Die große Schnüffelei
Dass die NSA als globaler Krake die Fühler in alle Bereiche des politischen und privaten Lebens steckt, weiß mittlerweile nicht nur Bundeskanzlerin Angela Merkel. Auch Chinas Führung und der Technologie-Gigant Huawei waren, wie nun bekannt wurde, das Ziel der US-Geheimdienstbehörde. Diese Nachricht ist an sich nicht sensationell – Experten vermuten übrigens seit langem, dass Peking ebenfalls intensiv Cyber-Spionage vor allem im US-Rüstungs- und Industriebereich betreibt. Pikant ist allerdings, dass die jüngsten Enthüllungen Edward Snowdens ausgerechnet zu einem Zeitpunkt kommen, wo Amerikas First Lady in China weilt und dort Studenten darüber belehrt, wie wichtig die Freiheit des Internets sei.
Was Michelle Obama natürlich nicht erwähnte: Dass sich die NSA beim Datenabschöpfen direkt in die Server großer US-Konzerne einschaltete und dies möglicherweise weiter tut. Dass ihr Gatte duldete, dass das Justizministerium die Dienst- und Privatgespräche von Nachrichten-Korrespondenten bespitzelte, nur um einen „Whistleblower“ auffliegen zu lassen. Und dass auf ihrer China-Reise kein einziger Journalist in der „Air Force One“ mitfliegen durfte und Fragen oder Interviews diesmal sowieso nicht gewünscht werden. Amerikas First Lady mag modisch Akzente setzen und gerne andere über gesunde Ernährung belehren – aber als glaubwürdige Botschafterin für Medien- und Meinungsfreiheit taugen weder sie noch ihr Ehemann.
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