A Country Killing its Children

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Ein Land tötet seine Kinder

In den USA hat ein Mann an einer Schule 17 Menschen erschossen. Schon wieder. Wer diese Taten mit dem Hinweis über die Kultur des Landes abtut, macht sich mitschuldig.

An jeder Tür eines Schnellrestaurants in den USA, an jedem Eingang eines Starbucks, selbst in den Gemeindezentren, in denen Kinder am Samstagmorgen Basketball spielen lernen, kleben zwei Schilder: “Kostenloses WLAN verfügbar” und “Bitte keine Waffen mitbringen”. Das eine ist so selbstverständlich, wie das andere absurd sein sollte. Warum sollten Eltern eine Waffe mitnehmen, um ihrem Kind beim Training zuzuschauen? Warum sollte ein Cafébesuch derartige Ängste auslösen, dass man ihn nicht unbewaffnet übersteht?

Doch absurd ist nicht die Tatsache, dass überall im Land Waffenverbotsschilder hängen. Absurd ist, dass Waffen so alltäglich sind wie das überall frei verfügbare Internet. Und kein Verbrechen wird dies ändern. Auch nicht der Angriff eines 19-Jährigen auf eine Schule in Florida, bei dem er 17 Menschen mit einem halbautomatischen Gewehr tötete – die meisten von ihnen Kinder.

Entsetzliche Routine

Es ist eine entsetzliche Routine, die nach diesen Taten einsetzt, sie folgt so sicher wie der nächste Angriff, der nächste Amoklauf: die Trauer, das Entsetzen, das Mitgefühl mit den Opfern, die Forderungen der Demokraten und des linken Amerikas, jetzt aber endlich härtere Waffengesetze zu verabschieden. Und dann folgt die immer gleiche Replik der Republikaner und Waffenbefürworter, dass kein Gesetz diese Taten verhindern könne und die amerikanische Verfassung jedem Bürger das Recht auf eine Waffe garantiere. In den Medien wird all das routiniert wegberichtet, man wird erneut viel vom “amerikanischen Albtraum” lesen können – bis Donald Trump wieder etwas twittert und die Tat in Vergessenheit gerät.

Diese amerikanische Realität ist ein selbst verschuldeter Albtraum. Es ist ein Albtraum eines Landes, das seine Kinder tötet. Und jeder, der diese Taten mit dem Verweis auf die Identität und Kultur des Landes rechtfertigt, macht sich mitschuldig. Ja, das Recht der Bürgerinnen und Bürger, eine Waffe zu tragen, ist in der US-Verfassung garantiert. Doch diese Verfassung wurde 1787 geschrieben und verabschiedet, es war ein anderes Amerika. Die Idee des zweiten Verfassungszusatzes war es nicht, in Schulen Metalldetektoren aufzustellen, um die Rucksäcke der Schülerinnen und Schüler auf Waffen zu kontrollieren. Es war ein Amerika, das sich in einem Krieg von der Kolonialmacht Großbritannien befreit hatte. “Da eine gut ausgebildete Miliz für die Sicherheit eines freien Staates erforderlich ist, darf das Recht des Volkes, Waffen zu besitzen und zu tragen, nicht beeinträchtigt werden”, heißt es im Wortlaut der Verfassung.

Die Verfassung ist keine Ausrede für schärfere Waffengesetze

Die Sicherheit eines Staates wird mehr als 200 Jahre später nicht dadurch garantiert, dass das Land mit Waffen überschwemmt wird und es keinerlei Hemmschwelle gibt, diese auch zu nutzen. Die Westküste ist nicht mehr die last frontier, in der das mühsam erkämpfte Eigentum mit Waffengewalt verteidigt werden muss. Trotzdem darf der Hausbesitzer aus der Doppelgarage heraus schießen, wenn er sich und seinen SUV bedroht sieht.

Es ist richtig, dass striktere Waffengesetze nicht verhindern können, dass Taten wie die in Florida geschehen. Sie können aber helfen, die endlose Verfügbarkeit von Waffen einzuschränken, den Zugang zu ihnen erschweren und sie können vor allen Dingen klarmachen, dass Waffen keine Alltäglichkeit sein sollten wie der Drive-thru-Bankautomat.

Die USA verlieren nicht ihre Identität, wenn sie endlich erkennen, dass Waffen für jeden Bürger nicht Teil eines Kulturguts ist, das es unbedingt zu verteidigen gilt. Das Land, seine Geschichte und sein Selbstverständnis fußen auf mehr als einem Zusatz der Verfassung. Life, liberty and the pursuit of happiness ist noch so ein zentraler Bestandteil der US-amerikanischen DNA. Das Streben nach Glück. Mit der Waffe in der Hand ist das noch niemandem gelungen. Die USA müssen das endlich begreifen, sonst werden sie aus ihrem Albtraum nie erwachen.

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