Deutsche Telekom
Opfer eines Kurswechsels
Die Deutsche Telekom ist das erste Unternehmen, das die strenge Kartellwache der US-Regierung zu spüren bekommt. Damit bleibt das Unternehmen in den USA weiterhin Nischenanbieter.
US-Präsident Barack Obama hat einst versprochen, mit dem Laissez-faire seines Vorgängers George W. Bush Schluss zu machen. Doch in Kartellfragen hat die Regierung bisher Interventionen gescheut. Man wollte nicht als allzu regulierungswütig gelten. Mehrere Fusionen von Fluggesellschaften wie zwischen United Airlines und Continental wurden genehmigt, obwohl die Anbieter systematisch höhere Preise durchdrücken.
Nun ist die Deutsche Telekom offenbar das erste Opfer eines Kurswechsels geworden. Das US-Justizministerium hat wie berichtet angekündigt, dass man gegen den geplanten Verkauf der amerikanischen Mobiltelefonsparte T-Mobile an den Konkurrenten AT&T Einspruch erheben werde. „Die Fusion würde bedeuten, dass viele Millionen Kunden quer über die Vereinigten Staaten für ihre Mobilfunkdienste mit höheren Preisen, weniger Auswahl und schlechteren Produkten rechnen müssten“, sagte Vize-Justizminister Jim Cole. AT&T ist hinter Vodafone die Nummer zwei auf dem US-Mobilfunkmarkt, T-Mobile die Nummer vier. Das gemeinsame Unternehmen wäre zum Branchenprimus geworden. Die Fusion hätte der Telekom einen Erlös von 39 Milliarden Dollar (27 Milliarden Euro) gebracht.
Bedeutung für Konsumenten umstritten
Aber angesichts von etwa 300 Millionen amerikanischen Mobilfunknutzern, die sich in dem heute auf zwei große und zwei kleinere Mitspieler aufgeteilten Markt oft über schlechten Service und hohe Preise beklagen, ist das Vorgehen populär. „Die Konsumenten haben einen Grund zum Feiern“, sagte der Verbraucherschützer Paul Desai. AT&T und Vodafone würden sich sonst 90 Prozent des Marktes aufteilen. AT&T argumentiert hingegen damit, dass das Zusammengehen für viele Kunden beispielsweise einen besseren Zugang zu schneller Datenübertragung ermöglichen werde. AT&T zweifelte angesichts der eigenen Lobbyarbeit in Washington offenbar so wenig an der Genehmigung, dass man sich auf einen teuren Handel im Falle eines Scheiterns einließ. Drei Milliarden Dollar in bar und weitere drei Milliarden unter anderem in Form von Zugangsrechten zum eigenen Netz konnte Telekom-Chef René Obermann aushandeln, falls die Vereinbarung scheitern würde. Die teure Klausel bedeutet aber auch, dass AT&T alles daran setzen wird, die Fusion zu retten. Für die Telekom sieht die Ausgangslage etwas anders aus, weil es Alternativen gäbe. Sprint-Nextel, die Nummer drei, könnte beispielsweise ein Auge auf T-Mobile werfen.
US-Kunden laufen T-Mobile davon
T-Mobile ist in den USA nur ein Nischenanbieter, der bei Netzabdeckung und Datenübertragung schwächelt. Auch die Verhandlungsposition mit den Herstellern von Mobiltelefonen ist schwach. Es ist bisher unklar, ob die Firma in den USA im Herbst das neue iPhone von Apple anbieten kann, wie das alle ihre Konkurrenten tun. Auch deshalb laufen T-Mobile die Kunden davon. 2010 hat der Anbieter 56.000 seiner knapp 34 Millionen Nutzer verloren.
In diesem Jahr waren es bisher fast 150.000. Um seine Schwäche bei der Netzabdeckung zu kompensieren, musste T-Mobile mit Niedrigpreisen locken – was nun ironischerweise als Argument gegen die Fusionspläne dient. „Die Firma ist ein wichtiger Initiator des Preiswettbewerbs in der Industrie“, so ein Sprecher des US-Justizministeriums.
Für die Telekom bedeutet dies, dass noch auf Jahre hinaus kaum Geld zu verdienen ist. Es ist fraglich, ob T-Mobile ein ewig langes Rechtsverfahren abwarten kann. In der Vergangenheit hatten bereits nur angedrohte Kartell-Einsprüche für ein Ende von Fusionsplänen geführt.
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