A Bridgehead of Democracy

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Brückenkopf in die Demokratie

Die Feiern zum 70. Jahrestag der Landung der Alliierten in der Normandie haben auch gezeigt, wie sehr sich die Wahrnehmung des historischen Ereignisses verändert hat.

Die Überlagerung von historischem Erinnern und aktuellem politischen Geschehen machte den 70. Jahrestag der Landung der alliierten Truppen in der Normandie zu einem zeitgeschichtlichen Moment, bei dem kaum eine Geste unbeobachtet blieb. Und doch galt es ja, der Opfer zu erinnern, die zum Anfang vom Ende des Hitler-Regimes ihr Leben ließen.

Til Biermann ruft in der Welt ins Gedächtnis, was militärisch im Juni 1944 ausgefochten wurde und zeigt sich noch immer erstaunt über die ausbleibende Vergeltung. „Die alten SS-Kämpen, viele mit Erfahrungen von der Ostfront und im Vernichtungskrieg, töteten jedoch erbittert, nutzten ihre überlegene, erhöhte Positionierung am Atlantikstrand eiskalt aus. Die ‚Operation Overlord‘ der Westalliierten endete am 30. August 1944 mit dem Rückzug deutscher Truppen über die Seine. Am Ende des Sommers der Invasion waren rund 88 000 tote Briten, Kanadier und Polen und fast 125 000 tote Amerikaner zu beklagen. Dem standen 240 000 gefallene deutsche Soldaten in Frankreich gegenüber. Warum also sollten wir dankbar sein? Schon im Alten Testament beim Propheten Hosea steht: ‚Wer den Wind sät, wird Sturm ernten.‘ Die Deutschen hatten den Tod über andere Völker gebracht, einen Wind des Verderbens gesät. Als Strafe bekamen die Deutschen jedoch keinen Sturm zurück, sondern eher ein Lüftchen. Wir können dankbar sein, dass die Alliierten nicht Gleiches mit Gleichem vergolten, sondern meist mit dem Schlachten aufhörten, sobald Truppenverbände kapituliert hatten.“

Daniel Kretschmar weist in der taz jedoch darauf hin, wie sehr sich die Wahrnehmung des historischen Ereignisses gewandelt hat. „Als Helmut Kohl 1985 zusammen mit Ronald Reagan den deutschen Soldatenfriedhof in Bitburg besuchte und dort Kriegsteilnehmer beider Seiten sich die Hände über den Gräbern von SS-Männern reichen ließ, rehabilitierte er die Mitglieder der verbrecherischen Organisation soweit es eben ging: als Opfer unter Opfern des großen Krieges. Die Frage nach dem Unterschied von Tätern und Opfern, die Frage nach der Schuld war in den Hintergrund gestellt. Was damals noch den handfesten Historikerstreit auslöste, würde heute wohl nur mit Achselzucken zur Kenntnis genommen werden. Außer vielleicht – in Russland.“

Berthold Kohler will in der FAZ aber nicht versäumt haben, in diesem Zusammenhang auf die politische Realität in Ukraine-Krise zu verweisen. „Obama hatte zuvor den ‚Omaha Beach‘, wo damals besonders viele Amerikaner fielen, ‚a Bridgehead of democracy‘ genannt. Das würde man gerne auch über die Strände der Krim sagen. Doch die sind zu einem Brückenkopf der Autokratie geworden.“

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