March Madness
von Marek Dutschke
31.03.2012
Am heutigen Samstag finden die beiden Halbfinalspiele der National Collegiate Athletic Association (NCAA) im Basketball statt. Interessanterweise verdienen die Spieler – also die Talente – so gut wie gar nichts.
In der National Collegiate Athletic Association (NCAA) treten 68 College Mannschaften der Amateure gegeneinander an. Es ist eines der größten Sportereignisse der USA. Während des ganzen März sitzen Millionen Zuschauer bei den 67 Begegnungen gebannt vor dem Fernseher. Der US Sender CBS war bereit, für die Senderechte zehn Milliarden Dollar für die nächsten 14 Jahre zu bezahlen. Zusätzlich werden einige hundert Millionen Dollar durch Verkauf, Werbung und Sponsoring eingenommen. Der Sport auf der universitären Ebene in den USA ein Milliardengeschäft. Es ist daher nicht überraschend, dass die Trainer der erfolgreichsten Mannschaften, beispielsweise Duke, Syracuse und Ohio State, im Jahr mehrere Millionen verdienen. Interessanterweise verdienen die Spieler – also die Talente – so gut wie gar nichts.
Während in Deutschland darüber gestritten wird, ob es gerecht ist, dass der Fußballer Lionel Messi mehr Geld verdient als VW-Manager Martin Winterkorn – um dessen 17 Millionen Euro Gehalt zu rechtfertigen – wird in den USA diskutiert, ob afroamerikanische Uni-Basketballspieler eigentlich die Sportsklaven von heute sind. Die eine Seite argumentiert, dass an vorwiegend weißen Universitäten über die Hälfte der Basketballspieler aus armen afroamerikanische Verhältnissen stammt.
Obwohl die Universitäten an den Spielern viel Geld verdienen, und der Erfolg beim Sport auch ein wichtiges Rekrutierungsinstrument ist, werden die Spieler nicht ausreichend finanziell unterstützt. Die andere Seite wiederum argumentiert, dass die meisten dieser Spieler Vollstipendien bekommen. Das heißt, dass sie nicht nur in die Lage versetzt werden, umsonst einen prestigeträchtigen Universitätsabschluss bekommen, sondern auch über vier Jahre freie Unterkunft und Verpflegung genießen.
Die Vorstellung des „studentischen Athleten“, also jemand der gleichzeitig Vollzeitstudent und Vollzeitathlet ist, hört sich in Theorie sehr nett an. Die Realität zeigt allerdings, dass es illusorisch ist, zu denken, dass die sportlichen Studenten mit gleichem Eifer ihren akademischen Anforderungen nachkämen. Gerade weil es um Milliarden Einnahmen geht, wird das Studieren gern ein bisschen in den Hintergrund gestellt. Meist sind diese Studenten schon seit Kindestagen auf den sportlichen Erfolg getrimmt. Trainer, Gönner und natürlich auch die eigene Familie erhoffen sich Geld, Erfolg und Einfluss durch das Talent des Kindes.
Die Bildung bleibt auf der Strecke
Durch diese frühe Professionalisierung bleibt die Bildung meist auf der Strecke. An der Uni sind es dann meist vermeintlich einfache Fächer, in denen die Athleten eingeschrieben sind, wie beispielsweise Sport Management oder Physiotherapie. Hausarbeiten werden mit Hilfe von Tutoren geschrieben, und die Anwesenheitspflicht kann durch die vielen Trainingseinheiten und Wettkämpfen durchbrochen werden.
Die wenigsten Spieler schaffen es, sich nach der Uni im professionellen Basketball zu etablieren. Alle anderen haben zwar zumindest einen Hochschulabschluss (in machen Fällen schaffen sie aber auch den nicht), können damit aber oft gar nichts anfangen. Ob die Uni-Athleten moderne Sklaven sind, mag dahingestellt sein. Das Argument der NCAA, dass die akademische Ausbildung an erster Stelle steht, und die Spieler deshalb nichts an ihren sportlichen Leistungen verdienen sollen, ist völlig daneben. Es ist tatsächlich verboten, Spielern Geld zu zahlen. Jüngst wurde Jamar Samuels, ein Spieler von Kansas State, von einem Spiel gesperrt, weil er 200 Dollar von einem ehemaligen Trainer bekommen hatte, um sich etwas zu essen zu kaufen.
Es gibt meiner Meinung nach nur zwei Wege, um das Problem zu lösen. Entweder wird ein Teil der Einnahmen für die Spieler angelegt – und zwar für die Zeit nach der Universität. Oder die Verantwortlichen sorgen dafür, dass die Spieler eine nützliche und ernsthafte Ausbildung bekommen.
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