Wie „historisch“ ist Bidens F-16-Entscheidung?
Ukrainische Piloten sollen an amerikanischen Kampfflugzeugen ausgebildet werden. Der ukrainische Präsident freut sich. Aber braucht sein Land womöglich andere Waffen viel dringender?
Die Reisen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nach Saudi-Arabien und Japan haben ganz offensichtlich nicht ins Weltbild einiger Po¬litiker gepasst. Der brasilianische Staatschef Lula zum Beispiel zeigte sich unangenehm berührt von der Aussicht, die ukrainische Sicht der Dinge über die russische Aggression anhören zu müssen. Lula, der Möchtegern-Vermittler, fühlt sich durch das, was ihm von Moskauer Seite zum Thema gesagt worden ist, anscheinend ausreichend informiert.
Auch beim Treffen der Arabischen Liga dürfte der eine oder andere Potentat etwas geschluckt haben, als Selenskyj deutliche Worte über ihre bisher an den Tag gelegte Haltung fand.
Scholz: Ein Signal an Russland
Leichtes Spiel hatte Selenskyj hingegen beim Treffen mit den Repräsentanten der Kerngruppe seiner Un¬terstützer. Der amerikanische Prä¬sident Joe Biden äußerte bei dieser Gelegenheit sogar eine Botschaft, die Selenskyj „historisch“ nannte. Ob die amerikanische Bereitschaft, ukrai¬nische Piloten an Kampfflugzeugen des Typs F-16 auszubilden, diese Einschätzung verdient, muss sich erst erweisen.
Womöglich liegt Bundeskanzler Olaf Scholz nicht ganz falsch mit seiner Ansicht, diese Maßnahme sei vor allem ein Signal an Russland, dass die westliche Hilfe für die Ukraine nicht nachlassen werde. Freilich hat Scholz in dieser Frage auch vergleichsweise leicht reden, denn bei diesem Waffensystem ist Deutschland, im Gegensatz zur Diskussion über Kampfpanzer, nicht di¬rekt gefragt.
Der symbolische Wert der Pilotenausbildung erschließt sich unmittelbar. Weniger deutlich ist, welchen strategischen Wert die Lieferung solcher Flugzeuge für die Ukraine hätte. Braucht sie vielleicht andere Waffensysteme dringender als die F-16? Die bisherigen Erfahrungen des Krieges gegen die Ukraine haben gezeigt, dass Flugzeuge mit zum Verwundbarsten gehören, was heutige Streitkräfte aufzubieten haben. Insofern könnte die „historische“ Entscheidung Bidens einen höheren moralischen als militärischen Wert haben.
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