You Can Say ‘Hey, Google’ To Me

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,,Du kannst ,Hey Google‘ zu mir sagen”

Nach Amazon Echo mit Alexa kommt mit Google Home an diesem Dienstag der nächste Digital-Butler nach Deutschland. Amazon reagiert darauf auf vorhersehbare Weise.

Die NDR-Satiresendung „extra 3“ hat ein nettes Video über das Leben mit Sprachassistenten bei Youtube eingestellt. Anfangs freut sich die Familie darüber, dass Alexa, Google Home, Cortana, Siri und Bixby ihr das Leben erleichterte. „Wir mussten uns um nichts mehr kümmern.“ Bis die Helferlein beginnen, sich in Gespräche einzumischen, und Eltern und Kindern Vorschriften machen. Es kommt, wie es in einer Satire kommen muss: Am Ende haben Alexa und Co. die Kontrolle übernommen. Die Familie hat sich frei nach dem Motto „Die Geister, die ich rief, werde ich nicht mehr los“ mit der neuen Situation arrangiert.

Keine Satire, sondern ganz real: An diesem Dienstag kommt mit Google Home und dem darauf installiertem Google Assistant der nächste digitale Butler nach Deutschland. Den Anfang hatte Amazon Echo gemacht, das seit Oktober 2016 auch hierzulande verkauft wird, in der Werbung heißt es derzeit überall „Alexa, mach dies“ und „Alexa, mach das“. Das Google-Konkurrenzprodukt hört auf das Signalwort „Ok Google“, man kann es aber auch mit „Hey Google“ aktivieren. Ansonsten ähneln sich die Funktionen bei Amazon und Google, wobei jedes System besondere Stärken hat. Das gibt Google Home unumwunden zu. Auf die Frage: „Was hältst du von Alexa?“ antwortet Google Home: „Alexa ist super-zuverlässig. Sie liefert ja immer.“ Im Moment liefert sich Amazon vor allem eine Preisschlacht mit Google: Pünktlich zum Start von Google Home senkte Amazon den Echo-Preis von 179 auf 129 Euro. Google Home kostet 149 Euro.

Google kennt seine Nutzer

Google Home profitiert besonders vom nahezu unerschöpflichen Wissen der Suchmaschine Google. Ein Wissen, das sich nicht nur auf Milliarden gespeicherter Fakten aus dem Internet, sondern auch darauf bezieht, was die Menschen im Allgemeinen und die angemeldeten Nutzer im Besonderen vom World Wide Web wissen wollen. Kein anderes Internet-Unternehmen kann mehr Suchanfragen auswerten als Google. Besonders Nutzer eines Android-Smartphones oder Nutzer von Google-Chrome-Browsern geben dem Unternehmen Informationen zu fast allen Lebensbereichen – inklusive Terminkalender, Adressbuch und Geodaten. Google muss gar nicht erst fragen, wo man sich aufhält, bevor es einem sagt, wo sich die nächste Apotheke befindet oder wie lange man zur Arbeit braucht.

Google hat zudem ganz genau beobachtet, wie die Menschen auf Alexa reagieren. Google Home ist gerade einmal halb so groß wie Amazon Echo und fügt sich vom Design beinahe unbemerkt in das Interieur. Trotz der geringeren Größe ist der Klang passabel, eine Musikanlage muss der Lautsprecher ohnehin nicht ersetzen, denn über Googles Chromecast können die Songs auch bequem per W-Lan an die Anlage gestreamt werden.

Bis zum Weihnachtsgeschäft wird es mit Apple vermutlich sogar einen dritten großen Anbieter mit einem Digital-Butler geben. Apple will sein Assistenzsystem Siri bis dahin in die sogenannten HomePods einbauen. Auch Facebook – noch ein Internet-Gigant, der sehr viel von seinen Nutzern weiß – soll an einer ähnlichen Lösung arbeiten, allerdings ist das Ökosystem des Social Networks weniger umfangreich als das von Amazon, Google oder Apple.

