Die US-Armee muss sparen und zieht Truppen aus Europa ab. Die Frage, was ein Abschied Amerikas als Beschützer Europas für Folgen hätte, ist ein sehr unliebsames Thema in Berlin und Brüssel.
Was tun die Europäer, wenn eines Tages die Amerikaner sagen: “It was nice meeting you, thank you and goodbye”? Natürlich wird das so nicht kommen. Aber was wäre, wenn doch?
Es war beim jüngsten Parlamentariertreffen zwischen US-Kongress und Deutschem Bundestag in Berlin. Da wurde diese Frage gestellt, obwohl sie den anwesenden Deutschen jeder Couleur unangenehm sein musste. Sie hat etwas von Ernstfall an sich. Die deutschen Antworten waren denn auch aufschlussreich, weil überwiegend ratlos.
Die US-Präsenz von 300.000 Soldaten aus den besten Zeiten des Kalten Krieges, nicht gezählt ebenso viele Familienangehörige zwischen Ramstein in der Pfalz und Bad Hersfeld im Fulda Gap – das alles ist lange vorbei. Die Zeiten ändern sich, wurde Bob Dylan zitiert. Heute haben die Amerikaner noch zwei schwere Brigaden auf dem europäischen Kontinent, mit der Tendenz zu weniger, dazu Luftwaffe und Marineeinheiten in angrenzenden Gewässern.
Aber es sind nicht nur finanzielle Nöte, die weitreichenden Engagements entgegenstehen. Es sind auch die politischen Gewichtsverlagerungen in Richtung Pazifik, wo es ohne Amerika ein dauerhaftes neues Gleichgewicht mit China nicht geben wird. Und es ist der Greater Middle East, wo es die USA sind, und sie allein, die mehrere mittlere Kriege vor dem offenen Ausbruch bewahren.
Betretenes Schweigen
Und Russland? Halber Teilhaber bei der Raketenverteidigung, aber weltpolitischer Rivale in allen übrigen Disziplinen – während die Deutschen von strategischer Partnerschaft schwärmen und an Öl und Gas denken. Wie auch immer: Ein Abschied Amerikas von der Beschützerrolle für Europa oder der Verzicht der Amerikaner darauf, die “global commons” zu hüten gegen Übeltäter aller Art, gehört nicht zu den Szenarien, die zwischen Berlin und Brüssel mehr finden als betretenes Schweigen.
Dabei wäre es nach Libyen, Mali und Syrien angebracht festzustellen, was die Amerikaner denn meinen, wenn sie “driving from behind” sagen. Oder wie künftig das Nordatlantische Bündnis Diplomatie und Strategie in ein nahtloses Gewebe bringen soll.
Oder welche Bürde künftig die Europäer schultern sollen, jeder für sich oder alle gemeinsam. “Mehr Europa” sagt sich gut im Kanzleramt: Aber in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik hat man davon neuerdings nicht viel gesehen. Was wäre, wenn …? Die Frage bleibt unbeantwortet.
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