Militärschlag
Netanjahu bringt USA gegen Iran in Stellung
von Pierre Heumann
03.03.2012
Netanyahu Squares the USA Off With Iran
By Pierre Heumann
Israel will die USA auf einen harten Kurs gegen Iran einschwören. Premier Netanjahu drängt auf Zusagen der USA, einen Militärschlag gegen Atomanlagen in Iran zu planen – falls die letzten “roten Linien” überschritten werden.
Israel lanciert eine diplomatische Offensive auf höchster Ebene, um die US-Regierung zu einer militanten Politik gegen die iranischen Atompläne zu verpflichten. Sowohl Staatspräsident Schimon Peres als auch Premier Benjamin Netanjahu wollen in der nächsten Woche US-Präsident Barack Obama auffordern, den Druck auf Teheran zu erhöhen. Ihr Wunsch: Die USA sollen klar mit einem Militärschlag gegen Atomanlagen im Iran drohen, falls die Führung in Teheran bestimmte „rote Linien“ überschreiten sollte, berichtete die israelische Tageszeitung „Haaretz“.
Nächste Woche will Peres mit einer Medienoffensive die Amerikaner von der Notwendigkeit überzeugen, der Islamischen Republik den Weg zur Atombombe mit allen Mitteln zu verbauen. Geplant sind unter anderem Interviews mit der „New York Times“ und dem TV-Sender ABC.
Die mit Iran verbündete Hisbollah-Miliz warnte bereits vor den Konsequenzen, sollte Israel den Iran angreifen. Das würde zu einem Flächenbrand im Nahen Osten führen, sagte der einflussreiche Hisbollah-Führer Scheich Naim Kassem in einem Interview.
Ein weiteres Zeichen der zunehmenden Spannung im Nahen Osten ist auch die intensive Pendeldiplomatie: Den Gipfeltreffen in Washington sind in den vergangenen Wochen mehrere Besuche von Vertretern der US-Regierung und der amerikanischen Sicherheitskräfte in Jerusalem vorausgegangen. Dabei versuchten die Amerikaner, ihre israelischen Verbündeten davon abzubringen, die iranischen Atomanlagen anzugreifen. Man müsse zunächst die Wirkung der Sanktionen abwarten, drängten die US-Vertreter.
Sie warnten Israel zudem, dass ein Luftangriff das Atomprogramm höchstens verzögern, nicht aber beenden würde. Die Risiken eines Militärschlags seien deshalb größer als der mögliche Nutzen. Nach einem Angriff könnten Teherans Stellvertreter im Gazastreifen und im Libanon zudem Israel unter Raketenbeschuss nehmen. Unkalkulierbar wären auch die Risiken für den Erdölmarkt. Das könnte die Erholung der Weltwirtschaft gefährden.
Die Amerikaner stoßen mit ihren Warnungen vor einem Alleingang bei einem Teil der israelischen Politiker und Militärs auf offene Ohren. Die Nummer zwei der Kadima-Partei, Shaul Mofaz, sprach sich gegen die militärische Option aus. Der iranisch-stämmige Ex-Generalstabschef wird von Likud-Minister Dan Merdior unterstützt, der im Kabinett Netanjahu Minister für Geheimdienste und Atomenergie ist. Auch der ehemalige Mossad-Chef Meir Dagan hält Luftangriffe für riskant. Er befürchtet ein politisches Desaster, sollte sich Israel zum Alleingang entschließen.
Die meisten Israelis lehnen einen Angriff auf den Iran ab, zumindest wenn er nicht von den USA unterstützt wird. Lediglich 19 Prozent der Bürger befürworten einen Alleingang.
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