The Cloud over Obama

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Der Schatten über Obama

Von Daniel Haufler

20. Juni 2013

Nun ist Obama wieder weg, der Hype ist vorbei. Begeistert ist vom Besuch des amerikanischen Präsidenten im Nachhinein eigentlich niemand – außer zwei Ministern.

Nun war er endlich da. US-Präsident Barack Obama hat am Brandenburger Tor in Berlin geredet, die Deutschen gelobt und weitere nukleare Abrüstung angeboten. Nur: So richtig zufrieden sind hinterher lediglich Außenminister Guido Westerwelle und Umweltminister Peter Altmaier. Westerwelle hält, wahrscheinlich als weltweit einziger Außenpolitiker, die Vorschläge zur atomaren Abrüstung für einen „großen Wurf“, und Altmaier twitterte tatsächlich etwas von der „ermutigendsten Rede eines US-Präsidenten über Klimaschutz“.

Diese begeisterten Nachrichten haben offenbar jenseits des Atlantiks kaum jemanden erreicht. Die Kommentatoren der großen US-Blätter jedenfalls haben zum Berlin-Besuch ihres Präsidenten keine Meinung. Neben nachrichtlichen Texten in der „New York Times“ oder „Washington Post“ gibt es lediglich einige Einschätzungen in Online-Medien.

„Theatlanticwire.com“ etwa bemerkt, dass 2013 allein die Umstände schon anders gewesen seien als 2008, als gut 200 000 Menschen gekommen waren, um den Kandidaten Obama zu hören. Er sei damals „scharf kritisiert worden, von den Deutschen für die Wahl des Ortes und von den politischen Gegnern, weil sie nicht besonders glücklich darüber waren, wie er von Tausenden Ausländern bewundert wird“. Sein Auftritt war dennoch ein Riesenerfolg. 2013 habe er seine Rede nur vor einigen Tausend geladenen Gästen gehalten, „wie irgendein anderer Staatsmann“ – und musste dabei auch noch um seine Reputation kämpfen, da der Besuch vom Internet-Schnüffelprogramm Prism überschattet gewesen sei.

Überschattet wurde Obamas Rede in Berlin auch von den unzähligen Lobpreisungen auf John F. Kennedys Ich-bin-ein-Berliner-Ansprache von 1963 oder Ronald Reagans Aufruf, die Mauer niederzureißen, von 1987. Dabei waren beide vor allem hübsche Beispiele für Rhetorik im Kalten Krieg. Einen schönen Bogen zwischen diesen Reden und Obamas Auftritt schlägt allerdings der Mailänder „Corriere della Sera“: „Es gibt einen roten Faden in den Reden von Kennedy, Reagan und Obama vor dem Brandenburger Tor. (…) Die Zuschauertribüne ist Berlin (ist auch Deutschland und Europa), der Ansprechpartner sitzt jedoch in Moskau. (…) Obama ist gekommen, um die Ernte seiner Vorgänger einzusammeln. Er versucht dabei, die Friedensdividende mit nach Hause zu nehmen, und er lädt Wladimir Putin ein, die atomaren Arsenale zu verringern.“

Die Zweifel am Erfolg dieses Unternehmens sind jedoch allerorten groß, wie „De Standaard“ aus Brüssel treffend meint. Obamas bescheidene Vorschläge, die das Vernichtungspotenzial nur ein wenig verkleinerten, seien „vermutlich politisch das maximal Machbare. Die Republikaner im Kongress lehnen sie rundheraus ab. Und die ersten russischen Reaktionen sind ebenso wenig ermutigend.“ Was würde Kennedy jetzt tun?

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