Mark Zuckerberg erschüttert deutsche Feindbilder
Von Ulf Poschardt
02.12.15
Warum weckt Reichtum und Großzügigkeit in Deutschland zumeist niedere Reflexe? Wir könnten vom in Amerika üblichen Mäzenatentum viel lernen. Wenn uns nicht Gift, Galle und Neid im Wege stünden.
Sozialneid spielt mit naheliegenden Affekten. Wenn der Reiche, der Dicke, Böse, Protzende ist wie bei George Grosz oder im Vorabendkrimi der Öffentlich-Rechtlichen, kann man im egalitären Deutschland mit jeder Menge La-Olas rechnen. Monströser Reichtum wird in Deutschland derart fatal bewertet, dass sich die Superreichen hier verstecken.
In Amerika ist das anders, und nun sind diese zum Feindbild prädestinierten Multi-Milliardäre die Avantgarde einer exzessiven Philanthrophie, die mit ihrer Großzügigkeit die Welt beeindruckt.
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Nur in Deutschland nicht so recht. Das konnte gerade studiert werden, als der Facebook-Gründer Mark Zuckerberg verkündete, 99 Prozent seines Aktienvermögens in eine gemeinnützige Stiftung einfließen zu lassen. Warum? Weil er gerade Vater geworden war und einer Tochter eine bessere Welt hinterlassen will, als jene, die er vorgefunden hat.
Täuschungsmanöver?
Zuvor hatten schon Bill Gates und Warren Buffet (um nur einige zu nennen) Spenden in Entwicklungshilfe und Forschung gesteckt, die zusammen den Sozialhaushalt eines kleinen europäischen Landes ausmachen. Also: ein Grund zum Jubeln? Nein. Die sozialen Netzwerke, oft die digitale Variante des Stammtischs, waren hierzulande voller Spott. Die hypermoralischen Eckensteher verdeutlichten, wie ungnädig sie mit Superkapitalisten umgehen, die ihnen ihre Feindbilder klauen.
Das seien alles Täuschungsmanöver, der sei ja immer reich, das seien ja nur die Aktien, was für eine Show: die verantwortungsarmen Gesinnungsethiker nutzten jeden Vorwand, um diese wundervolle Geste der spendenden Hand zu denunzieren. Die Gates-Stiftung zeigt, wie effektiv Stiftungen agieren, wenn sie von erfolgssüchtigem Superreichen gesteuert werden.
In Deutschland lernt jeder Fernsehstar, Chefredakteur oder Unternehmer, der Flüchtlinge aufnimmt und sich engagiert, dass ihm dafür nichts gut geschrieben wird – es bleibt bei Gift, Galle und Neid. Die Hyperphilantrophie muss so ein amerikanisches Phänomen bleiben. Viele deutsche Meinungsmacher hassen Reichtum und vergeben es Menschen nicht, wenn diese erfolgreicher sind als sie selbst. Es ist ein wenig traurig.
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