Michael Bloomberg’s Crisis Management: How New York’s Mayor Recognizes the Storm as a Chance

<--

Noch nie zuvor wurden aus New Yorks Küstenzonen Menschen evakuiert. Noch nie zuvor wurde das U-Bahn- und Bussystem der Metropole stillgelegt. Im Angesicht des nahenden Hurrikans “Irene” tat Bürgermeister Michael Bloomberg alles, um ein Desaster zu vermeiden. Dahinter steckt Kalkül: Bloomberg will in die Geschichte eingehen.

Von Anfang an standen für Michael Bloomberg zwei Dinge fest: Hurrikan Irene ist eine der größten Krisen in der Geschichte New Yorks. Und er, der Bürgermeister, wird dafür sorgen, dass die Acht-Millionen-Metropole dabei so wenig Opfer wie möglich zu beklagen haben wird.

Seit man weiß, dass New York mitten auf der Bahn von Irene liegt, ist Michael Bloomberg als Krisenmanager praktisch pausenlos im Einsatz. Er verantwortet beispiellose Entscheidungen: Noch nie zuvor wurden aus den Küstenzonen von Manhattan, Brooklyn, Queens und Staten Island tatsächlich Menschen evakuiert. Noch nie zuvor wurde das U-Bahn- und Bussystem der Stadt stillgelegt.

Tagtäglich hämmerte Bloomberg den New Yorkern ein, den Sturm nicht zu leicht zu nehmen. “Wir müssen uns auf das Schlimmste einstellen und das Beste hoffen”, sagte er am Freitag. “Lassen Sie uns aufhören zu glauben, das alles sei etwas, mit dem man spielen kann”, verkündete er drohend am Samstag.

Bloombergs Dauerpräsenz in den Medien ist gerechtfertigt – sie lässt sich aber noch besser verstehen, wenn man knapp neun Monate zurückblickt. An Weihnachten hatte einer der schwersten Schneestürme seit Menschengedenken New York heimgesucht. Die Stadtverwaltung war unvorbereitet. Es dauerte Tage, bis die größeren Straßen in den Außenbezirken geräumt waren. Schlagzeilen machte ein Fall, in dem Nachbarn den Zugang zu einem Haus auf Staten Island freischaufelten, weil dort eine Hochschwangere wohnte. Ohne die Hilfe hätte sie keine Chance gehabt, rechtzeitig ins Krankenhaus zu kommen. So ein Desaster sollte nicht noch einmal passieren.

Die übliche Politikersorge um die eigene Wiederwahl spielt bei Bloomberg keine Rolle. Der Bürgermeister steht in der Mitte seiner dritten und letzten Amtszeit. Materielle Sorgen hat der 69-Jährige ebenfalls nicht. Mit einem Privatvermögen von 18 Milliarden Dollar ist der Gründer des Medienkonzerns Bloomberg einer der zehn reichsten Amerikaner.

Was Bloomberg hingegen umtreibt, ist der Wunsch, als einer der ganz großen New Yorker Bürgermeister – wenn nicht gar als großer Amerikaner – in die Geschichte einzugehen. Vieles hat er schon erreicht: New York ist seit seinem Amtsantritt 2001 eine menschen- und umweltfreundlichere Stadt geworden, die Gewaltkriminalität ist gesunken, Rassenkonflikte gibt es praktisch nicht mehr.

Doch die Rezession hat auch New York schwer getroffen, Bloomberg musste bei den Schulen und der Polizei hart sparen. Außerdem verübeln es ihm bis heute viele New Yorker, dass er 2008 die Gesetze ändern ließ, nur um sich selbst eine dritte Amtszeit zu ermöglichen. Seine Umfragewerte sind heute miserabel: Nur 43 Prozent der New Yorker sind noch mit seiner Amtsführung einverstanden.

Das ist insofern misslich, als Bloombergs Ehrgeiz weit über New York hinausreicht. Er festigte in den vergangenen Jahren landesweit seinen Ruf als Mann der Mitte und der Vernunft. Bloomberg ist konservativ in Wirtschaftsfragen, in gesellschaftlichen Dingen jedoch liberal: Er setzte sich für die Schwulenehe ein, für Klimaschutz, für strenge Waffengesetze, gegen die Todesstrafe.

Er selber dementiert Gerüchte, er wolle als Unabhängiger 2012 bei der Präsidentschaftswahl kandidieren. Gleichzeitig tun jedoch seine Mitarbeiter alles, um die Medien mit solchen Gerüchten zu füttern. Ein erfolgreiches Irene-Krisenmanagement wäre da hilfreich.

About this publication