Obamas Tohuwabohu
THOMAS VIEREGGE (Die Presse)
In der Syrien-Krise läuft die Dramaturgie für die US-Regierung aus dem Ruder.
Mal vehementer, mal verhaltener: Seit Wochen dröhnen die Kriegstrommeln am Potomac – jenem Fluss, der das Weiße Haus und das Pentagon trennt. Und dann reicht ein Extempore, ein leichthin hingeworfener Satz des US-Außenministers John Kerry, um vollends ein politisches Tohuwabohu für die Obama-Regierung anzurichten. Eigentlich müsste Kerry Profi genug sein um zu wissen, dass Ironie und Sarkasmus nicht als Mittel der Diplomatie taugen.
Er hatte einen Schalmeienton gegenüber dem Assad-Regime intoniert, ein rein rhetorisches Friedensangebot – und prompt nahm Russlands ausgebuffter Außenminister Lawrow den Strohhalm auf, um ihn den Syrern auf dem Silbertablett zu servieren. Der Plan einer stückweisen Übergabe der Chemiewaffen an die UNO würde Damaskus erlauben, auf Zeit zu spielen und ein Katz- und Maus-Spiel zu betreiben. Exakt eine solche Strategie wollte Washington verhindern.
Im Krisenstab im Weißen Haus lagen die Nerven blank. Die orchestrierte PR-Offensive mit Schock-Videos, Serien-Interviews und Reden des Präsidenten – samt Begleitmusik von Hillary Clinton & Co. – drohte ins Leere zu gehen. Barack Obamas Krisenmanagement erweist sich als Fiasko. Ein Kompromiss mag ihn vielleicht vor einer blamablen Abstimmungsniederlage bewahren, sein Gesicht würde er trotzdem verlieren.
(“Die Presse”, Print-Ausgabe, 10.09.2013)
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