The U.S. Secretary of Defense is urgently warning against another military engagement like Iraq and Afghanistan because America can no longer afford it and the U.S. military is stressed out and exhausted.
One could never describe Robert Gates as an “unguided missile” as Americans put it – someone driven by rashness, unpredictability and recklessness. This intellectual who served more than a quarter-century in the Central Intelligence Agency’s foreign section and two years as agency director is by his very nature deliberative. He has served eight presidents and is the first Defense Secretary to survive the transition from a Republican to a Democratic administration.
And now Gates says, “In my opinion, any future defense secretary who advises the president to again send a big American land army into Asia or into the Middle East or Africa should ‘have his head examined’, as General MacArthur so delicately put it.” Gates made the statement in a speech he delivered at the West Point Military Academy, where young Americans are educated in the ways of warfare.
It was possibly the most significant speech Robert Gates ever gave during his long career as he prepares to leave his post later this year. In view of the blatant calls for the United States to intervene militarily in Libya in order to prevent another bloodbath, the speech appears to have gotten lost in the shuffle.
Gates isn’t a dove; he has never been a dove. But since taking office in December 2006, he has been a witness to the immense political, psychological and financial burdens that the land warfare in Iraq and Afghanistan have placed upon the U.S. military and American society in general. He’s also intimately acquainted with the workings of the American defense industry, which has profited enormously from these wars due to the need for a never-ending flow of supplies and weaponry to combat areas.
After nearly 10 years of a two-front war in the Middle East, the majority of the American population is stressed out and exhausted, as is the U.S. military. Gates therefore has argued for some time now that things had to change and that, in a time of nightmarish national budget deficits like the present, military budgets would also have to be scaled back.
Not because the global security situation had improved recently but because the challenges facing the United States are now more complex and unpredictable. Gates listed the dangers: “Just think about the range of security challenges we face right now beyond Iraq and Afghanistan: terrorism and terrorists in search of weapons of mass destruction, Iran, North Korea, military modernization programs in Russia and China, failed and failing states, revolution in the Middle East, cyber, piracy, proliferation, natural and man-made disasters and more.”
Gates emphasized to the West Point cadets that the United States — a nation that has maintained the most powerful military and by far the largest intelligence apparatus in the world — has never been able to predict how and where it would fight its next war. Naturally, U.S. forces should be prepared for any and all developments, but Gates doesn’t foresee the U.S. Army getting involved so quickly in a land war in a country that would entail occupying, pacifying and administering it. Most probably, U.S. military involvement in the future will be limited to air and sea operations in Asia, the Persian Gulf, or wherever needed.
The U.S. hawks are already accusing Gates of encouraging “rogue nations”, since they no longer have to fear a ground war with the United States. But most likely, they’re merely unaware of the facts or they just don’t want to accept them. The fact is the United States can simply no longer afford more land wars and the continued overextension of its military capabilities. Gates has humbly accepted that fact and his critics will someday come to the same conclusion.
Amerikas Unlust auf einen weiteren Landkrieg
BURKHARD BISCHOF (Die Presse)
04.03.2011
US-Verteidigungsminister Gates rät dringend von einem weiteren Militäreinsatz à la Irak und Afghanistan ab. Auch, weil es sich die USA nicht mehr leisten könnten. Das amerikanische Militär ist gestresst und müde.
Robert Gates war nie, was die Amerikaner als „unguided missile“ bezeichnen – einer, der unbesonnen, unberechenbar, halsbrecherisch sein Wesen treibt. Der Intellektuelle, der mehr als ein Vierteljahrhundert im US-Auslandsgeheimdienst CIA diente, zwei Jahre lang auch der Chef der amerikanischen Spione war, ist von Natur aus bedächtig. Barack Obama ist der achte Präsident, dem er dient – und Gates ist der erste Verteidigungsminister in der US-Geschichte, der einen Wechsel im Weißen Haus, noch dazu von einem Republikaner zu einem Demokraten, als Pentagon-Chef überlebt hat.
