Die Deutschen fühlen so gern mit den Schwachen
Ob George W. Bush oder Barack Obama – wir mögen Amerika einfach nicht. Wir halten lieber zu Frankreich, weil die gerade so schön schwach sind. Oder sympathisieren mit zweifelhaften Ländern.
Man konnte in jüngster Zeit durchaus glauben, die Aufregung rund um NSA, Merkels Handy und Snowden wäre doch nicht so groß, wie die Empörungsoptimierer sich das gewünscht hätten. So jedenfalls der Eindruck: Das Thema Spionage erweist sich doch als schwer entzündlich.
Eine unschöne Angelegenheit, im Abseits des allgemeinen Nichtwissens der normalen Menschen praktiziert, undurchsichtig und doch für viele unverzichtbar im Gehege einer immer noch unberechenbaren und durchaus auch bösen Welt. Geheimdienste kann man eben nicht einfach abstellen, so wie man die Prostitution nicht aus der Welt schaffen kann, auch wenn das Alice Schwarzer will.
Nicht, dass mit dieser lapidaren Feststellung alles gutgeheißen würde, was Geheimdienstaktivitäten ausmacht. Im Gegenteil: Man kann davon ausgehen, dass es zu harschen Klärungsprozessen nicht nur innerhalb der amerikanischen Dienste kommt, sondern auch im transatlantischen Verhältnis selbst. Dafür gibt es die Diplomatie.
Der feige Jüngling Snowden als Held?
Aber all dies spielt sich eben nicht auf dem Marktplatz der Öffentlichkeit ab, wie es sich besondere Richter vor dem Herrn vorstellen, denkt man an Hans-Christian Ströbele, der sich nach Moskau aufmachte, um Edward Snowden zu umgarnen – alles von Wladimir Putins Gnaden arrangiert, dem es eine Genugtuung wäre, Amerika und Deutschland zu entfremden.
Der prekäre Grüne mutierte zum Helden, der farblose Snowden gleich dazu, finden jedenfalls viele Deutsche einer neuen Umfrage zufolge. Ströbeles Alleingang, der die Regierung düpierte, wird als witzig erachtet, und bei Snowden bewundert man einen Heroismus, der jedoch nicht reichte, in seiner Heimat die Bombe platzen zu lassen.
Er suchte erst in China und dann in Russland Deckung, beide nicht gerade demokratisch beleumundet. So also sehen die neuen Helden aus: ein eitler Alt-68er und ein subalterner, letztlich feiger Jüngling. Helden wie wir?
Auch die geliebten Franzosen hören uns ab
Ja, die Deutschen sind moralisch und sehr, sehr idealistisch. Und sie haben eine Schwäche für die Schwachen, daher hielten sie vor einigen Jahren Israel für den größeren Gefährder des Weltfriedens und nicht den Iran. Der einstige Held Obama liegt bei den Deutschen auf der Beliebtheitsskala knapp vor Putin. Ob Bush oder Obama: Amerika kann machen, was es will, die Deutschen mögen es nicht.
Den Franzosen hingegen fühlt man sich heute zu 80 Prozent verbunden, obwohl sie und die Briten Deutschland definitiv auch abhören. Aber sie sind die neuen kranken Männer Europas. So sympathisch schwach.
Einzig in ihrer Zuneigung zu Angela Merkel bleiben sich die Befragten treu: Sie kann machen, was sie will. Sie ist und bleibt einfach die Beste.
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