handeln.
Ronald Reagan, der frühere US-Präsident, nannte Libyens Diktator Gadafi einmal treffend „Mad Dog”, den „Verrückten” des Nahen Ostens. Wer die bizarren Tiraden des bedrängten Tyrannen gegen sein rebellisches Volk verfolgte, kann heute zu keinem anderen Schluss gelangen. Denn dieser Mann ist entschlossen, möglichst viele Menschen mit in den sicheren Untergang zu nehmen.
Es dauerte vier Tage, bevor US-Präsident Barack Obama vor die Mikrofone trat und persönlich klare Worte für das brutale Vorgehen Gadafis fand. Viel zu lange, sagen Kritiker des US-Präsidenten. Schwieg der Friedensnobelpreisträger aus mangelndem Mitgefühl oder aus Berechnung? Die Vorstellung scheint absurd – zumal Obama das Blutvergießen nun in aller Schärfe verurteilte und seine Diplomaten aussandte, um mit den Verbündeten in Europa und in der Region konkrete Schritte abzustimmen.
Die Erklärung für die Zurückhaltung führt zurück in die Tage Reagans, dessen Amtsantritt 1981 mit dem Ende einer zähen Geiselkrise im Iran zusammenfiel – ein traumatisches Ereignis für die Supermacht. In Libyen bestand die sehr reale Gefahr, dass „Mad Dog” Gadafi auf eine Herausforderung seiner Macht durch den Erzfeind Amerika seinerseits mit einer Geiselnahme reagiert hätte. Die US-Regierung wollte ihm dafür keinen Anlass bieten. Deshalb sprach der Präsident erst öffentlich, als seine Diplomaten auf der gecharterten Fähre saßen. Dass diese wegen stürmischer See erst mit Tagen Verspätung in Tripolis anlegen konnte, verlängerte das Schweigen Obamas. Vier Tage die Mikrofone zu vermeiden, hat mehr Sinn, als wie im Iran 444 Tage lang gedemütigt zu werden. Amerikanische Geiseln sind aus Sicht des unberechenbaren Diktators am Ende doch etwas anderes als ein paar festgehaltene Italiener.
Statt über stilistische Fragen zu streiten, sollte nun die Frage im Vordergrund stehen, was realistischer Weise getan werden kann, das libysche Volk zu schützen und den „Verrückten” zu stoppen. Eine Flugverbotszone könnte dabei ebenso helfen wie Sanktionen gegen das wankende Regime. Europa sollte froh darüber sein, dass ein kühler Pragmatiker wie Obama in dieser Krise an den Schalthebeln sitzt. Die verheerenden Folgen der „Cowboy-Diplomatie” George W. Bushs lassen sich bis heute in der Region studieren. Spätestens seit dieser Erfahrung sollte klar sein, wie wenig es hilft, mit besten Intentionen aus der Hüfte zu schießen.
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