Democrats Embody Remains of American Dream

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Im Duell Clinton gegen Trump geht es nicht um Inhalte, sondern um die Seele der USA. Das halbe Programm des Milliardärs verstößt gegen die Werte der Verfassung.

Wahlparteitage in Amerika sind vor allem Theater. Da werden Programme beschlossen und Reden gehalten, die niemanden interessieren, und am Ende fliegt Glitzerzeug durch die Luft. All das gab es dieses Jahr in Cleveland bei den Republikanern und in Philadelphia bei den Demokraten auch. Doch wenn man das ganze Tamtam abzieht, wenn man die beiden Parteien und ihre Präsidentschaftskandidaten auf den Kern reduziert, dann bleibt eine Einsicht: Es geht bei dieser Wahl nicht um Steuersätze oder das Gesundheitswesen, um innere Sicherheit oder Einwanderung. Es geht überhaupt nicht um Politik im engeren Sinne, nicht darum, wer bessere Straßen baut oder bessere Schulen. Es geht um den Charakter, um die Seele Amerikas – darum, was und wie dieses Land in den nächsten Jahren sein will.

Selten hat ein Kandidat im Wahlkampf ein so schwarzes Bild von Amerika und der Welt gemalt wie Donald Trump. Das ist zum Teil Taktik. Denn wie sonst sollte man ein Land, das zwei Mal den sprühenden Optimisten Barack Obama gewählt hat, dazu überreden, diesen durch Donald Trump zu ersetzen, den düsteren Propheten des Niedergangs? Amerika hat jede Menge Probleme, und viele davon konnte man sich gleich in den verrottenden Vororten von Cleveland anschauen. Doch nichts in der Realität – nicht die Wirtschaftslage, nicht die Kriminalitätsrate, nicht die Zahl der illegalen Einwanderer – rechtfertigt die Paranoia und den Radikalismus, die Trump verbreitet. Donald Trump kann die Wahl nur gewinnen, wenn er den Amerikanern möglichst viel Angst vor der bösen Welt da draußen und den eigenen Mitbürgern einjagt, vor Schwarzen, Latinos, Muslimen.

Und das schafft er. Die hässliche Wahrheit ist: Wäre an diesem Montag Präsidentenwahl in Amerika, so würde Trump sie vermutlich gewinnen. Furcht, je wabernder, desto besser, schlägt in einem Wahlkampf allemal die Fakten.

Hillary Clinton verkörpert viel mehr Amerika als Donald Trump

Es ist schon verblüffend und erschreckend, wie weit sich die Republikaner, die stets eine Partei der Vernunft sein wollten und beanspruchten, die besseren Patrioten zu sein, von jenen Werten entfernt haben, die als amerikanische Werte gelten. Die Republikaner wedeln gerne mit der Unabhängigkeitserklärung und der Verfassung, doch die darin festgeschriebenen Grundsätze, das, was Amerika ausmachen sollte, ignorieren sie. Gleichheit, Bürgerrechte, Freiheit und Gerechtigkeit für alle, eine geeinte Nation – auf all dem trampelt Trump herum. Sein halbes Programm, wenn man es denn so nennen will, verstößt gegen jenes Recht, das er angeblich schützen will. Das ist weder republikanisch noch konservativ.

Doch die Partei klatscht dazu Beifall. Das Bild, das die Demokraten von Amerika zeichnen, ist lichter, es erinnert ein bisschen an einen Werbefilm für Alpenmilch: glückliche Kühe auf grünen Wiesen. Auch das hat mit Taktik zu tun, denn schließlich hat ein Demokrat in den vergangenen acht Jahren das Land regiert, und die jetzige Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton saß im Kabinett.

Man muss den Demokraten nicht all das wunderbare Gerede über Toleranz und Vielfalt abnehmen, das da in Philadelphia verbreitet wurde. Die Republikaner haben ein verunstaltetes Bild von Amerika, die Demokraten ein geschöntes. Die Wut und die Frustration, die sich nun bei den Trump-Anhängern Bahn brechen, ist auch in den Jahren gewachsen, in denen die Demokraten an der Macht waren. Wer einmal eine sterbende Stahlstadt in Ohio gesehen hat, kann gut verstehen, warum die Menschen dort sich von den Demokraten verraten fühlen und in ihrer Verzweiflung Trump wählen wollen; auch wenn der keine Hilfe bringen wird.

Clinton ist sicher keine ideale Kandidatin

Aber wenn es heute eine Partei gibt, die noch jenes Amerika vertritt, das – längst nicht immer, aber doch oft genug – von der Welt als Land der Freiheit, der Offenheit, der Chancen bewundert wird, dann sind es die Demokraten. Hillary Clinton ist sicher keine ideale Kandidatin. Aber es spricht für ihre Partei, dass diese den tatsächlich historischen Schritt tut, zum ersten Mal eine Frau für das Präsidentenamt zu nominieren. Das ist patriotischer, es ist amerikanischer als all die dunkle Demagogie eines Donald Trump.

Ein Zyniker würde sagen: Es ist egal, was Parteien und Kandidaten versprechen. Aber das ist falsch. Es hat natürlich Bedeutung für ein Land, ob die politische Führung den Menschen Angst einredet oder ihnen Mut zuspricht und Hoffnung gibt; ob sie die Hetze gegen Minderheiten salonfähig macht oder den Zusammenhalt sucht; ob sie Nationalismus predigt oder Verantwortung in der Welt übernimmt. Europa hat ja seine Erfahrungen mit derlei Führern gemacht. Zumindest damals wusste Amerika es besser.

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