Undramatic Pause

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Undramatische Verzögerung

VON DIETMAR OSTERMANN

Kein anderes Thema hat beim kometenhaften Aufstieg des Barack Obama eine größere Rolle gespielt als der Krieg im Irak. Seinen knappen Sieg über Hillary Clinton im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten verdankte Obama vor allem dem Umstand, dass er gegen den Krieg war, als die große Favoritin noch taktierte.

Doch in der Irakfrage verschwimmen in Washington schon seit längerem die politischen Unterschiede. Im Wahlkampf hatten die Republikaner den neuen Präsidenten noch einen Kapitulanten gescholten. In der Sache aber lagen John McCain und Obama weit weniger auseinander, als die überhitzte Rhetorik vermuten ließ. Der Rückzug ist in Washington längst breiter Konsens. Schon George W. Bush hatte einen Abzug bis Ende 2011 in Aussicht gestellt. Obama sprach im Wahlkampf von 16 Monaten. Nun soll es etwas länger dauern. Die Demokraten stöhnen auf, McCain lobt den Präsidenten. Begeht der Wortbruch? Kaum.

Die schwere Wirtschaftskrise und eine dramatische Haushaltslage in den USA werden dafür sorgen, dass die Obama-Regierung die Truppen aus dem Irak so zügig heimholt, wie man das in Washington für verantwortbar hält. In der Rezession ist der teure Krieg noch unpopulärer geworden. Auch Amerikas Generäle wollen ihre Truppen jetzt lieber in Afghanistan einsetzen.

Obama will sich mit dem Rückzug Zeit lassen, weil niemand weiß, wie stabil die Lage im Irak wirklich ist. Beruhigt, nicht befriedet lautet das Urteil der meisten Beobachter. Die USA aber werden ihre Truppen unter diesem Präsidenten aus dem Irak heimholen. Eher früher als später.

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