Was treibt Bill Clinton?
„Is Bill Clinton a worse loose cannon than Joe Biden?“, fragt Suzy Parker in der Washington Post. Die Übersetzung der Frage ins Deutsche ist nicht ganz einfach: Kann Clintons loses Mundwerk Barack Obamas Projekt Wiederwahl mehr schaden als das lose Mundwerk von US-Vizepräsident Biden?
Man wird sehen. Clinton jedenfalls bemüht sich schon sehr, seinen Beitrag zu leisten, damit es Obama nicht einfach haben wird. Auf CNBC hat der frühere Präsident dieser Tage angedeutet, dass ihm eine Verlängerung der Steuererleichterungen, die noch von George W. Bush über das Land gebracht wurden, gefallen würde. Amerika sei schließlich schon wieder in einer Rezession.
Das ist natürlich nicht nett, weil in gewisser Weise das Gegenteil dessen, was Obamas Leute seit Wochen unter das Volk tragen: Die Steuervergünstigungen müssten aus Gründen der Gerechtigkeit ein Ende haben.
Zuvor hatte Clinton schon Obamas Herausforderer Mitt Romney öffentlich „eine gediegene Business-Karriere“ bescheinigt. Das war auch nicht nett, weil das genaue Gegenteil dessen, was Obamas Leute unter das Volk tragen: Dass der Multimillionär Romney ein gnadenloser Sanierer sei, der um des Profits willen seine Großmutter verkaufen würde, wenn die noch lebte und ein paar Centeinbrächte.
Zwar beeilten sich Clintons Leute zu sagen, die Aussagen seien aus dem Zusammenhang gerissen worden, was in solchen peinlichen Situationen immer geschieht, aber nichts hilft. Zwar sagte Clinton selbst dann auch, dass eine Präsidentschaft Romneys „katastrophal für unser Land und die Welt“ wäre.
Doch zu diesem Zeitpunkt war die Verwirrung schon groß.
Was treibt Bill Clinton? William Kristol hat eine Antwort: Clinton wolle der einzige Demokrat bleiben, der es nach Franklin Delano Roosevelt geschafft habe, wiedergewählt zu werden. Für die Geschichtsbücher, Sie verstehen. Das ist um mindestens zwei Ecken gedacht und unterstellt ein gewaltiges Ausmaß an gezielter Hinterfotzigkeit. Aber so ist Kristol eben, der neokonservative Publizist, der sich schon vor bald 20 Jahren mit Clinton gefetzt hat.
Legen wir die Verschwörungstheorie beiseite und fragen noch einmal: Was treibt Bill Clinton?
Suzy Parker, die Clinton seit Jahrzehnten als Journalistin begleitet, schreibt: Es ist das Ego des früheren Präsidenten. „Kein anderer Politiker liebt es mehr als Clinton, Aufmerksamkeit zu bekommen. Und, ja, das sagt etwas aus.“
Und jetzt? Jetzt wird Obama das lose Mundwerk seines Amtsvorvorgängers wahrscheinlich ertragen müssen.
Denn sagen Sie einmal einem Ex-Präsidenten mit einem Ego so hoch, dass er sich davon jederzeit zu Tode stürzen könnte, … sagen Sie ihm einmal, dass nicht jede öffentliche Äußerung eine gute Äußerung ist. Sagen Sie einmal einem Bill Clinton, dass er an mancher Stelle besser den Mund halten sollte? Das schafft Obama nicht. Das gelingt nicht einmal Clintons Ehefrau Hillary.
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