Bushs Botschafter in Berlin rechnet mit Europa ab
(234) 6. Dezember 2008
Mit dem Ende der Ära Bush ist auch die Amtszeit des US-Botschafters in Berlin, William R. Timken, vorbei. Warm wurden die Deutschen und der Diplomatie-Quereinsteiger nie miteinander. Vor seiner Abreise nutzte Timken ein letztes Mal die Gelegenheit zu einem Rundumschlag gegen Obama, Familie Clinton und Europas Medien.
Der amerikanische Botschafter in Deutschland William R. Timken jr. hat kurz vor seinem Abschied aus Berlin den zukünftigen Präsidenten der USA Barack Obama in einem Interview mit der „Welt am Sonntag“ heftig kritisiert. Dessen Berliner Rede während des Wahlkampfes bezeichnete er als eine “Riesenshow“, die abgezogen worden sei.
„Es war seine erste Reise, auf der er gleich eine Rede gehalten hat. Meine Meinung ist, wenn Sie außenpolitische Erfahrungen sammeln wollen, dann führen Sie diskrete Gespräche mit den wichtigen Leuten, statt in der Öffentlichkeit große Reden zu halten“, sagte Botschafter Timken.
Auch Obamas Bekenntnis, als Jugendlicher Drogen genommen zu haben, kritisierte der scheidende Botschafter mit den Worten: „Dass sich Obama so ungeniert zu seinem Drogenkonsum bekennt, ist in der Tat verblüffend. Es wäre wünschenswerter, wenn er und seine Frau eine Vorreiterrolle im Kampf gegen Drogen einnähmen. Wer den Top-Job im Land hat, der sollte schon ein moralisches Vorbild abgeben.“
Die Wahl Hillary Clintons zur künftigen Außenministerin sieht Timken ebenfalls kritisch – vor allem wegen ihres Ehemanns, des ehemaligen Präsidenten Bill Clinton: „Die Personalie Bill Clinton wird noch gründlich geprüft werden müssen. Da kommen bestimmt noch ein paar kniffelige Fragen auf ihn zu.“
Den deutschen und europäischen Medien wirft der Botschafter Einseitigkeit in der Berichterstattung vor: „Mir tut leid, dass die europäischen Medien so einseitig berichten, statt die herrschende Meinung zu hinterfragen. Im Fall Bush waren sie schon sehr ungerecht.“
So seien Bushs Verdienste in Afrika und bei der Terrorbekämpfung nie entsprechend gewürdigt worden. Besonders frustriert sei er darüber, dass niemand honoriere, wie eng und gut die deutsch-amerikanischen Beziehungen unter Bush und Merkel geworden seien. Sie telefonierten so oft, dass sie „extra eine Anlage für Videotelefone installieren ließen“.
Angela Merkel sei eine der ersten Personen, die Bush bei wichtigen Fragen anrufe: „Wir erleben in diesen Zeiten die engsten, reifsten, ausgeglichensten und vielfältigsten Beziehungen, die Deutschland und Amerika je hatten. Darum kann ich nicht verstehen, warum so viele Leute in Deutschland dies nicht sehen. Da liegt meine größte Frustration“, sagte Timken.
Leave a Reply
You must be logged in to post a comment.