Trojan Donkeys Gallop for Ron Paul

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US-Wahl: Trojanische Esel galoppieren für Ron Paul

Bericht | Florian Niederndorfer, 13. Dezember 2011 10:47

Ein Brite will ehemalige Obama-Fans zu den Republikanern führen – Ron Paul soll erledigen, woran Präsident Obama gescheitert ist

Ausgerechnet ein Esel, das Wappentier der Demokraten, soll es für Amerikas Wertkonservative richten. Zumindest wenn es nach einem stetig wachsenden Grüppchen Demokraten geht, das sich Ron Paul, den Godfather der US-Libertären, als Kandidaten der Grand Old Party (GOP) bei der Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr wünscht. Und das den 76-jährigen Republikaner im Kampf gegen Barack Obama unterstützt.

Ihren Anfang genommen hat die jüngste Volte im Rennen um das Kandidatenticket auf der des Konservativismus gemeinhin unverdächtigen Huffington Post. Robin Koerner, ein Brite in Seattle, hat dort einen Artikel gepostet, wie er es immer schon tut, meist mit wenig Resonanz. Bis zu jenem 7. Juli, an dem Koerner, der im Zivilberuf einen Nachrichtenblog betreibt, eine Epistel ins Netz stellte, die den Lauf der republikanischen Kandidatenkür verändern könnte. Wenigstens ein Stück weit.

Friedensbote Paul

“Wer den Frieden liebt, sollte Blue Republican werden, wenigstens für ein Jahr”, schrieb Koerner. Im Klartext bedeutet das: wer sich als Blauer, also als Demokrat fühlt, von Obama aber enttäuscht ist, soll sich – jedenfalls bis zur Wahl – ein republikanisches Mäntelchen überwerfen. Und so Ron Paul, den ewigen Desperado, beim Nominierungsparteitag im September zum Kandidaten der GOP machen.

Obama werde im kommenden Jahr aus dem Amt gewählt, wenn Paul antritt, ist sich Koerner sicher. Der Präsident, Hoffnungsträger einer ganzen Generation, habe seine Versprechen allesamt gebrochen, seinen Nimbus verwirkt. Weder habe er die Kriege wie versprochen beendet, noch die Bürgerrechte wiederhergestellt, die sein Vorgänger im Weißen Haus, George W. Bush, eingeschränkt hat. Zudem habe sich Obama als marktfeindlich entpuppt, indem er nach der Finanzkrise großen Unternehmen finanziell zur Seite sprang, also Bailouts durchsetzte.

“Obama hat nicht geliefert, er hat in allen Kernpunkten die Politik von Bush einfach weitergeführt, obwohl er als Anti-Bush ins Amt gewählt wurde”, sagt Robin Koerner im Gespräch mit derStandard.at.

Wenn schon ein Republikaner ins Weiße Haus einziehen soll, dann doch bitte Ron Paul, so Koerner. “Wer ein standfester Demokrat ist, sollte Ron Paul wählen, damit der macht, was eigentlich Obamas Job gewesen wäre.”

Im Internet erklärt Koerner, der im Land der unbegrenzten Möglichkeiten gar nicht wählen darf, einer rasant wachsenden Fangemeinde, wie das geht. Und vor allem, was ein Wechsel der Parteifarbe bringen soll. Knapp 7.500 Fans haben die Blue Republicans inzwischen auf Facebook, geht es nach Koerner, ist die Zielgruppe aber weit größer. Nämlich alle Amerikaner, die genug haben von den Kriegen der US-Armee und einer Regierung, die sich seiner Meinung nach zu sehr in das Leben ihrer Bürger einmischt.

Obama, der Versager

“Paul hat von allen US-Politikern dreißig Jahre lang die konsequenteste Linie vertreten, hat sich in allen Abstimmungen und Interviews zu seiner libertären Philosophie der Nicht-Aggression bekannt.” Wäre Paul Präsident, so ist sich Koerner sicher, würde er die Kriege sofort beenden.

Das, so denken viele Unterstützer des Kongressabgeordneten aus Texas, könne nur mit der Unterstützung durch die progressive Stammklientel der Demokraten und die Graswurzelbewegungen Realität werden. Schließlich hätten die beiden wichtigsten Flankenphänomene der jüngeren US-Geschichte, die fundamentalistische Tea Party und die kapitalismuskritische #occupy-Bewegung, so einiges gemeinsam: tiefes Misstrauen gegenüber der Regierung, Abscheu gegenüber den Kriegen im fernen Ausland, die Betonung individueller Freiheitsrechte.

“Viele Amerikaner haben das Gefühl, dass sowohl Rechts als auch Links uns in diese Krise geführt haben. Der Begriff “libertär” hat aber ein Imageproblem. Als ich in meinem Artikel einen neuen Namen vorschlug, hoffte ich natürlich darauf, dass sich viele Menschen ermutigt fühlen aus ihrer politischen Ecke auszubrechen und sich umzuorientieren.”

In Staaten wie Kalifornien, New York und Florida, wo Primaries, also Vorwahlen, stattfinden, werden sich die Blue Republicans schwer tun, Boden gutzumachen. Zu groß scheint dort die Übermacht der arrivierten Kandidaten. Wo aber im Caucus-System von Bezirk zu Bezirk gewählt wird, etwa in Iowa, wittern sie ihre Chance.

“Noch ignorieren die Medien Ron Paul, gewinnt er aber Iowa oder wird starker Zweiter, ändert sich das über Nacht. Und ein Sieg dort ist durchaus realistisch, wenn er 20.000 Stimmen mehr erhält als 2008. Wenn die Hälfte davon ehemalige Demokraten oder Unabhängige sind, könnten wir mit 10.000 Blue Republicans die USA verändern.”

So könnten sich die blauen Eseln im roten Mäntelchen für die republikanischen Größen als Trojaner im Namen Ron Pauls entpuppen. (flon/derStandard.at, 13.12.2011)

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