Das Öko-System fest integriert

Zu diesem Ökosystem gehört bei Google der Online-Store Play mit seinen Musik- und Video-Angeboten. Besonders einfach lassen sich diese Unterhaltungsmedien über die Chromecast-Sticks auf Fernseher oder Stereoanlagen streamen. Zum Deutschlandstart kooperiert Google aber auch mit dem Video-Streamingdienst Netflix sowie mit dem Musikanbieter Spotify. Ein kurzer Sprachbefehl an Google Home reicht aus, um zum Bespiel das neue Album von Lana Del Rey oder „Sons of Anarchy“ wiederzugeben. Und natürlich hat Google die hauseigene Videoplattform Youtube und die Google-Webalben in das Assistenzsystem integriert. Allerdings ist die Lokalisierung offensichtlich noch nicht ganz abgeschlossen. Den Befehl „Zeige meine Fotos auf dem Wohnzimmer-Fernseher“ quittiert Google Home mit der Bestätigung „Showing Your Photos on Wohnzimmer“. Auch sonst ist verhältnismäßig häufig der Satz „Entschuldigung, ich weiß nicht, wie ich Ihnen helfen kann. Ich lerne noch“ zu hören.

Lernen muss aber vor allem der Nutzer noch eine Menge, denn Systeme wie Alexa, Google Assistant oder Siri sind dabei, den dominanten Platz im Smart Home der Zukunft zu übernehmen. Immer mehr Funktionen in der Wohnung lassen sich per App oder noch komfortabler per Sprachbefehl steuern. In unserem Test konnten wir mit einer Philips-Hue-Lichtsteuerung problemlos die Lampen in einzelnen Zimmern ein- und ausschalten oder auf ein angenehmes Maß dimmen. Mit Smart Home könnte für viele Firmen ein Wahnsinnsgeschäft winken, denn zu Ende gedacht funktioniert das Smart Home umso besser, wenn Alexa, Google Home oder HomePod in jedem Zimmer stehen und vom Kühlschrank über Heizung bis zur Gegensprechanlage alles vernetzt ist.

Wie wichtig es ist, frühzeitig auf diesen Assistenten-Zug aufzuspringen, zeigt sich auch bei den Informationslieferanten. Bereits jetzt hat der Nutzer die Auswahl unter unterschiedlichsten Anbietern. Voreingestellt bei Google Home steht der Deutschlandfunk an erster Stelle, gefolgt von n-tv, Giga-Tech-Nachrichten, NDR und Radio Hamburg. Es können aber auch andere Quellen wie die „Tagesschau in 100 Sekunden“ oder von „Bild“ und T-Online hinzugefügt werden.

Vage Datenschutz-Erklärung

Bleibt noch der Datenschutz: Google ist in diesem Punkt vergleichsweise transparent. So wird deutlich erklärt, dass die Befehle nach dem Signalwort „Ok Google“ aufgezeichnet werden – nicht nur die des Besitzers, sondern genauso solche von Gästen, die ausprobieren wollen, was Google Home kann. Einige andere Erläuterungen sind dagegen so vage gehalten, dass sie alles bedeuten können. So zum Beispiel, wo Google die Daten lagert: „Wir speichern Daten zu Ihren Google-Assistant-Interaktionen auf unseren Servern, die sich in unseren Rechenzentren befinden“, heißt es lapidar. Doch ob die Daten und Gespräche nun in Europa oder in den USA liegen, wird nicht erläutert. Auch die Aussage, dass Google die Daten „in erster Linie“ dazu verwendet, die Dienste zu optimieren, um sie „schneller, intelligenter und relevanter zu machen“, heißt alles und nichts. Immerhin warnt Google bei der Einrichtung des Assistenzsystems davor, dass sowohl die eigene Nutzung als auch Eingaben von Gästen gespeichert werden. Allerdings ist es fraglich, ob man sich an diese Warnung später noch erinnert. Eine regelmäßige Wiederholung wäre wünschenswert. Gerne per Sprachausgabe.

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