Angesichts der Stärke des Säbelrasselns scheint ein Militärschlag gegen Syrien nicht weit entfernt. Man kann sich über Sinn und Rechtmäßigkeit einer solchen Aktion bestens streiten. Doch eines scheint bei jener Koalition der Willigen kaum eine Rolle zu spielen: die Frage nach dem Danach.
Das Weiße Haus hat klar gemacht, dass es nur eine begrenzte Vergeltungsaktion geben würde. Ihr alleiniger Zweck soll die Abschreckung sein – und den Einsatz weiterer Giftgasraketen durch das syrische Regime verhindern. Auch will man ein Signal an andere Despoten senden. Der syrische Diktator Baschar al-Assad soll nicht ins Visier genommen werden. Ein Regimewechsel werde durch einen Angriff nicht angestrebt.
Doch lässt sich Assad von einer solchen eher symbolischen Aktion beeindrucken? Für den blutigen Bürgerkrieg, der mittlerweile über 100 000 Opfer gefordert hat und bei dem sich bisher politische Lösungen als Fata Morgana erwiesen, könnte dies bedeuten: Er ginge mit unverminderter Kraft weiter. Und das wiederum würde belegen: Der Westen, der seit zweieinhalb Jahren dem Syrien-Dilemma ohne schlüssiges Konzept gegenübersteht, wird – wenn sich der Pulverdampf verzogen hat – immer noch ratlos sein.
Für Barack Obama stellt sich neben der politischen Frage nach der künftigen Syrien-Strategie noch eine wesentlich persönlichere: Gestern erinnerte er in Washington an den Mann, den er als persönlichen Helden und wegweisendes Vorbild bezeichnet: Den schwarzen Bürgerrechtler und Friedens-Nobelpreisträger Martin Luther King. Obama wird, wenn er öffentlich eine Militäraktion verteidigt, deshalb auch einen klaren Widerspruch auflösen müssen: Wie verträgt sich ein Waffengang, aller Voraussicht nach ohne UN-Mandat, mit seinem Gewissen und der Verehrung für eine historische Figur, die neben der Überwindung von Rassenschranken stets auch – wie einst Mahatma Ghandi – für Gewaltlosigkeit eintrat?
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