Und jetzt sagt Gates einen Satz wie diesen: „Meiner Meinung nach sollte jeder künftige Verteidigungsminister, der dem Präsident rät, erneut ein großes Landheer nach Asien, in den Nahen Osten oder nach Afrika zu entsenden, ,auf seinen Geisteszustand untersucht werden‘, wie das General MacArthur so feinfühlig ausgedrückt hat.“ Er sagte dies Ende vergangener Woche in der Militärakademie in West Point, in der jungen amerikanischen Männern das Kriegshandwerk beigebracht wird.
Es war dies vermutlich eine der wichtigsten Reden in der langen Laufbahn des Robert Gates, der in diesem Jahr noch den Posten des Pentagon-Chefs aufgeben will. Angesichts des in diesen Tagen lauter werdenden Rufs gerade auch an die Amerikaner, militärisch in Libyen zu intervenieren, um das dortige blutrünstige Regime zu vertreiben, ist diese Rede etwas untergegangen.
Gates ist keine „Taube“, war es nie. Aber seit der Übernahme des Amtes des Verteidigungsministers im Dezember 2006 hat er gesehen, welch ungeheure Lasten die Landkriege im Irak und in Afghanistan dem US-Militär, insbesondere aber der ganzen amerikanischen Gesellschaft aufbürden: politische, psychologische und finanzielle. Er kennt auch die Mechanismen der US-Rüstungsindustrie, die seit 2001 von diesen Kriegen enorm profitiert hat, weil ständig Nachschub und neue Waffen in die Kampfzonen geliefert werden müssen.
Nach fast zehn Jahren Krieg an zwei Schauplätzen des Nahen und Mittleren Ostens ist nicht nur der Großteil der amerikanischen Bevölkerung, sondern auch das amerikanische Militär gestresst und müde. Gates argumentiert deshalb schon seit einiger Zeit, dass sich die Dinge ändern müssen und dass in Zeiten eines geradezu albtraumhaften nationalen Budgetdefizits auch das Militär werde sparen müssen.
Nicht, dass sich die Sicherheitslage in der Welt zuletzt verbessert hätte, die globalen Herausforderungen für die Supermacht USA sind sogar komplexer und unkalkulierbarer geworden. Gates selbst zählte die Gefahren auf: „Neben Irak und Afghanistan, Terror und Terroristen, die Massenvernichtungswaffen in ihre Hände bringen wollen, Iran, Nordkorea, die militärischen Modernisierungsprogramme Russlands und Chinas, gescheiterte und scheiternde Staaten, die Revolutionen im Nahen Osten, Cyber-Kriegsführung, Piraterie und Naturkatastrophen aller Art.“
Aber noch nie, das schärfte Gates letzte Woche den Kadetten in West Point ein, hätten die USA richtig vorausgesehen, wo und wie sie ihren nächsten Krieg führten; das Land also, das nicht nur den stärksten Militär-, sondern auch den mit großen Abstand größten Geheimdienstapparat der Welt unterhält. Zwar sollen sich die US-Streitkräfte auf alle möglichen Entwicklungen vorbereiten, nur rechnet Gates nicht damit, dass die US-Armee so bald wieder in einem großen Land intervenieren werden, um es zu besetzen, zu befrieden und zu administrieren. Wahrscheinlich seien in Zukunft nur noch US-Militäreinsätze aus der Luft oder von der See – in Asien, am Persischen Golf oder wo immer.
Schon werfen US-Falken dem Minister vor, dass er durch diese Vorgaben „Schurkenstaaten“ nur ermutige, weil sie keine amerikanischen Bodenoffensiven mehr befürchten müssten. Aber vermutlich kennen sie die nackten Zahlen nicht – oder wollen sie nicht zur Kenntnis nehmen. Die besagen: Die USA können sich weitere Landkriege und die Überdehnung ihrer militärischen Kapazitäten schlicht nicht mehr leisten. Gates hat das geradezu demütig zur Kenntnis genommen. Und seine Kritiker werden es auch noch einsehen.
It wouldn’t have cost Trump anything to show a clear intent to deter in a strategically crucial moment; it wouldn’t even have undermined his efforts in Ukraine.