Verbissen kämpft der 73-jährige McCain um seine Wiederwahl und damit um eine fünfte Amtsperiode. Aber erst einmal muss er die parteiinterne Vorausscheidung der Republikaner im August überstehen.
Arizona ist ein weites, sonnenverbranntes Land, das die harte Romantik eines John-Ford-Western ausstrahlt. Es hat also seine Logik, dass sich John McCain, der einstige Präsidentschaftskandidat der Republikaner, als „Maverick“ feiern ließ, als Draufgänger, als Nonkonformist, als Rebell.
„Maverick“ – das bezeichnete ursprünglich ein Rind, das nicht gebrandmarkt ist. Auch McCain wollte sich niemals punzieren lassen. So sah er sich selbst am liebsten: als einen Senator, der über die Parteigrenzen hinweg nur seinem Gewissen verpflichtet ist und selbst seinen Parteifreunden – und sei es dem Präsidenten – den Rücken kehrt, wenn die gerechte Sache es erfordert.
„Arizona ist ein Rocky-Mountain-Staat, in dem man das Individuum betont und der Regierung in Washington Misstrauen entgegenbringt“, charakterisiert der Politologe William Ackroyd von der „Arizona State University“ den Grenzstaat. „In den USA hat Arizona den Ruf eines Neandertalstaates. Und McCain, der Vietnam-Kriegsheld, ist einer der letzten echten Helden, die wir haben.“
„McCain gehört in Pension“
Plötzlich aber will der 73-Jährige in einer hart umkämpften Schlacht um seinen Senatssitz nichts mehr von seinem Außenseiterstatus wissen, der ihm selbst bei den politischen Gegnern einstmals Respekt eingetragen hat. In geradezu grotesker Weise leugnete der Senator, dass er sich je zum „Maverick“ stilisiert hatte. Dabei trugen sein Privatjet und seine Memoiren das Attribut wie eine Auszeichnung.
Verbissen kämpft McCain um seine Wiederwahl und damit um eine fünfte Amtsperiode. Aber erst einmal muss er die parteiinterne Vorausscheidung der Republikaner im August überstehen. Das wird gar nicht so einfach, denn McCain ist in seinem Heimatstaat nicht sonderlich populär. Er gilt als abgehoben, als Washington-Insider, den Republikanern entfremdet. Viele wollen ein neues Gesicht in Washington sehen. „McCain gehört in Pension“, meinen nicht nur Demokraten, „seine Zeit ist abgelaufen.“ Und: „Er hat seit seiner Niederlage gegen Obama die Orientierung verloren.“
Tatsächlich scheint es, als habe McCain seine Niederlage gegen Barack Obama bei der Präsidentschaftswahl 2008 noch immer nicht verdaut. Seine Kampagne wirkt manchmal, als sei Obama sein Gegner im Vorwahlkampf und nicht sein republikanischer Herausforderer, der ehemalige Kongressabgeordnete J.D. Hayworth. Der Sport- und Talkshowmoderator Hayworth, der sich als populistischer Reagan-Republikaner den Konservativen anbiedert, drängt auch seinen Konkurrenten nach rechts, zu einem Duell zweier Hardliner.
Heißes Eisen Einwanderung
Auf den Highways und in den Städten prangen Poster in knalligen Lettern, die McCain als Verfechter einer sicheren Grenze ausweisen. Noch vor drei Jahren hat er sich zusammen mit dem Demokraten Ted Kennedy für eine Immigrationsreform starkgemacht und um die Hispanics gebuhlt. Jetzt hat er sich in letzter Minute auf die Seite der Anhänger eines umstrittenen Gesetzes geschlagen, das Gegner als Freibrief zur Hetzjagd auf illegale Immigranten bezeichnen. Zudem fordert er eine Massierung der Sicherheitskräfte an der Grenze zu Mexiko.
Einwanderung und Sicherheit sind bestimmende Themen im Wahlkampf, und Hayworth versucht, seinen Kontrahenten noch zu übertrumpfen, indem er den Einsatz von Drohnen und die Fertigstellung des Grenzzauns urgiert. Im Grenzland des Western Country, in dem Recht und Ordnung einst nicht viel gegolten haben, gewinnt die schlagkräftigste Parole. Für William Ackroyd steht fest: „Wer für eine Amnestie für Illegale eintritt, begeht politischen Selbstmord.“
(“Die Presse”, Print-Ausgabe, 24.07.2010)
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